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Arbeiten im Laufe des Jabres. 25
Arbeiten im Laufe des Jahres.
Die bäuerlichen Arbeiten im Laufe des Jahres sind : Im Monate
Jänner einmal, oder vielleicht auch noch im Februar wird, wenn gute
Schlittbahn ist, der Dünger aus allen Ställen auf die Felder, die im Früh-
jahre zu behauen sind, geführt und zu einem oder mehreren großen Haufen
aufgeschichtet.
Auch wird das Brennholz in Stämmen und das Bauholz von den Bergen
herabgeschafft und heimgeführt und etwaige Sägbloche auf die Sägemühle
gebracht. Sonst ist das tägliche Geschäft in den kalten Wintertagen das Aus-
dreschen des Getreides auf der Tenne, während die Mägde unter Aufsicht
der Bäuerin in der Stube den Flachs und die Schafwolle verspinnen.
Wenn die Sonne schon etwas kräftiger wärmt und den „Gefrier"
einwenig aus dem Holze zieht, werden die Brennholzstämme aufgescheitert.
Wenn der Frühling sich anmeldet und die Erde aufthaut, wird der
Dünger, der auf den Feldern sich in großen Haufen befindet, auseinander-
getheilt, sowie auch der noch in den Ställen befindliche Dünger ausgeführt
und ausgehreitet wird. Hierauf werden die Felder umgebaut und mit
Getreide besäet. Die Saat wird eingeeggt und zuletzt das Feld mit der
Haue und dem Rechen geputzt. Die Anbauarbeit nimmt, bis sie ganz
vollendet ist, einige Wochen in Anspruch.
Es ist nun schon alles grün, die Bäume schlagen aus, und auch auf
den Bergen thaut es auf. Das ist jetzt die Zeit, wo allüberall die Zäune
ausgebessert werden. Auch geschehen die Aushesserungen an den Gebäuden.
Das Vieh wird auf die Bergweide getrieben. Eines schönen Tages nehmen
die Mägde die Schafschur vor.
Ende Mai oder anfangs Juni wird in den Alpengegenden auf die
Alpe gefahren, das heißt, die Alpenhütten werden von den Sennerinnen
bezogen und das Vieh wird auf die Alpenweiden getrieben. Auf sehr hohe
Alpen wird noch später aufgetrieben.
Im Juni wird auch Waldstreu gesammelt. Nach dieser Arbeit beginnt
das Mähen und Einführen des Heues. Dieses Geschäft kann wochenlang
dauern. Während man auf den Alpenwiesen noch heuet, beginnt im Thale
schon das Schneiden des Getreides.
Die Art, wie das Getreide geschnitten wird, ist im Murthale und
Ennsthale verschieden. Im Murthale und seinen Seitenthälern wird es
kurz vom Boden geschnitten, so dass die Stoppeln nur etwa fingerhocli
sind, im Ennsthale und seinen Seitenthälern aber hoch, so dass es fußhohe
Stoppeln gibt. Im Murthale werden die Garben zum Trocknen auf die Erde
gestellt, so dass je sechs bis neun Garben beisammen stehen, die mit einer
Garbe wie mit einem Hute eingedeckt sind und sogenannte „Tocken"
oder „Mandeln" bilden. Im Ennsthale werden die Garben auf zackige
Stangen gehängt. Die großen Stoppeln werden hier als Streu eigens abgemäht.
An Getreidegattungen kommen in Obersteiermark vor : Korn (Winter-
e d Sommerkorn), Weizen (Winter- und Sommerweizen), Gerste und Hafer.
In hochgelegenen Alpenthälern wird Weizen nicht gebaut.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 1
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.45 x 21.56 cm
- Seiten
- 496
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918