Seite - 172 - in Das Schwarze Wien - Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
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172 | Wien im Ständestaat
Denkmal für die Gefallenen des Wehrbundes735 und des Freiheitsbundes736 von Carl Philipp.737
Die 1935 erbaute Dollfuß-Kirche auf der Hohen Wand diente ebenfalls dem Gedenken
der während des Bürgerkrieges getöteten Exekutivbeamten und Angehörigen der Wehr-
verbände.738
2.4.1.1 Denkmäler und Österreich-Ideologie
Neben den Dollfuß-Denkmälern und den Denkmälern für die Gefallenen des Bürgerkrie-
ges versuchte der autoritäre Ständestaat, konform der politischen Österreich-Ideologie, einen
Rückgriff auf die ruhmreichen Vergangenheit Österreich-Ungarns. Dabei standen jedoch, trotz
Naheverhältnis Schuschniggs zu legitimistischen Kreisen, keinerlei restaurative Gedanken
im Vordergrund. Der während des Dollfuß-/Schuschnigg-Regimes propagierte Habsbur-
ger-Mythos sollte einzig der Durchsetzung eines Österreich-Bewusstseins durch die Belebung
altösterreichischer Traditionen dienen.
In diesem Sinne wurde ab 1934 die Errichtung eines Kaiser-Franz-Joseph-Denkmals in
zentraler Lage in Wien angedacht. Dafür wurde eigens die Vereinigung zur Errichtung eines
Kaiser-Franz-Joseph-Denkmals gegründet, die unter dem Ehrenschutz des Bundespräsiden-
ten und der Bundesregierung stand.739 Dem Komitee gehörten die Spitzen der Vaterlän-
dischen Front an. Insgesamt wurden drei Wettbewerbe initiiert, von dessen Entwürfen
keiner zur Ausführung kam.
Beim ersten von der Stadt Wien ausgeschriebenen Wettbewerb 1936 wurde noch kein
expliziter Standort angegeben. Siegerprojekt war der Entwurf von Clemens Holzmeister
und Hans André für ein Denkmal am I., Michaelerplatz.
Ein zweiter Wettbewerb wurde im selben Jahr von der Österreichischen Radio-Verkehrs
AG und der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs ausgeschrieben, bei dem die
Aufstellung des Denkmals schon in eine städtebauliche Lösung für den heutigen IX.,
Votivpark und IX., Sigmund-Freud-Park740 angedacht war. Sieger waren Theiss, Jaksch
735 Der bürgerliche Wehrbund wurde am Beginn der jungen Republik als Gegenstück zum sozialdemokratischen Wehr-
verband errichtet. Damit konnte der starke sozialdemokratische Einfluss im österreichischen Bundesheer zurückge-
drängt werden.
736 Der Freiheitsbund wurde 1927 als Wehrverband der christlichsozialen Gewerkschaften gegründet. Er lag im Widerstreit
mit den Sozialdemokraten und der Heimwehr. 1936 wurde er im Zuge der Entstehung der Frontmiliz aufgelöst.
737 Erst 1992 wurde das ständestaatliche Denkmal, das nach dem Krieg bei der Küffner Sternwarte wieder errichtet wurde,
endgültig abgetragen und dem Historischen Museum der Stadt Wien übergeben, vgl.: Grassegger, Denkmäler, in: Rie-
senfellner (Hg.), Steinernes Bewußtsein I, 1998, S. 517.
738 Ebd., S. 507.
739 Ebd., S. 533.
740 Die Standortwahl wurde schon kurz nach dem Tod des Kaisers 1916 vom Architekten Friedrich Ohmann für die Errich-
tung eines Franz-Joseph-Monuments präferiert. Neben der Aufstellung eines Kaiser-Franz-Joseph-Denkmals sollten
weitere Denkmäler und ein Habsburgermuseum zur Ausführung kommen, vgl.: Seiter, Denkmäler, in: Riesenfellner
(Hg.), Steinernes Bewußtsein I, 1998, S. 416. Im Ständestaat gelangten auch wieder Habsburgerskulpturen aus den
Depots zur Aufstellung, vgl.: Vasak, Kulturpolitik, 1996, Diplomarbeit, S. 18.
Open Access © 2017 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H. & Co. KG, Wien Köln Weimar
Das Schwarze Wien
Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
- Titel
- Das Schwarze Wien
- Untertitel
- Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
- Autor
- Andreas Suttner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien - Köln - Weimar
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20292-9
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 296
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918