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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 - Eine andere Literaturgeschichte
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OpenAccess © 2019byBÖHLAUVERLAGGMBH&CO.KG,WIENKÖLNWEIMAR 106 KRIEG UND FRIEDEN diffamierten typischen ‚ Haupt- und Staatsaktionen` des professionellen Theaters der Zeit (und somit auch von den bekannten, von Rudolph Payer erstmals edierten 15 Wie- ner Haupt- und Staatsaktionen) unterschied es sich durch den spezi schen Zeit- und Ortsbezug,derdenBearbeitungenitalienischerOpernlibrettimit ihremexotischen,zei- tentrückten Setting fehlt. Vielmehr hat man es hier mit einem vaterländischen Drama zutun,das imZeichenvonHerrscherlobundChristenpreissteht.Dabeiwerden– wenn auch nicht immer akkurat – die historischen Ereignisse von der Besetzung bis zum ent- scheidendenGegenschlagundderBefreiungmitallenrelevantenhistorischenPersonen detailreichausgeführt.DieSzenenwechselnzwischenderSeitederTürkenundjenerder Österreicher mit diversen Lagebesprechungen und Sitzungen, Botenentsendungen und dem allmählichen Zusammenschluss der nahenden Unterstützungstruppen; aber auch Lebensmittelknappheit, Versorgungsprobleme oder Ängste der Bevölkerung werden in diesem „ Kaleidoskop des großen Augenblicks der jüngeren Nationalgeschichte“ 21 bei- nahe dokumentarisch ins Bild gesetzt. Das Bild der Türken entspricht dabei jenem, das auchdie lyrischenBearbeitungenliefern:Siewerdenals tyrannisch,unerbittlich, furcht- ein ößend grob und roh dargestellt, auch wenn der Text nie Zweifel an der Überlegen- heitderchristlichenVerteidigerlässt.InszeniertwirdvorallemeinereligiöseOpposition zwischen Christentum und Islam: Die Stärke, Macht und Beständigkeit der Christen, durch die der Feind letztlich niedergerungen und in die Flucht geschlagen worden sei, speisesichselbstverständlichausdemrechtenGlauben,soderTenordesStücks.Gesiegt wordenseiauchundvorallemimNamenundzuEhrenGottes. Dialekt kommt über die Figur des Hanswurst ins Spiel, dessen Rede – anders als in jenen frühen ‚ Staatsaktionen` aus Stranitzkys Umfeld – auch schriftlich immer wieder deutlich regional markiert wird. Dies mag mit der zweiten Eigentümlichkeit des Stücks in Verbindung stehen: Hanswurst tritt – auch wenn er im Verlauf des Stücks die ihm typische Dienerposition einnimmt und seine Typenstilisierung beibehält („ ich bin ein barocken Welttheater bis zum Tode Nestroys. Wien: Schroll 1952, S.997); darin folgt ihm auch Janke, die aufDiskrepanzenzwischendiesemundanderenStückenausdemUmfeldStranitzkysinHinblickaufStoff, Figurenanzahl,DekorationenundArtderEinbindungdesHanswursthinweist (vgl.PiaJanke:DieWiener Haupt-undStaatsaktionendes frühen18. Jahrhunderts. In: JahrbuchderösterreichischenGoethe-Gesell- schaft 108/109/110 (2004/2005/2006), S.259– 271, hier 264). Nachdem in der jüngeren Forschung etliche Stücke des Wiener ‚ Haupt- und Staatsaktionen`-Konvoluts genetisch verortet werden konnten (vgl. Bärbel Rudin:HeinrichRademin,HanswurstsSchattenmann.Jurist,Bühnenchef,Stückeschreiber– Versuchüber eine Gründer gur des Wiener Theaters. In: Maske und Kothurn 48 (2002), H. 1– 4: Theater am Hof und für das Volk. Beiträge zur vergleichenden Theater- und Kulturgeschichte. Festschrift für Otto G. Schind- ler zum 60. Geburtstag, S.271– 301), schließt diese Diskrepanz freilich nicht die Autorschaft Stranitzkys aus. Gegen den Hamburger Heinrich Rademin (1674– 1731), den Schindler als möglichen Autor ins Spiel bringt, spicht möglicherweise die dialektale Anlage der Hanswurst gur (vgl. dazu Otto G. Schindler: Ra- demin,Heinrich. In:RudolfFlotzinger(Hg.):ÖsterreichischesMusiklexikon.Bd.4:Ober– Schwaz.Wien: Verl.derÖsterr.Akad.derWissenschaften2005,S.641).Vgl.weiterauchWalterLehr:DieszenischenBe- merkungen in den Dramen des Altwiener Volkstheaters bis 1752. Wien 1965 [Diss.]. – Helmut G. Asper: Hanswurst.StudienzumLustigmacheraufdemdeutschenTheaterim17.und18.Jahrhundert.Emsdetten: Lechte1980,S.165,382f.– BeatrixMüller-Kampel:Hanswurst-Stranitzky.ZurRevisionseinerBiographie. In: LiTheS. Literatur- und Theatersoziologie. Forschung, Dokumentation, Lehre. Webportal: http://lithes. uni-graz.at/forschung.html(letzterZugriff am11.05.2018),S.6f. 21 Hugo Aust/Peter Haida/Jürgen Hein: Volksstück. Vom Hanswurstspiel zum sozialen Drama der Gegen- wart.München:Beck1989. (ArbeitsbücherzurLiteraturgeschichte)S.54.
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 Eine andere Literaturgeschichte
Titel
Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800
Untertitel
Eine andere Literaturgeschichte
Autoren
Christian Neuhuber
Stefanie Edler
Elisabeth Zehetner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20630-9
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
652
Schlagwörter
Germanistik, Dialektliteratur, Bairisch, Sprachwissenschaft, österreichische Dialektkunst
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800