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Das Schwarze Wien - Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
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Das Rote Wien | 35 fen werden. Auch das Mobilar unterlag einer Normierung, um den wenigen Platz in den Kleinwohnungen möglichst effizient zu nutzen. Die neuartige Form der Wohnungsgestal- tung und -einrichtung nahm weitgehend Einfluss auf die Lebensgewohnheiten der Bewoh- nerInnen.97 Insbesondere das durch die Taylorisierung aufkommende fordistische Familienbild als Grundzelle der bürgerlichen Gesellschaft führte zu einer neuen Rollenzuweisung der Frau als aus dem Produktionsprozess ausgeschlossene Hausfrau. Der ihr zugewiesene Platz war die durchrationalisierte Kleinküche.98 Dieser Ansatz wurde im Roten Wien nicht übernom- men, sondern die Wohnküche präferiert. Laut Weihsmann sollte es dadurch zu keiner Ausgliederung der Frau aus dem Familien- und Arbeitsalltag der Familie kommen.99 Die österreichische Architektin Margarete Schütte-Lihotzky, die maßgeblich an der Entwick- lung der Frankfurter Küche100 beteiligt war, betrachtet die Weiterführung der Wohnküche im Wien der Zwischenkriegszeit nüchterner. In Frankfurt am Main war deren Einführung an die Möglichkeiten des Kochens und Heizens mit Gas gekoppelt. In Wien war die Feuerstelle, die mit Holz oder Kohle geheizt wurde, Wärmepol der ganzen Wohnung. Eine Trennung von Wohnen und Kochen war aus praktikablen Gründen nicht möglich.101 Gemeinschaftliche Einrichtungen wie Bäder, Wäschereien, Hofanlagen, Bibliotheken, Kinderspielplätze und Läden, in die die Wohnungen innerhalb der Hofverbauung einge- bunden waren, sollten nach sozialdemokratischem Ideal einem Gemeinschaftsleben Vorschub leisten.102 1.2.4.2 Die Architektur der Höfe anhand ausgewählter Beispiele Die neuartige Type der Hofverbauung wurde erstmals mit dem Metzleinstaler-Hof103 von Hubert Gessner104 im V. Bezirk begonnen. Der gemeinsame Gang der Miets- und Bür- gerhäuser der Jahrhundertwende wurde zugunsten eines vertikalen Stiegenhauses mit jeweils vier oder fünf direkt daran anschließenden Wohnungen abgeändert. Dieses für ArbeiterInnenwohnungen radikale Konzept konnte sich ab 1922 in der Ausgestaltung der Gemeindebauten durchsetzen.105 Damit wurde ein sogenanntes Baumuster vorgegeben, 97 Jürgen Mümken, Kapitalismus und Wohnen – Ein Beitrag zur Geschichte der Wohnungspolitik im Spiegel kapitalisti- scher Entwicklungsdynamik und sozialer Kämpfe, Lich/Hessen, 2006, S. 110 f. 98 Ebd., S. 114 f. 99 Weihsmann, Das Rote Wien, 2002, S. 43. 100 Eine durchrationalisierte Kleinküche, wie sie im sozialistischen Wohnbauprogramm in Frankfurt am Main zur Anwen- dung kam. 101 Margarethe Schütte-Lihotzky, Warum ich Architektin wurde, Wien, 2004, S. 145–147. 102 Weihsmann, Das Rote Wien, 2002, S. 43–47. 103 V., Margaretengürtel 90–98 – Fendigasse 38–42 – Siebenbrunnengasse 87–89 – Siebenbrunnfeldgasse 13–15, 1919/20, 1923–1925, Hubert Gessner (begonnen von Robert Kalesa), vgl.: Weihsmann, Das Rote Wien, 2002, S. 217 f. 104 Kurzbiografien der ArchitektInnen finden sich mitsamt mehr oder weniger vollständigen Werksverzeichnissen in: Weihsmann, Das Rote Wien, 1985; Weihsmann, In Wien erbaut, 2005; www.architektenlexikon.at; Ursula Prokop forscht verstärkt am jüdischen Erbe der Wiener Architektur, vgl.: Prokop, Das jüdische Erbe, 2016. 105 Blau, Red Vienna, 1998, S. 177, 179.
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Das Schwarze Wien Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
Titel
Das Schwarze Wien
Untertitel
Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
Autor
Andreas Suttner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20292-9
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
296
Kategorien
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