Seite - 134 - in Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 - Eine andere Literaturgeschichte
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134 KRIEG UND FRIEDEN
Garviel ihrerSoldatendiehabenvorSchand
DenbloßenA... verdecktmitderHand.
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BetrachtmannurderTh'reselPandurenregiment!
EsseyndjavielSchön're inGalgengehenkt;
Sie seyndsovielNißundseyndsovielLäus
Katzen ndeninderganzenMonturnitdreiMäus.
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Schaueinernurd'Rothmänntleran,
Wied'Läusherumkriechen,dukanstes schaun;
EsseyndlauterRäuberundSchelmerdarbei
Gelt? schöneSoldatenhatd'Königin,wied'Säu!69
1,1 Pandurenth'resel] Panduren-Theresia`: die Panduren waren ursprünglich meist kroatische, rumänische,
ungarische oder serbische Soldaten, die die Grenze des habsburgischen Reichs gegen die Osmanen verteidig-
ten; in der Zeit des Österreichischen Erbfolgekriegs bzw. der Schlesischen Kriege waren die Panduren eine
besonders berüchtigte Einheit des österreichischen Heeres 1,3 Razen] Serben, auch griechisch-katholische
Slawen1,3 Krabat'n]Kroaten4,1 d'Rothmänntler]derroteMantelwarKennzeichenderPanduren
Die Verhöhnung der gefürchteten Panduren als rechtloses Lumpengesindel war freilich
nicht allzu weit hergeholt, hatte deren Anführer, der Obrist Franz von Trenck, seine
Männer doch aus allen Völkern des Balkans mit der Zusage angeworben, dass sie die
beim Feind gemachte Beute behalten dürften. Weitaus empörender waren dagegen die
InvektivengegendasOberhauptderTruppen,diewohlauchdeshalbsexuellkonnotiert
waren,weildasZieldesSpottsweiblichwar:
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Jetzt, gelt,dumeinTh'resel,bistg'fall'n inDreck?
Laufdunurg'schwindheimthu'nSabelhinweck!
Dusiehst ja,daßschondaherkommtderPreuß,
Sonst sichererdir indeinScheidhineinsch...
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Ha,Th'resel, imein,esdirziemlichschongraust,
WeildusogehestmitDrecknas'n inSchmaus
DenungrischenBelz, sorgst,klopfen'sdiraus
InBöhmenhastanitmehreinSch...haus.70
Freilich war auch die Gegenseite wenig zimperlich, wie etwa die Verspottung Karls VII.
in Franzl, ich hab dirs gesagt belegt, das den frischgekrönten Kaiser als Herrscher ohne
ReichundMachtbloßstellt,71 oder inGeh,Bartl,nihmeinDegen,das ihnalsrücksichts-
losenFeiglingdenunziert.72 AuchdasfolgendeLied,dassichgleichfallsvonösterreichi-
69 Hier abgedruckt nach der (sicherlich normierten) Fassung bei Ditfurth, Historische Volkslieder 1, S.58f.,
der als Quelle nur angibt: Liederbuch jener Zeit
. Zur Eroberung der Stadt 1741 und der Krönung Karl
Albrechts hat sich mit D'Stadt Prag ist eing'nommen ein zeitnahes dialektales Lied von bayerischer Seite
erhalten, vgl. Ditfurth, Historische Volkslieder 2, S.336 39. Die Eroberung von Passau 1741 thematisiert
Schau,Gori,wiegeht's zue.
70 Ditfurth,HistorischeVolkslieder1,S.59.
71 Vgl.KarlWeinhold:UeberdasdeutscheVolksliedinSteiermark. In:MitteilungendeshistorischenVereins
der Steiermark 9 (1859), S.61 84. Mit Franzl, ich will dir sagen ndet sich ein weiteres Dialektlied aus
dieserZeitediert.
72 Vgl. Leopold Schmidt: Historische Volkslieder aus Österreich vom 15. bis zum 19. Jahrhundert. Ausge-
wähltundkommentiertvonL.S.Wien:Österr.Bundesverlag1971. (WienerNeudrucke1)S.95 98.
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Buch Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 - Eine andere Literaturgeschichte"
Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800
Eine andere Literaturgeschichte
- Titel
- Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800
- Untertitel
- Eine andere Literaturgeschichte
- Autoren
- Christian Neuhuber
- Stefanie Edler
- Elisabeth Zehetner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20630-9
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 652
- Schlagwörter
- Germanistik, Dialektliteratur, Bairisch, Sprachwissenschaft, österreichische Dialektkunst
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen