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126 | Wien im Ständestaat
der ab 1926 mit der kleinsten Type von 40 m² vorgegeben war. Die Größeren Typen von
49 m² und 57 m² wurden in den Familienasylen nicht gebaut.491
Auch die Wohnungen des Assanierungsfonds und des Kleinwohnungshausförderungsge-
setzes 1937 lehnten sich an die Größen der Familienasyle an, obwohl im KlWFG 1937
Wohnungsgrößen bis 80 m² und im Bundesgesetz über die Förderung der Errichtung von
Wohnhäusern 1938 bis 120 m² gefördert wurden.492 Beispielsweise wurden in der propa-
gandistisch verwerteten Vorzeige-Kleinwohnungshausanlage Wohnhaus zum Wassermänn-
chen V., Rechte Wienzeile 71,493 Wohnungstypen mit durchschnittlich 38 m² Gesamtfläche
gebaut. Die Grundrisse in diesem Ausweichsobjekt für delogierte MieterInnen glichen
denen der Familienasyle. Ein Vorraum mit WC führte in die Wohnküche durch die der
Schlafraum erreichbar war.494 Nur fünf Wohnungen von insgesamt 51 hatten ein zusätz-
liches Kabinett.495 In den durch die Gemeinde innerhalb des KlWFG erstellten Wohn-
bauten herrschte die Küche-Zimmer-Wohnung mit WC als Standardtype vor. Vereinzelt
gab es mit sogenannten Ledigenwohnungen auch Einzimmerwohnungen von 25 m². Trotz-
dem finden sich in der V., Wiedner Hauptstraße 103,496 VII., Mondscheingasse 9 und XIX.,
Philippovichgasse 6–10 auch Wohnungen für den Mittelstand, in zwei der Häuser sogar
mit Wohnungsgrößen von 70 bis 80 m².497
Beim letzten Kleinwohnungshaus-Projekt des Assanierungsfonds am I., Dr.-Karl-Lue-
ger-Platz 4498 wurden Wohnungen von 29 m² bis zu 73 m² errichtet. Im Durchschnitt
wiesen die Wohnungen eine Größe von rund 52 m² auf. Die kleinste Wohnung bestand
aus einem Vorzimmer von 4,3 m², von dem aus ein rund 2,7 m² großes Bad mit WC, eine
Küche mit 8 m² und ein 14 m² großes Zimmer erreichbar waren. Überhaupt zeichneten
sich die Wohnungen durch eigene Küchenräumlichkeiten aus, die statt der Wohnküche
ausgeführt wurden. Auch bei der größten Wohnung war kein Vorraum vorhanden, sondern
ein zentrales 7,7 m² großes Vorzimmer. Die Wohnung beinhaltete ein WC mit 1,5 m², ein
Bad mit 4,7 m², eine Küche mit 9,6 m², zwei Zimmer mit 17, 6 und 19,8 m² und ein Kabi-
nett von 14,5 m².499
491 Marchart, Wohnbau, 1984, S. 30.
492 Vallazza, Wir bauen auf, 1986, Dissertation, S. 209; Verordnung der Bundesminister für soziale Verwaltung, für Fi-
nanzen und für Justiz zur Durchführung des Bundesgesetzes über die Förderung der Errichtung von Wohnhäusern
(1. WFV. 1938), in: Bundesgesetzblatt für den Bundesstaat Österreich, 1938, Stück 22, Nr. 66, S. 236–238.
493 1937/38, Konstantin Peller, KlWFG 1937, siehe Bauliste.
494 Magistrat der Stadt Wien (Hg.), Wohnungs- und Siedlungswesen, 1937, S. 19.
495 Baltzarek, Bundeshauptstadt, in: Verein für Geschichte der Stadt Wien (Hg.), Wiener Geschichtsblätter, 29. Jg., Wien,
1974, Sonderheft 2, S. 80.
496 Der Bau des ausschließlich in Verantwortung der Gemeinde zu errichtende Kleinwohnungshauses wurde am 28. Okto-
ber 1937 von der Bürgerschaft beschlossen, vgl.: Trinkaus, Wohnbaupolitik, 2013, Diplomarbeit, S. 103.
497 Mistelbauer, Wohnbau, 2015, Diplomarbeit, S. 68, 88, 92, 112.
498 1936–1939, Kurt Klaudy, Georg Lippert, Anton Liebe, Assanierungsfonds, siehe Bauliste.
499 Wilhelm Wantra, Das Wiener Zinshaus – Eine Entwicklungsgeschichtliche Studie mit ausschließlicher Berücksichti-
gung der zweckbaulichen Formen, Wien, 1953, Dissertation, Abb. 22.
Open Access © 2017 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H. & Co. KG, Wien Köln Weimar
Das Schwarze Wien
Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
- Titel
- Das Schwarze Wien
- Untertitel
- Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
- Autor
- Andreas Suttner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien - Köln - Weimar
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20292-9
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 296
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918