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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 - Eine andere Literaturgeschichte
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OpenAccess © 2019byBÖHLAUVERLAGGMBH&CO.KG,WIENKÖLNWEIMAR 424 BRAUCHTUM UND GESELLIGKEIT Gelegenheitspoesie Neben Texten, die zuweilen jahrhundertelang in relativ gleichbleibender Form kursier- ten und in ritualisierten, jahreszeitlich de nierten oder biographischen Kontexten zum Einsatz kamen, stehen dialektale Gelegenheitstexte, die für bestimmte individualisierte AnlässeundkonkretePersonen– oftauchaufBestellungundgegenBezahlung– eigens verfasst wurden. Die Palette ist dabei groß: Zu den Feiern mit religiösem Hintergrund wie Taufe und Hochzeit wurden bereits im dritten Kapitel mundartliche Dichtungen vorgestellt, die vor allem zu Repräsentationszwecken entstanden waren und die dynas- tischen Schlüsselmomente der jeweiligen Herrscherhäuser in ein entsprechend glori - zierendes Licht setzten. Nicht staatstragend, dafür aber persönlicher und situationsge- bundener schildern die folgenden Gelegenheitslieder zu Kindlmahl und Hochzeit, zu Primiz,ProfessundAbtwahl,zuPromotion,AderlassoderauchzurFeiereinergeglück- ten Bärenjagd freudige Feierlichkeiten im bäuerlichen, bürgerlichen oder klösterlichen Umfeld. Taufmahl-undHochzeitslieder Meister dialektliterarischer Momentaufnahmen des bäuerlichen und bürgerlichen All- tagswarendieungleichenBrüderMaurusundPeterGottliebLindemayr,wiebereitsan einigen Kostproben in den vorangehenden Kapiteln gezeigt wurde. Besonders authen- tisch, detailfreudig und realitätsnah zeigen sich ihre Arbeiten dort, wo Vorkommnisse aus dem Familien- oder Freundeskreis für diverse Brauchtumsfeierlichkeiten aufgear- beitet werden. Hier wird die mundartliche Sänger gur nicht – wie sonst zumeist – als naiver,satirischgebrochenerBauernkommentatormarkiert,sondernrücktnäherandas Autor-Ich,dessenAnteilnahmeundMitgefühldeutlichzuspürenist. Als Unterhaltungseinlage für ein traditionelles ‚ Kindlmahl`, das nach Ende des Wo- chenbettszusammenmitPaten,VerwandtenundHonoratiorenimElternhausdesNeu- geborenen feierlich begangen wurde, entstand Maurus Lindemayrs reizvolles Freuden- lied Was giebts denn z' Traunkirha heut a. Anlass war die glückliche Geburt der später auch auf der Stiftsbühne aktiven Nichte des Autors, die am 19. August 1763 unter dem Namen Maria Barbara Thekla aus der Taufe gehoben wurde. Dass der Vater Joseph Gotthard Lindemayr, Hofrichter zu Traunkirchen, der Entbindung mit besonderer Un- ruhe und Sorge entgegen sah, ist verständlich: Denn Ende 1761 war wenige Tage nach seinem erstgeborenen Kind Maria Anna auch seine erste Frau Maria Theresia im Kind- bett gestorben. Nur sechs Monate später heiratete der Hofrichter erneut: Maria Barbara Hörttenhueber, Tochter des Hofrichters zu Peuerbach. Nur drei Strophen sind uns von diesem Lied überliefert. Das Fragment beginnt wie so oft mit einer Simultanbeschrei- bung der Feierlichkeiten, blickt zurück auf die Ängste des werdenden Vaters, der sich in den Wochen vor der Geburt ins Gebet üchtet, um schließlich auf die Patin Maria Barbara Desselbrunner, geborene Pösch, zu blenden. Diese war erst im Mai mit einem Gmundner Gastwirt verehelicht worden; offenbar etwas spät nach Meinung der Kinds- mutter:
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 Eine andere Literaturgeschichte
Titel
Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800
Untertitel
Eine andere Literaturgeschichte
Autoren
Christian Neuhuber
Stefanie Edler
Elisabeth Zehetner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20630-9
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
652
Schlagwörter
Germanistik, Dialektliteratur, Bairisch, Sprachwissenschaft, österreichische Dialektkunst
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800