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Das Schwarze Wien - Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
Seite - 188 -
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188 | Wien im Ständestaat 2.4.3.3 Das Fronthaus als repräsentatives Zentrum der Vaterländischen Front Ideell wurde der Bau eines allgemeinen Verwaltungs- und Repräsentativgebäudes der Vaterländischen Front, des sogenannten Fronthauses,810 durch die Bauten verwandter politi- scher Systeme – Vorbildsysteme wie Italien und Konkurrenzsysteme wie Deutschland – gerecht- fertigt. Das als Prestigeprojekt zur Legitimation und Repräsentation des Regimes zu wertende Gebäude sollte als Zentralheim in Nähe des Bundeskanzleramtes (BKA) errichtet werden.811 Die dadurch entstehende monumentale Platzgestaltung des I., Ballhausplatzes wurde mit den gerade im Entstehen begriffenen Zentren von Berlin, Nürnberg, München, Hamburg und Rom verglichen.812 Die Dimensionen des Gebäudes und des Vorplatzes standen aber weit hinter den Planungen für den faschistischen Parteibau Casa Littoria am Gelände des Foro Mussolini zurück, die selbst noch die der überdimensionierten Reichs- kanzlei Hitlers813 übertrafen.814 Mit der Errichtung des Fronthauses wurde eine räumliche Zentralisierung der Teilver- einigungen Österreichisches Jungvolk (ÖJ) und Neues Leben sowie dem Generalsekretariat angestrebt.815 Die Ausschreibung eines öffentlichen Wettbewerbes durch die Zentralvereinigung der Architekten Österreichs wurde von der Vaterländischen Front jedoch strikt abgelehnt und damit die zentrale Entscheidung für das Projekt in Eigenregie durchgeführt.816 Clemens Holzmeister wurde mit der Planung und Durchführung des Fronthausbaues beauftragt. Dieser zeichnete sich auch für den Entwurf und die Pläne verantwortlich.817 Das Projekt genoss als neues Verwaltungszentrum des Regimes 1937/38 starke Publi- zität in dessen Mittelpunkt ein Modell des Gebäudes innerhalb seiner Umgebung am Ballhausplatz sowie die Entwurfsskizzen von Clemens Holzmeister standen.818 Angelehnt 810 Abteilung Fronthausbau der Vaterländischen Front. 811 Gründe für die Errichtung eines Fronthauses, in: AdR Sonderarchiv Moskau, Schachtel: 514/1/2584. 812 Zeitschrift des Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines, Nr. 90, Heft 3/4, Wien, 1938, S. 21. 813 Nacheinander entstanden in Berlin ab 1933 bis 1936 die Reichsbank, der Flughafen Tempelhof und das Reichssport- feld, welches sogar das Foro Mussolini an Größe übertraf. Die Entwicklung der städtebaulichen Form wurde in der Ber- liner Wilhelmstraße in den Stadtbezirken Mitte und Kreuzberg, wo sich der Sitz der nationalsozialistischen Regierung befand, weitgehend abgeschlossen. Dort entstanden das Reichsluftfahrtministerium und das Propagandaministeri- um. Den Höhepunkt stellte die neue monumentale Reichskanzlei 1938/1939 dar, vgl.: Bodenschatz, Diktatur, in: Czech, Doll (Hg.), Propaganda, Ausstellungskatalog, 2007, S. 55. 814 Bodenschatz (Hg.), Mussolini, 2011, S. 169 f. 815 Gründe für die Errichtung eines Fronthauses, in: AdR Sonderarchiv Moskau, Schachtel: 514/1/2584. 816 Korrespondenz Zentralvereinigung der Architekten Österreichs 6. Juli 1937 bis 16. August 1937, in: AdR Sonderarchiv Moskau, Schachtel: 514/1/2606. 817 Entwurf für ein Honorarabkommen zwischen dem GS der VF und Prof. Dr. Clemens Holzmeister, in: AdR Sonderarchiv Moskau, Schachtel: 514/1/2592. 818 Die Skizzen sind heute noch in der Albertina in Wien zugänglich. Das Modell ist leider nicht mehr auffindbar, weder bei den ErbInnen noch bei österreichischen Institutionen, die den Nachlass verwalten: darunter vor allem das Bauarchiv Innsbruck, die Albertina, die Angewandte in Wien, das Wien Museum, das Wiener Stadt- und Landesarchiv sowie das Österreichische Staatsarchiv. Open Access © 2017 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H. & Co. KG, Wien Köln Weimar
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Das Schwarze Wien Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
Titel
Das Schwarze Wien
Untertitel
Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
Autor
Andreas Suttner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20292-9
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
296
Kategorien
Geschichte Nach 1918
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