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MEDIALE SCHLACHTEN UND DIE
WAHRHEIT` DER PROPAGANDA 137
Berichte unterstellen, gehören genauso hierher wie Texte, in denen der Mangel an ver-
lässlichenNachrichtenoderdasAbwägenverschiedenerInformationenselbstdargestellt
werden.
SiebenjährigerKrieg(1756 1763)
Gut können diese Zusammenhänge an Dialektkunst zum Siebenjährigen Krieg nach-
vollzogenwerden.DieserKon ikt,der inbritisch-französischenAuseinandersetzungen
in Nordamerika seinen Ausgang genommen hatte, weitete sich im Mai 1756 zum offe-
nen Krieg aus, wobei letztlich alle europäischen Großmächte der Zeit beteiligt waren:
Auf der einen Seite standen Großbritannien und Preußen (unter Friedrich II.), auf der
anderen Seite Österreich bzw. das Heilige Römische Reich sowie Frankreich und Russ-
land.77NichtumsonstwirdinZusammenhangmitdemSiebenjährigenKrieghäu gvon
einem ersten Weltkrieg gesprochen, ging es doch um Auseinandersetzungen von glo-
baler Ausdehnung nicht nur in Mitteleuropa, sondern auch in Amerika und Indien.
Aus österreichischer Sicht stand freilich der Kon ikt mit Preußen im Vordergrund, der
seit dem Ende des Österreichischen Erbfolgekriegs weiterbestanden hatte, wobei es Ös-
terreich vor allem (und letztlich ohne Erfolg) um eine Rückeroberung des verlorenen
Schlesien ging. Die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Preußen und Öster-
reich konzentrierten sich vor allem auf Teile Mitteldeutschlands, Böhmen und Mähren,
wobei über die Jahre beide Seiten und häu g unter extremen Verlusten mehrmals
vorrücken konnten und wieder zurückgedrängt wurden, ohne dass von einer der Par-
teien entscheidende Erfolge erzielt werden konnten. 1758 war die Lage für Preußen
zunehmend schwieriger geworden, und nach der Schlacht von Kunersdorf 1759 schien
die völlige Niederlage bevorzustehen; doch auch die Gegenseite konnte nicht zum ent-
scheidenden Schlag ausholen. Erst Anfang 1762 wendete sich die Lage Preußens durch
denTodderZarinElisabeth:IhrNachfolgerPeterIII.schlosseinenFriedens-undBünd-
nisvertrag mit den Preußen und ermöglichte ihnen so, mit den frei werdenden Kräften
die Österreicher und Franzosen zurückzudrängen. 1763 kam es schließlich zum Frie-
densschluss, bei dem der Status quo ante bellum wiederhergestellt wurde. Auch wenn
der Siebenjährige Krieg als vergleichsweise gezähmte`, kontrollierte Auseinanderset-
zung gilt,78 zählt er dennoch zu den blutigsten Kon ikten des 18. Jahrhunderts: Es wird
von insgesamt über 500.000 gefallenen Soldaten und weiteren 400.000 Todesopfern bei
der Zivilbevölkerung ausgegangen.79 Dabei war vor allem die bäuerliche Bevölkerung
77 Vgl. dazu allgemein Sven Externbrink: Einleitung: Der Siebenjährige Krieg ein europäischer Weltkrieg
im Zeitalter der Aufklärung. In: Sven Externbrink (Hg.): Der Siebenjährige Krieg (1756 1763). Ein euro-
päischer Weltkrieg im Zeitalter der Aufklärung. Berlin: Akad.-Verl. 2011, S.9 26. Marian Füssel: Der
Siebenjährige Krieg. Ein Weltkrieg im 18. Jahrhundert. München: Beck 2010. Hochedlinger, Austria's
WarsofEmergence,S.330ff.
78 Vgl.Füssel,DerSiebenjährigeKrieg,S.9undExternbrink,DerSiebenjährigeKrieg,S.14.
79 Vgl. Franti ek Stellner: Zu den Ergebnissen des Siebenjährigen Kriegs in Europa. In: Prague Papers on
Historyof InternationalRelations4(2000),S.85 98,hier86.
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Buch Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 - Eine andere Literaturgeschichte"
Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800
Eine andere Literaturgeschichte
- Titel
- Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800
- Untertitel
- Eine andere Literaturgeschichte
- Autoren
- Christian Neuhuber
- Stefanie Edler
- Elisabeth Zehetner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20630-9
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 652
- Schlagwörter
- Germanistik, Dialektliteratur, Bairisch, Sprachwissenschaft, österreichische Dialektkunst
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen