Seite - 34 - in Das Schwarze Wien - Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
Bild der Seite - 34 -
Text der Seite - 34 -
34 | Ständestaat und Rotes Wien
wiesen entweder eine zusätzliche Schlafkammer oder größere Wohnküchen auf einer
Fläche von 45 bis 48 m² auf.91 Rund die Hälfte der Wohnungen des bis 1927 geplanten
Karl-Marx-Hofs,92 waren noch Kleinwohnungen mit Zimmer, Küche und Kabinett.93 Ab
1926 setzte durch die Kritik des in Wien tagenden internationalen Städtebaukongresses
und aus bevölkerungspolitischen Erwägungen ein Umdenken bei der Gemeinde ein. Die
Wohnungstypen wurden vergrößert, wobei aber teilweise die Größe der Räume gegenüber
den Gründerzeitgrundrissen reduziert wurden. Bei der ersten Type fanden sich auf 40 m²
Vorraum, Küche, Schlafzimmer und WC. Eine weitere Variante mit 49 m² wurde mit einem
zusätzlichen Wohnzimmer ausgeführt. Die größte Type mit 57 m² besaß statt eines Wohn-
zimmers einen kleiner dimensionierten Wohnraum und wartete mit einem zusätzlichen
Schlafzimmer auf.94
Die Wohnungen waren jedoch nicht wie in den Mietshäusern der Gründerzeit von
einem gemeinsamen, langgezogenen Gang aus begehbar, sondern wurden um ein Trep-
penhaus gruppiert, wodurch direkte Besonnung und Belichtung durch Fenster, die zur
Straße und zum Hof gingen, ermöglicht wurde. Außerdem waren die hygienischen Bedin-
gungen der einzelnen Wohneinheiten mittels Einleitung von fließendem Wasser und
eigenen Toiletten95 erhöht worden.96
Nach internationalem Beispiel konnten durch Normierung und Typisierung eigene
Räume für die Grundbedürfnisse – Kochen, Essen, Schlafen und Körperhygiene – geschaf-
91 Marchart, Wohnbau, 1984, S. 30.
92 Karl Ehn schuf die Gemeindebauanlage XIX., Heiligenstätter Straße 82–92 – Grinzinger Straße – Gunoldstraße – Bosch-
straße 1–19 – Halteraugasse – Geistingergasse 1 mit 1.382 Wohnungen zwischen 1927 und 1930, vgl.: Weihsmann,
Das Rote Wien, 2002, S. 398–401.
93 Weigel, Einraumwohnung, 1996, S. 112.
94 Marchart, Wohnbau, 1984, S. 30.
95 In den Mietshäusern der Gründerzeit wurde eine gemeinsame Toilette von mehreren Mietparteien benutzt.
96 Weihsmann, Das Rote Wien, 2002, S. 39 f. Abb.
4 Größte Standardwohnungs-
type des Roten Wien mit 45
m²
Grundfläche, eigener Toilette und
Badezimmer. Diese Typenwohnungen
wurden ab 1926 gebaut.
(Andreas Suttner 2016).
Open Access © 2017 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H. & Co. KG, Wien Köln Weimar
Das Schwarze Wien
Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
- Titel
- Das Schwarze Wien
- Untertitel
- Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
- Autor
- Andreas Suttner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien - Köln - Weimar
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20292-9
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 296
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918