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124 | Wien im Ständestaat
Arbeiter fraternisiert, daneben eine Frau mit Kind. Das Wohnhaus wurde erst nach dem
Anschluss 1938 fertig gestellt und durch die Anbringung des Hauszeichens von den Nati-
onalsozialistInnen vereinnahmt.484
Viele der beschäftigten Bildhauer, die uns auch bei der späteren Beschreibung der
ständestaatlichen Denkmäler wieder begegnen werden, weisen eine weitgehende Konti-
nuität vom Roten Wien bis hin zum Ende des Ständestaates auf, wie beispielsweise Siegfried
Bauer, Josef Heu, Florian Josephu-Dorouot, Johann Troyer und Anton Endstorfer. Die
Bildhauer Heinrich Scholz, Rudolf Schmidt, Otto Hofner, Franz Zerritsch, Franz Barwig
jun., Oskar Thiede, Ferdinand Opitz, Wilhelm Frass, Josef Müllner, Georg Samwald, Robert
Obsieger, Franz Seifert, Karl Stemolak, Otto Fenzl und Josef Riedl waren sogar noch nach
dem Anschluss für das nationalsozialistische Regime tätig.485 Auch Rudolf Eisenmenger,
Albert Janesch und Ferdinand Kitt arbeiteten für verschiedene politische Systeme.486
Durch die Kontinuität der KünstlerInnen vom Roten Wien bis zum Nationalsozialismus
konnten sozialromantische Handwerksszenen und Märchenmotive der sozialistischen
Kunst am Bau, insbesondere klischeehafte Abbildung von Rollenbildern, leicht in einer
ständestaatlichen und später nationalsozialistischen Ideologie aufgehen. Die Eigenart des
Umgangs mit dem sachlichen Stil in Wien scheint wegweisend, einerseits für die Zeit der
nationalsozialistischen Verwaltung, andererseits für die Nachkriegszeit, wo wiederum mit
Symbolen an den schlichten Bauten ein historischer Bezug hergestellt wurde.
484 Mistelbauer, Wohnbau, 2015, Diplomarbeit, S. 66.
485 Seiter, Idylle, in: Historisches Museum der Stadt Wien (Hg.), Das Rote Wien, 1993, S. 88.
486 Mattl, Im Namen des Staates, in: Wailand, Weh (Hg.), Kunst am Bau, 1998, S. 29.
Abb. 50 Die Darstellung der Siegfried-Sage am Haus VII.,
Mondscheingasse 9 schöpft bereits aus den Repertoire des
Nationalsozialismus. (Andreas Suttner 2012). Abb. 51 Bildhauerarbeiten von Leopold Hohl am Wohnhaus
III., Schlachthausgasse 44. (Andreas Suttner 2012).
Open Access © 2017 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H. & Co. KG, Wien Köln Weimar
Das Schwarze Wien
Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
- Titel
- Das Schwarze Wien
- Untertitel
- Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
- Autor
- Andreas Suttner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien - Köln - Weimar
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20292-9
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 296
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918