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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 - Eine andere Literaturgeschichte
Seite - 135 -
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MEDIALE SCHLACHTEN UND DIE ‚ WAHRHEIT` DER PROPAGANDA 135 scherSeitegegenBayernundFranzosenwendet,machtdeutlich,dassdie„ volkstümlich eingekleidete Staatspropaganda“ 73 im Medium des Dialekts besonders erbarmungslos mitdenFeindenumging.HintergrundisthierdersehrverlustreicheRückzugderFran- zosenausPragüberEger(heuteChebimWestenTschechiens)imDezember1742.74Bei diesemLiedfällt auf,dassderTextzwardialektal ist, abervergleichsweisestark inRich- tung Standard überformt scheint – insbesondere dort, wo standardnähere Formen den metrischen und syntaktischen Anforderungen der Versform eher entsprechen. Dialekt bildet also nirgends einfach authentische Rede ab; aber umgekehrt wird noch einmal deutlich,dasser indiesemKontextdurchausbewussteingesetztwurde: 1 BAyrfürstundduäFrantzoß, köntsenckwohlkratzen inKopf, habtsgmainthabtsBöhmer-Land, aberesmüsts fortmitSchand, zuPragwerds lengergernblibn, sohatenckderHungervertribn. 2 DerFrantzosder istdiräMo, Hungä leydenister schongwohnt, wannerkommtaneinOrth, sogehterehenicht fort, biß ihnderHungävertreibt, er ist jawarlänichtgscheid. 3 z'Prag ists ihmauchäsogschen, z'Egerwirdswiedersowern, dannderFürstLokowitz, jaBruderglaubmirsgwiß, hat schonumrungädieStadt, d'Frantzosen leydengrösteNoth. 4 Eswirdnichtgar langanstehn, d'Frantzosendiewerdendirbaldgehn mitdemhungringäBauch, wernEgerbeurlaubn, werndäquittirndasBöhm, weilmävonihnanichtswillhörn. 5 Vil tausendFrantzosen inPrag, seynddirerhungert i sag, afft seyndsaufEger fort, habntgmaintanselbenOrth wernsdäbekömmäBrodundFleisch, aberes istäweitgfehlt. 6 DerGeneralFürstLokowitz zaigt ihnendenlärenSpiß, laßt ihnäkainVoglzu, d'Frantzosen liebäBue, schreyendirvonHungersosehr, daßmäsaufzwoStundweithört. 7 UnsreGeneralnundO cier könnend'Frantzoßencuriern, d'Medicin istnitgut, manlaßt ihnänichtsz'Essenzu, StuckKugel,Bommenglaubmir, das istdeßFrantzosenCur. 8 VonBayrfürstenhabntsdänechstgredt, er solt sichgfangähabngebn, istswahroderdälogn, daskanidirnicht sagn, manthut jetztwohlöfftawasredn, vonLoigndarffmäkaiMauthniemahlsgebn. 9 Fiatesbleibt schondabey, ichwünschallunsernGeneraln GsundheitundlangsLebn, darzubräffBeutdarnebn, undallenSoldatenzugleich, daßsiekeinHunger thaint leydn.75 73 KarlM.Klier:Linz imLiede. In: JahrbuchderStadtLinz(1954),S.553– 580,hier556. 74 Vgl.Klier,HistorischeLiederdes18.Jh., S.30. 75 Siben schöne Neue Gesänger (s. Anm.67), f. 1v– 2r. Ediert bei Klier, Historische Lieder des 18.Jh., S.30; vgl. auchKlier,Linz imLiede,S.556.
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 Eine andere Literaturgeschichte
Titel
Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800
Untertitel
Eine andere Literaturgeschichte
Autoren
Christian Neuhuber
Stefanie Edler
Elisabeth Zehetner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20630-9
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
652
Schlagwörter
Germanistik, Dialektliteratur, Bairisch, Sprachwissenschaft, österreichische Dialektkunst
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800