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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 - Eine andere Literaturgeschichte
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OpenAccess © 2019byBÖHLAUVERLAGGMBH&CO.KG,WIENKÖLNWEIMAR 68 GLAUBE UND ABERGLAUBE das Zimbrische an einen älteren Sprachstand an als die bairischen Dialekte des Stamm- gebiets zur gleichen Zeit.95 Charakteristisch ist zudem die mediale Fokussierung des Dialekts, der – nach Karin Heller – „ als fast ausschließlich mündlich gebrauchtes Kom- munikationsmittel durch Jahrhunderte hin überlebt“ 96 habe. Dementsprechend dürftig istauchdieÜberlieferungslage.97 Im uns bekannten zimbrischen Liedgut sind die geistlichen Lieder dominant ver- treten. Zwar waren Latein und Italienisch die of ziellen Kirchensprachen, doch gab es offenbar Bestrebungen, religiöse Inhalte in der Volkssprache zu transportieren.98 Ein kurzerAuszugauseinemLobgesangsolleinenexemplarischenEindruckdieserArtvon geistlicherDichtunggeben(anbeidieÜbertragungvonHeller): Bennegherüstet DarGottmit tuncheln Bolchen,unveure, PreghtetmeTondere,unvolghetdear Unvunmepodeme Aufbûûlt,untrûbetdez tiifemear; Unbéardigroozen Urranetúmmele; Unbearn'almaghtighen Pallenarmz'inthaltenberguutunstargh? Beardihefteghen Schittenba sarnt Kentzudemarmuste Baighenbearmôegte inkeen,bizzanz'margh. NetvundenReghorsten Hougavortraghe, Netvundenstarghen Gighentenzouightighkoffertigamaght Diaiseranrucken, Dieckelnepetten Biabôera inamebinte Biabachs immevéurezorloentunzermaght. Wenngerüstet derGottmitdunklen WolkenundFeuer sprichtmitDonner,gefolgt vonseinemPolternerschüttertdieErde undvomBodenaufgewühltundtrübtdas tiefe Meer. Undwerdiegroßen schrecklichenGetöse undwerdenallmächtigen starkenArmeinhaltenkann,wer istgutund stark? Werdieheftigen Blitze,diedazucken undzurArmbrustwerden, werkannweichenundihreGrenzenwissen? NichtvondenRechten hohesErdulden, nichtvondenstarken Gigantenzeigt sichdiehoffärtigeMacht, dieeisernenRücken, diestählernenBrüste? WieeinNebel imWind, wieWachs imFeuervergehenundvernichtet werden.99 Jenseits der zimbrischen Gebiete fand Dialekt auch im Dienste der unterhaltsamen Lehre, Erbauung und Ermahnung der christlichen Unterschichten ein breites Anwen- 95 Heller bemerkt zur Sprachform, sie könne „ weder dem Alt- noch dem Mittelhochdeutschen zugeordnet werden, [sei] aber auch lange nicht in jeder Hinsicht neuhochdeutsch“ (Karin Heller: Barocke Dichtung ausden7Gemeinden:ZimbrischeTexteausdem17.und18. Jahrhundert.Wien:VWGÖ1988,S.1). 96 Ebda.,S.6. 97 Hinsichtlich des soziokulturellen Status der Sprache ist hier freilich mitzubedenken, dass das Zimbrische neben das Italienische zu stellen ist, während sich das Bairische im Kerngebiet von einem Standard (bzw. einerSchriftsprachennorm)abhebt,dernurskalareUnterschiedeaufweist. 98 Heller,BarockeDichtung,S.6f. 99 EditionundÜbertragungzitiertaus:Heller,BarockeDichtung,S.62ff.;eshandeltsichumdiedortalsVer- sion B geführte Variante. Der Lobgesang ist, wie es einleitend heißt, 1796 in Asiago entstanden und dem dortigenPfarrer JosefStrazzaboscogewidmet.
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 Eine andere Literaturgeschichte
Titel
Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800
Untertitel
Eine andere Literaturgeschichte
Autoren
Christian Neuhuber
Stefanie Edler
Elisabeth Zehetner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20630-9
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
652
Schlagwörter
Germanistik, Dialektliteratur, Bairisch, Sprachwissenschaft, österreichische Dialektkunst
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800