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108 Gebirge Ober6teiermarks.
Die Gebirge Obersteiermarks.
Den Haupttheil Obersteiers durchziehen die centralen Ostalpen.
Dieselben treten nach ihrer Gabelang bei der Arischarte an der salz-
burgisch-kärntnerischen Grenze in zwei Hauptzügen nach Steiermark über,
von denen der nördliche, mächtigere, zwischen Enns und Mur die Wasser-
scheide bildend, vom Hochgolling an der Westgrenze bis zum Semmering
an der Ostgrenze reicht, während der s. Hauptzug, die Wasserscheide
zwischen Mur und Drau bildend, an der dreifachen Grenze Salzburgs,
Kärntens und Steiermarks mit dem Königsstuhle die w. Landesgrenze
übersetzt und sich beim Größenberg (Größing) ö. von Obdach in zwei
Nehenzweige theilt. Während der s. Nebenzug längs der kärntnerischen
Grenze bald nach der Theilung das obersteirische Gebiet verlässt, folgt
der n. Nebenzug zuerst dem Laufe der Mur, dann jenem der Mürz und
verschränkt sich sodann bei der Semmeringgruppe wieder mit dem früher
erwähnten n. Hauptzug.
Die Hauptmasse dieser steirischen Centraikette gehört der Ur-
geb irgs format ion an; Glimmerschiefer und Gneis haben das weiteste
Verbreitungsgebiet.
Außer diesen beiden Hauptzügen der Centralalpen, welche den Kern
unseres Oberlandes bilden, nimmt den übrigen Raum, u. zw. längs der
ganzen N.-Grenze, ein Kalkalpengebiet ein, welches mit der Dach-
steingruppe im äußersten W. die Landesgrenze übersetzt, zuerst dem Laufe
der Enns, dann jenem der Salza folgt und mit dem Kalkalpenstock der
Rax nach Niederösterreich übertritt.
Centralalpen oder Urgehirge und Kalkgebirge sind nicht überall von
einander deutlich geschieden, sondern vielfach ineinandergreifend; außerdem
ist letzterem gegen S. eine geschlossen auftretende Grauwackenzone
von bedeutender Ausdehnung vorgelagert. Da das Material, aus dem ein
Gebirge sich aufbaut, die Umrisslinien, die gegenwärtige Plastik derselben,
erklärt, so lässt schon die obige Grundeintheilung unserer steirischen
Alpen die schroffen Gegensätze erkennen, welche ihre äußere Erscheinung
darbieten.
Das Urgehirge, die Hauptwasserscheide enthaltend, besteht aus
einzelnen, durch oft niedrige Joche mit einander zusammenhängenden Er-
hebungsmassen, die in breit gewölbten Formen sich abdachen. Nicht allein
die sonst geböschten Vorherge sind begrast oder bewaldet, der Mantel der
Pflanzendecke reicht selbst bis zu den Obertheilen der Hauptmassive empor.
Das Formendetail, Verschneidungen, Kanten, Kare und Risse sind durch
atmosphärische Einflüsse abgeschliffen, und nur in den höchsten Erhebungen
über 2000 m durchbricht nacktes Urgestein den Rasenteppich. Überall, bis
zu den Kammlinien brechen klare, wenn auch nicht starke Quellen hervor.
Die Formation der Seitenthäler ist eine einfache: ein stufenweises Auf-
steigen gilt als Regel, so dass man sich getrost der Führung eines Baches,
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 1
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.45 x 21.56 cm
- Seiten
- 496
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918