Seite - 161 - in Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 - Eine andere Literaturgeschichte
Bild der Seite - 161 -
Text der Seite - 161 -
SOLDATENWERBUNG, ZWANGSREKRUTIERUNG UND KRIEGSLEID 161
die in den vorgebrachten widerläu gen Meinungen die zeitgenössischen Vorstellungen
spiegelt. Dabei wird Hänsel der sich ein angenehmes Leben bei guter Bezahlung und
damiteinevielversprechendeBesserungzumgegenwärtigenAuskommenerwartet als
letztlich leichtgläubige und unwissende Bauern gur gezeichnet, die ihr Leben mit ihrer
Naivität leichtfertig aufs Spiel setzt. Ohne explizit belehrend zu sein und ohne dass
einedervorgebrachtenPositionenletztlichoffen siegt` wirddamit imTextdochdeut-
lich Kritik an den Werbestrategien geübt, die die Unbedarftheit der Landbevölkerung
ausnutzenundausderenWunschnacheinembesserenLebenPro tschlagen.
1
Hänsl.
PotzBlundäLiebäBue,
hastdukaein lustdarzue,
jetzkanstduwernäher,
kansthabmänguetnMueth,
eswärMeinaeichldol,
schauhänslMürkhnäwohl,
Mirkinän jetzSoldatengöbn,
sosangtMirhabmdasBöste löbm,
göbmtunsbräffgeld indhand,
ä funglNeusgewand 2
Hiesl.128
HieslvexierMiNit,
i gehdirwohlNitMit,
undwandawärvilguetsdarbey,
dieherndätnsNöth,
söseind jasunstgleyda,
undziegntdasböstdäva,
söwurdndirsNöth lassnzue,
es seind jasonstgargschwindibuebm,
NäNäidraudirNöth:
igehdirwohlNöthMit:
3
Hänsl.
Eswäraberrechtdol,
esg elmirselbäwohl,
wanmirhetnguete täg,
wiewurdsunsdaeysowohl,
wanMähättnBierund eisch,
daswaräguettöspeiss,
wärBössäalsdashäbäräBrodt,
gehBruedämirbleibmnimmäda,
richtdudirdeinSächlzam,
gehgehnMirMitternand:
[...] 4
Hiesl.
Ich lasMiwohlNöthBrön,
ihaNäkradtaey löbm,
undwanihaltdäschossenwürd,
sohetänP fferling,
washeilffMiNachäsgeld,
wanikaey löbmmehrhet,
iwildafürdahaeimbtenbleibm,
beimbauerngsottundfuetter schnein,
undössenhärbäsBrodt,
eh iMein lebenwag,
12
Hiesl iwildässagn,
duwürstwernbräffdäschlagn,
kaperalndöseindnöthfaul
mitaeinänhöslänstabm,
wanstdu lernst sExerziern,
undwilstNöthRechtbariern,
sowernstäänPukhlwaeigäguet,
glaubduMeinhansl lieberBue,
bleibdudafürnurda
undwürnurkaeySaldat: 13
Es ligtmirwohlnixdra,
jezundraeis idävon,
werwaeiswaswürthausmir,
kanwernein leitenambt,
oft schauiaufMeintreu,
das ikriegäschensweib,
dSaldattenweibägfalntmirwohl,
dökinäntMeinaeichlkochädol,
Muesschaudas iaeinöthukriegn,
jezundwil iMäschiern:129
1,1 Potz Blundä] Ausruf des Erstaunens 1,5 Mein aeichl] Interjektion zum Ausdruck der Nachdrücklichkeit
1,6 Mürkh nä wohl] merke nur auf, pass auf, hör zu 1,8 so] wohl Schreibfehler für sö`, sie 1,9 bräff] tüch-
128 Die Sprecherrollenzuweisungen widersprechen teils der Verwendung der Namen im Liedtext. Die jewei-
ligen strukturellnicht schlüssigen NennungenentsprechendemOriginal.
129 BayerischeStaatsbibliothek,Cod.germ.7340(StubenbergerGesängerbuch),Teil2,S.172 173.
zurück zum
Buch Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 - Eine andere Literaturgeschichte"
Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800
Eine andere Literaturgeschichte
- Titel
- Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800
- Untertitel
- Eine andere Literaturgeschichte
- Autoren
- Christian Neuhuber
- Stefanie Edler
- Elisabeth Zehetner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20630-9
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 652
- Schlagwörter
- Germanistik, Dialektliteratur, Bairisch, Sprachwissenschaft, österreichische Dialektkunst
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen