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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 - Eine andere Literaturgeschichte
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OpenAccess © 2019byBÖHLAUVERLAGGMBH&CO.KG,WIENKÖLNWEIMAR 490 KÖRPER UND SINNLICHKEIT all seinenAbsonderungen,Ausdünstungen,AusschlägenoderoffenenWundenwurden aber zudem auch gezielt Ängste angesprochen, dass sich die Krankheit über ‚ Mias- men` (starke üble Gerüche) ausbreiten könnte. Da darunter nicht nur (damals ohnedies noch nicht genauer erklärbare) biologisch-medizinische Effekte angesprochen waren, sondernauchpsychisch-emotionalePhänomene,29 kamdembefreiendenkathartischen LacheneinebesondereWirkungfürdie ‚ Psychohygiene` zu. Weniger brisant ist der Krankheitsbericht im wohl einige Jahrzehnte später entstan- denen, anonym überlieferten Scherzlied Her Docter i bit eng, mey göbts mir ein raht. DennimVerlaufder12Strophenwirdklar,dassdasangeblicheLeidendesPatientenim Wesentlichen‚ nur`einezunehmendeUnfähigkeitzurehemalsgargantueskenGefräßig- keit und Trinkfreudigkeit oder zur jugendlichen Kraftmeierei ist. Der ausschweifende Lebenswandel des Knechts fordert nun im fortschreitenden Alter seinen Tribut – auch dergeschicktesteArztwirdhierkeinRemedium nden: 5 KommtetwannnachdieseneinSpanferklher, kaumhalbkannichsessen, soschmecktmirnichtsmehr; Bratwürstl,diehab ichganzklafterweisgmessen, jetzkannichkaumetlichmehrEllenweisessen, zwölfMäßlWeinthätenvorZeitenmirwohl, jetzt trink ichkaum6Maß,sobin ichschiervoll. 6 VorZeithätt ichgschlaffenmitRatzen indwet, jetztkannichkaumachtStundmehrzählen inBett, undwenneimdasSchlaffenambestenthät schmecken, so thutmichderBauerzumDröschenaufwecken, undwannichdemselbenkeinGhörgebenthue, da jodlter,dahauster, er laßtmirkeinrueh. 7 Wannich jetztmeinStärck,undvorZeitenbetracht, so istshaltnatürlich,wieTag,undwieNacht; diegrößtenKrüghabichganzernsthaftangriffen, undhabdazuallzeitmeinLeibstücklp ffen; imRauffendahabichmichritterlichgwagt, daß ichoftganzTischvollmitFäustenverjagt. 8 Jetztbring ichvorzitterndenKrugkaumzumMaul, KniebrechenmirwieeinausgmergltenGaul: ich fürcht,wennichmichnicht sowackerkönntzeigen, esdärftmichderMeistervomWasenbaldkriegen, dochglaub ichnicht,daßermichd'schindenbegehrt, istd'Hautvoller löcher,wärnichtderMühwerth.30 5,3 klafterweis] zu Klafter: Längenmaß; etwa die Länge, die ein Mensch mit ausgebreiteten Armen umfas- sen kann (in Österreich∼1,9m) 5,4 Ellenweis] zu Elle: Längenmaß (Wiener Maßelle∼ 77,7m) 5,5 Mäßl] Maß: Raumeinheit (in Österreich∼ 1,4 l) 6,1 in dwet] um die Wette 6,6 jodlt] (hier) schreit, lärmt haust] 29 Vgl. Alain Corbin: Pesthauch und Blütenduft. Eine Geschichte des Geruchs. Aus dem Französischen von GreteOsterwald.Berlin:Wagenbach2005. 30 Zwey schöne ganz neue Lieder. Das erste. Herr Docta, i bitt euch, mein göbt mir än Rath, etc. Das zweyte. Nichts schlimmers istaufErden,alseineWeibsperson,etc.Gedruckt indiesemJahr. [o.O.,o.J.], f. 2v– 3r.
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 Eine andere Literaturgeschichte
Titel
Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800
Untertitel
Eine andere Literaturgeschichte
Autoren
Christian Neuhuber
Stefanie Edler
Elisabeth Zehetner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20630-9
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
652
Schlagwörter
Germanistik, Dialektliteratur, Bairisch, Sprachwissenschaft, österreichische Dialektkunst
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800