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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 - Eine andere Literaturgeschichte
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MEDIALE SCHLACHTEN UND DIE ‚ WAHRHEIT` DER PROPAGANDA 141 Auch hier wird deutlich, dass aufgrund der verwirrenden Informationsfülle, die die Geschehnisse des Siebenjährigen Krieges gerade wegen der starken Medienpräsenz be- gleitete,dieWahrheitdesErzähltenbesonderswichtigist.DieAuthentizitätdesBerichts, die durch jene gewährleistet werden soll, die – wie im Lied suggeriert wird – „ däbey gewesen“ sind, bekommt besonderes Gewicht. Dem Dialekt kommt in diesen Fällen auch die Rolle zu, diese Unmittelbarkeit zu unterstreichen. Gerne wurde dafür die Fi- gurdesHeimkehrersbzw.Fronturlaubersgewählt,der inseinerMonturkaumnochvon seinen eigenen Eltern erkannt wird.88 Eine interessante Form des vermittelten Augen- zeugenberichts bietet Maurus Lindemayrs Losts auf alli Herrn, eine Kombination aus Hochzeitslied und historisch-politischem Lied, wo in der Aufführungs ktion der bäu- erlicheSprecherdenHochzeitsgästenauseinemBriefseinesSohnesvorliest,der imJahr zuvor eingezogen worden war und nun aus dem Winterquartier vor Dresden gleichsam alsKriegsberichterstatter seineEindrückewiedergibt: 1 LostsaufalliHerrn,wanns innäwölltwern ÄZeiting,mitder IdöBrautleutwill ehrn. MeinSuhnbue,der fertenänReitähatgebm, Undnoist (seiGottlob!)glücksälligbeimLebm, Derhatanmidacht, sänAufwartinggmacht NächthambsmävoDresdendösSchreibmvoniehmbracht. 2 ErschreibtäfänBogn,kainWort isdälogn, daßinsäArmee jiztaufDresdenistzogn. DortundindäselbingäganzenRevier Liegnetlä50TausendinWintäquartier. Rainbis inAprillbleibmsbaiderseits still, Weil, glaubI,däPreußselbmhoirausrastenwill. 3 DösJahr, schreibtmäBue,giengsgräusläoftzue, Ihanmä'sSoldatenlebmwährläschongnue. d'Armeehat si fünfmal ind'Schlachtmüessenstölln, d'Scharmüzl,dökannIgarselbmniemäzöhln. KainTagschierväläft,wonit rundiwerdgräft, DohhatmäkainPreußnie 'sGoraschiakäft.89 1,1 Lostsauf]passtauf,hörtzu1,2 Zeiting]Nachricht,Neuigkeit1,3 Suhnbue]Sohn ferten] imvergangenen Jahr 1,5 Aufwarting] Besuch, Gruß 1,6 Nächt] gestern (Abend) 2,3 däselbingä] demselben 2,6 hoir] heuer, dieses Jahr ausrasten] ausruhen väläft] verläuft rundi] ordentlich, richtig Goraschi] (franz. courage) Mut, Beherztheit, Schneid Hatte Lindemayr 1760 in seiner Treuherzigen Unterredung noch an Durchhaltevermö- gen und Vaterlandsliebe appelliert, sieht er in diesem 18-strophigen Lied von 1761 die allgemeine Lage bereits deutlich ernüchtert. Kurz vor Ende des Siebenjährigen Kriegs ist in seinem ebenso umfangreichen Heimkehrerlied Gotts Sagrä! wen Siech i var meinä (1763), das wieder eine Wiedersehensszene zum Ausgangspunkt des Berichts nimmt, 88 Vgl. etwa GOtt grüß enck mein Vattä und Muttä all zwey in: Siben schöne Neue Gesänger (s. Anm.67), f. 3v. 89 OberösterreichischeLandesmuseenMS284, f.5r.
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 Eine andere Literaturgeschichte
Titel
Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800
Untertitel
Eine andere Literaturgeschichte
Autoren
Christian Neuhuber
Stefanie Edler
Elisabeth Zehetner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20630-9
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
652
Schlagwörter
Germanistik, Dialektliteratur, Bairisch, Sprachwissenschaft, österreichische Dialektkunst
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800