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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 - Eine andere Literaturgeschichte
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OpenAccess © 2019byBÖHLAUVERLAGGMBH&CO.KG,WIENKÖLNWEIMAR 132 KRIEG UND FRIEDEN kations guren aus dem Bauernstand repräsentieren dabei die patriotische Einstellung, die nicht von oben herab diktiert, sondern im quasi-authentischen Sprachausdruck als aus dem Volk kommend erscheint. Was hier – und bei vielen ähnlichen Bauerndialo- gen– auffällt:UntersuchtmandieStrophendarauf,wiedieRedeaufdiebeidenFiguren verteilt ist, wer also im Lied was berichtet, wird deutlich, dass die Fiktion der Berichter- stattungnichtdurchgehaltenwird;dieVerteilungderRedescheintvielmehrweitgehend willkürlich.DieFiktionimLiedzieltalsowenigerdarauf,eineauthentischeSzeneabzu- bilden und so dem Publikum vorzuspielen, wie die Sorgen des einen besänftigt werden. Vielmehr ist das Lied als dialogisch in einem anderen Sinne zu begreifen, indem näm- lichdasPublikumselbstalseingebundenvorgestelltwerdenmuss.DiezweiNamenbzw. Figuren im Lied fungieren insofern nur als Platzhalter, denen keine konsistente Rolle zugeschrieben werden muss, sondern an denen nur verschiedene Aspekte festgemacht werden, die dem Publikum angeboten werden und die Identi kationsmöglichkeiten eröffnen. Wenn dem Dialekt hier also die literarische Funktion der realistischen Ab- bildung alltäglicher Sprech- und Kommunikationsgewohnheiten zukommt, dann nicht im Sinne eines literarischen Realismus oder Naturalismus, dessen Ziel es wäre, die Fi- guren bzw. Situationen in charakteristischer Weise abzubilden. Vielmehr scheint die realistische Nachbildung dialektaler Kommunikation als identi katorischer ‚ Türöffner` zu dienen, auch im Kontext einer – ktiven und im konkreten Fall wohl auch tatsächli- chen– mündlichenVermittlung. Nicht nur feindliche Mächte stellten freilich die Rechtmäßigkeit der Thronfolge durcheineFrauinFrage.AuchdasösterreichischeVolkselbstscheintursprünglichseine Zweifelgehabtzuhaben,dieallerdingsmitdenerstenmilitärischenErfolgenimErbfol- gekriegunddererfolgreichenBewältigungderRegierungsaufgabenschwanden.Diesen Eindruck versucht zumindest das folgende Lied zu erwecken, das die Herrschaft Ma- riaTheresiasüberzugeschriebene‚ männliche`Attributerechtfertigt (auchwennfreilich herausgestelltwird,dasssiegleichwohl immernochaufdieKampfkraftderMännerzu- rückgreifenmüsse): 1 HAbmeinLebtagnievilghalten, aufdasWeiber-Regiment, habnkaumsovilKittl-Falten, alsdaßsich ihrSinnumwendt, maynsieseyndalldiebräffn, schreynundrennäuminHaus, habneinHauffen läreGschäften, richtennebenbeywenigaus. 2 Aber jetztmußichbekennä, daßoftmanchegscheydregiert weill ausallnnureinenennä: sodieCroninHungarnführt, manthutsMariaThreßl tauffä, daßmußwohleinstrall-Weibseyn, thutmitKönigumärauffä, undschlagtwiederToiffeldrein. 3 ErstenshatsderPreußangriffä drin inSchlesienunvertraut, derSachsderhat ihräzup ffä, undhatauf seinFortlgschaut, Bayrn,Frantzosenseyndäkemmä inBöhmenundOesterreich, grad,alswoltmäihralsnemmä, gsäh ihmschierderHandelgleich. 4 Manthutzwar imSprichwort sagen, vilHundseynddesHaasenTodt, hat sichdochbräfaußigschlagen, ist ihrenFeindenschieräSpott, Oesterreichhatswidägwunnä, unddashalbeBayrndazu, Preussen,Sachsenseyndäzwungä, daßsiehaimgehnindieRuhe.
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 Eine andere Literaturgeschichte
Titel
Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800
Untertitel
Eine andere Literaturgeschichte
Autoren
Christian Neuhuber
Stefanie Edler
Elisabeth Zehetner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20630-9
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
652
Schlagwörter
Germanistik, Dialektliteratur, Bairisch, Sprachwissenschaft, österreichische Dialektkunst
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800