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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 - Eine andere Literaturgeschichte
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OpenAccess © 2019byBÖHLAUVERLAGGMBH&CO.KG,WIENKÖLNWEIMAR 442 BRAUCHTUM UND GESELLIGKEIT 6 bistä schlauch'rAdvocat, muestaufboäd'nachsl'n trag'n, anderstdenck'nanderst sag'n, näsonstdiniembtacht'n thät. muest inscherz'nundin lach'n, ausß'nrechtänunrechtmach'n, laugnämuesderAdvocat, wandähanschon6mahlkrät. 7 freili sännitalli gleich, gibt ja frummi,gibt jagrechti, aberöppänomehrschlechti, idogarniemdüblzeich. werdengfahr'nwill ent iech'n, muessivondenstandwöckziech'n, meintwegnwiränadvocat, idirsgwisßnit rath'n thät.69 1,2 thains] tun sie 1,4 defendens] (lat.) sich verteidigend gwirrt] gewehrt 1,5 söxi] sechs 2,4 laist] Leisten 2,6 mein oäch'l] (Beteuerungsformel) bei meinem Eid! 2,7 offt] dann umä dum] rundherum, durch und durch 4,1 händl] Streitfälle 4,3 ringä] leichter 4,5 rog'n] Vorteil, Gewinn 4,6 greili] gräulich 6,6 ausß'n] aus dem6,8 han]Hahn7,4 üblzeich]beschuldige7,7 wir]werde DerabschließendeunmissverständlicheRatschlag,nichtdieAdvokatenlaufbahneinzu- schlagen,dadabeikaumeinerredlichbleibenkönne,warwohleinemderOberenzuviel des Guten, denn für die Aufführung wurde noch rasch eine lobhudelnde achte Strophe eingefügt, die dem frisch Promovierten das Vorbild des Vaters anempfahl. Nach einem Fortsetzungsstudium in Salzburg wurde dem frisch ernannten kaiserlichen Pfalzgrafen 1756 an der Universität Innsbruck die Doktorwürde verliehen. Als Hof- und Gerichts- advokat der Landeshauptmannschaft im oberösterreichischen Zentralraum tätig, starb Seyringernur39-jährig1773 inseinerGeburtsstadt. Auch im Unterhaltungsprogramm der alljährlichen Aderlasstage kamen nachweis- lich dialektale Scherzlieder zur Verwendung. Der Spott richtete sich dabei freilich nicht gegendieheutebefremdlichemedizinischeBehandlungsmethode,dienochbisinsfrühe 19. Jahrhundert durchaus gängige Praxis war. Als ausleitendes Verfahren der Humoral- therapie, die im Gleichgewicht der Körpersäfte den Schlüssel zur Gesundheit sah, kam der Aderlass bei einem umfangreichen Krankheitsspektrum zum Einsatz, nicht nur bei akuten Leiden, sondern auch als Maßnahme zur Gesundheitsvorsorge. An astrologisch bestimmten Tagen wurden die Venen von einem Bader mithilfe eines Schneppers ge- öffnet und etwa 100 bis 500 ml Blut entnommen. Sogenannte ‚ Aderlass-Männchen`, wie man sie auch in den damaligen Kalendern abgebildet sah, gaben an, welche Kör- perzonen unter welchen Tierkreiszeichen bevorzugt behandelt werden konnten. Dass diese Therapie als geselligkeitsfördernde Prophylaxe durchaus ihre angenehmen Seiten haben konnte, ist Thema diverser Aderlaß-Gsängl. Ein im salzburgischen Hallein 1721 gedrucktes Beispiel eines unbekannten Autors, der es dem bürgerlichen Lesepublikum seines Rätselbuchs als Zugabe angedeihen ließ, singt ein (weitgehend standardsprachli- ches)LobaufdieGesundheit, eheesdiePhlebotomie-PatientenindenletztenStrophen deutlichdialektalerzumGenussaufruft: 69 Musikarchiv Kremsmünster, G44/795. Ediert wurde die ursprüngliche, in der Mappe zweitgereihte Fas- sung (die weitgehend deckungsgleich ist mit dem Dichterautograph der Strophen 2– 7). Differenzen und Überarbeitungen der anderen Fassung lassen vermuten, dass das Lied mit entsprechenden Adaptionen nochzumindestzweimalzumEinsatzkam.
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 Eine andere Literaturgeschichte
Titel
Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800
Untertitel
Eine andere Literaturgeschichte
Autoren
Christian Neuhuber
Stefanie Edler
Elisabeth Zehetner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20630-9
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
652
Schlagwörter
Germanistik, Dialektliteratur, Bairisch, Sprachwissenschaft, österreichische Dialektkunst
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800