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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 - Eine andere Literaturgeschichte
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OpenAccess © 2019byBÖHLAUVERLAGGMBH&CO.KG,WIENKÖLNWEIMAR 112 KRIEG UND FRIEDEN ernschicht zu propagieren, wird aus dem dritten Teil TAusendmahl sey mir gar schen willikumb ersichtlich.30 Hier ist Hänsel inzwischen nach Belgrad gereist, wo er tatsäch- lich von Prinz Eugen ein Haus und Grund zur Rodung zugesprochen bekam. Voller Freude berichtet er seiner Gredl von der Großzügigkeit des Prinzen („ Das ist mir mein Aichel ä gnädiger Mann“ 31), den er auch zur Hochzeit in Belgrad einladen möchte. Auch der vierte Teil JU he mein Greterl es ist umb und dran, der humoristisch dörf- liche Hochzeitsbräuche skizziert und die jüngsten Kriegserfolge einbringt, arbeitet an der Legendarisierung des siegreichen Feldherrn, der Serbien wieder zum sicheren Land fürchristlicheSiedlergemachthabe. 21 Wirseyndsoguet sicherals inOesterreich/ ibleibsogerndaalsdrobn/giltmirallsgleich/ derTürckkriegt seinLebtagdieVöstungnitmehr/ darumbichmichnixmehrumbsOesterreichscher.32 PfälzischerErbfolgekrieg(1688– 1697) Die Verteufelung des Gegners, die in den Türkenliedern auf vielfältige Weise gestaltet wurde, konnte freilich auch für propagandistische Texte gegen Feindbilder des eige- nen Kulturkreises genutzt werden. Wie das folgende, 1690 gedruckte Bauerngespräch zeigt, wurden auch Gegenspieler aus dem christlichen Europa der – wie es im Titel des Drucks heißt – „ Aller-Unchristlichste[n] Schand-Brand-Greul- und Mord-Thaten“ 33 bezichtigt. Der Vorwurf galt Ludwig XIV. von Frankreich bzw. den von ihm provozier- ten Kampfhandlungen um die Pfalz, die heute u.a. als ‚ Pfälzischer Erbfolgekrieg` oder ‚ NeunjährigerKrieg`bekanntsind.ImHintergrundstandenfranzösischeAnnexionsbe- strebungen,dieindenJahrenzwischen1688und1697zukriegerischenAuseinanderset- zungen führten. In der aggressiv-agitativen Schrift wird Ludwig XIV. als ‚ frantzösischer Attila` adressiert – ein im zeitgenössischen Kontext geläu ger Vergleich.34 Der Text be- handeltdieerstenJahrederKriegsgeschehnisse, istabervorallemalsAnklagegegenden französischenKönigundseinrücksichtslosesVorgehenzuverstehen. 30 Vgl. Lustiger Discurs, Dritter Theil. Continuatio Deß Hänsel und Gredl / Wie solcher zu der Kayserl. Ar- mee abgereiset / und den Printzen Eugenium gebetten umb ein Hauß zu Belgrad / welches er ihme auch geschencket / und wie er will allda sein Hochzeit anstellen / und den Printzen auch darzu einladen: Wie solchesalles indisemLiedzuvernehmenist. IndisemJahr1717. [Wien]:AdamDamer/ imZwettl-Hof. 31 Ebda., f. 2v. 32 Vierdter Discurs, Von deß Hänßl und Gredl Hochzeit / Wie solche lustig zu vernehmen ist. Im Jahr 1717. [Wien]:AdamDamer/ imZwettelhoff, f. 2v. 33 Der frantzösische Attila, Ludovicus XIV Und dessen Aller-Unchristlichste Schand-Brand-Greul- und Mord-Thaten / Durch seine ungerechte Waffen ausgeübet / An denen Ur-alt berühmtesten herrlichen Rhein-Necker-Saar- und Mosel-Städten Gegen alle gegebene Treu / Glauben / Promessen und Accord / vorgestellet In ihren erbärmlichen Ruinen und jämmerlichen Verwüstungen / und der Teutschen Chris- tenheit / zu einem Abscheu dieses verführischen Hanen-Geschreys / samt einer accuraten Land-Charte und denck-würdigen Anhang / aller ruinirten Oerter / herausgegeben / Durch Christian Teutschmuth. 1690. 34 Er ndet sich bereits in einem von Gottfried Wilhelm Leibniz entworfenen Manifest Leopolds I., das auf einenvonfranzösischerSeite1688veröffentlichtenTextreagiert.
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 Eine andere Literaturgeschichte
Titel
Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800
Untertitel
Eine andere Literaturgeschichte
Autoren
Christian Neuhuber
Stefanie Edler
Elisabeth Zehetner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20630-9
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
652
Schlagwörter
Germanistik, Dialektliteratur, Bairisch, Sprachwissenschaft, österreichische Dialektkunst
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800