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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 - Eine andere Literaturgeschichte
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KREATÜRLICHES, KRANKHAFTES UND DER REIZ DES EKELHAFTEN 495 7 VonWeinkannidir sagneben, Jagelmerkdirswohl, kannTropfenhambsaufTafelgeben daskannisagenbeymeinLeben, Jagelmerkdirswohl, Jodelwies seynsoll. 8 OftmüssmerhaltvonTischaufstehen, Jodelmerkdirswohl, da lastdieBrautan laudengehn, hatg'schmeckt ind'NasenwieaKren, Jagelmerkdirswohl, Jodelwies seynsoll. 9 OfthambsanDrirumDrarumgmacht, Jodelmerkdirswohl, Andrirumdrarumithuedrein, daßmueßab'schissneHochzeit seyn, Jodelmerkdirswohl, Jagelwies seynsoll.37 7,3 kann] keinen 8,3 last ... an lauden gehn] atulierte laut 8,4 Kren] Krenn, Meerrettich 9,3 Drirum Dra- rum]wilderTanz(aucheuphemischfürPrügelei, inanderenScherzliedernalsAbschlussbelegt) Ein lächerlicher Bauerntanz, der wohl in eine Prügelei ausartet (auch dies ein Fixpunkt barocker Unterhaltungsdichtungen), beschließt inner ktional das als Gemeinschaftser- eignis bzw. -erregnis angelegte Geselligkeitslied, bei dem der rhythmisch akzentuierte RefrainwohlvonallenAnwesendengesungenwurde. Überblickt man das Korpus der Dialektlieder, die karnevaleske Körper, Ekelreize und despektierliche Konventionsverletzungen als komische Stimuli in den Mittelpunkt stellen,überwiegenfreilichScherzlieder,dieTabubrücheundSchamgrenzenüberschrei- tungen aus verschiedenen Bereichen kombinieren, um so ein abstoßendes Panorama gesellschaftlichenFehlverhaltenszudemonstrieren– natürlichvorallemamBeispielder unzivilisiertenunterenSchichten.DerheutezumTeilnichtmehrnachvollziehbareReiz dieser grausigen Schock-Kunst kann verschieden gedeutet werden; manche werden ihr Normbewusstsein bestätigt gesehen oder dessen kurzzeitige Aufhebung genossen ha- ben, anderen war es vielleicht Hilfe, eigene Phobien zu kontrollieren, für viele werden quasi-voyeuristische Motive zur schaurigen Unterhaltung beigetragen haben. In man- chen Fällen aber wird es auch eine bewusste Provokation des Gegners gewesen sein. Wohl nicht zufällig wird deshalb in der aus Oberösterreich überlieferten Bayerischen Hochzeit schon im Incipit ein Regionalbezug gegeben und vielleicht auch bewusst auf diebekannteSteyerischeHochzeit (vgl.Kap.6)angespielt.Hiersolltewohlder ‚ verfreun- dete` Dauerfeind durch skatologische Ausfälle, die Aufzählung von Ekelspeisen und DemonstrationenasozialenVerhaltensindergemeinsamenSprachegründlichdesavou- iertwerden.ObdernurmitGedankenstrichenwiedergegebenefünfteVersverbaleoder anderweitigeGrobheitenenthielt,kannbeiheutigerQuellenlagenichtgesagtwerden: 37 VonderbeschmiessenenBaurnHochzeit, f. 3r.
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 Eine andere Literaturgeschichte
Titel
Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800
Untertitel
Eine andere Literaturgeschichte
Autoren
Christian Neuhuber
Stefanie Edler
Elisabeth Zehetner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20630-9
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
652
Schlagwörter
Germanistik, Dialektliteratur, Bairisch, Sprachwissenschaft, österreichische Dialektkunst
Kategorien
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800