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Das Thal der Mürz. 139
Die Bahn tritt nun wieder knapp an die Mur und durcheilt die
Thalenge, wobei sich r. auf der Höhe die Ruine Gösting und die steil
gegen das Thal ausspringende Felsenzinne des Jungfrauensprunges zeigt.
Am Ausgange der Thalenge Halteste l le Gösting, 1. die über die
mächtigen Stromschnellen der Mur führende Weinzettelbrücke. Die Bahn
tritt nun in das Grazer Feld; 1. Schloss St. Gotthard und an dem Thal-
gelände das schöne Pfarrdorf St. Veit, darüber der breite Rücken des
Schöckels mit dem deutlich sichtbaren Touristenhause. Das Wahrzeichen von
Graz, der Schlossberg, in schroffen Wänden aufsteigend, beginnt sich über
das Häusermeer der Stadt zu erheben, ö. überragt von einer anmuthigen
Hügelkette ; w. die hohen Waldhänge des Plabutsch. Bald tritt die Bahn
in das Bereich der großen Werkstätten der Südbahn und in die ausge-
dehnte Bahnhofanlage und erreicht die Station Graz.
Das Thal der Mürz.
Den ganzen nö. Theil des steirischen Alpenlandes durchziehend und
umschlingend, und vom Ursprünge bis zur Mündung in die Mur auf
steirischem Boden laufend, bildet die Mürz einen der wichtigsten Flüsse
des Landes, und ihre Thalbildung eine der schönsten Gegenden der Steier-
mark. Ihr Quellengebiet liegt in den wilden Abstürzen der Schneealpe im
Brunnthal. Rasch gekräftigt durch wasserreiche Alpenbäche nimmt sie,
den Gebirgsstock der Schneealpe umziehend, zuerst unter dem Namen
„Kalte Mürz" eine nw. Richtung, bildet kurze Zeit die Landgrenze
gegen Niederösterreich, um sich sodann s. gegen das reizend gelegene Holz-
knechtdörfchen F r e i n zu wenden, vor welchem sie die aus dem Neuwalde
in Niederösterreich kommende „Stille Mürz" aufnimmt. Unmittelbar hinter
dieser kleinen Thalweitung durchbricht die Mürz in der berühmten,
wildromantischen Felsenklamm des Todten Weibes die Gebirgsmassen
und erreicht das Dorf Mürzsteg , wo sie den starken, von Niederalpel
kommenden Dobreinbach aufnimmt. Von hier nimmt die Mürz im all-
gemeinen, eine kurze n. Wendung ausgenommen, einen sö. Lauf und
erreicht, ein herrliches, tief eingeschnittenes Gebirgsthal bildend, den
Flecken Krampen und die große Ortschaft Neuberg, am südlichen Fuße
der Schneealpe, hier zum erstenmale ihre Kraft zum Betriebe mächtiger
Eisenwerke erprobend. Hier wendet sich das prächtige Alpenthal immer
mehr gegen S. und erreicht über das Dorf Kapellen den großen Markt
Mürzzusch lag , von wo nun die Thalerweitung der Mürz erst den
Namen Mürzthal annimmt.
Bis hieher bildet die forellenreiche Mürz ein frisches, krystallhelles,
tiefgrünes echtes Gebirgswasser, bald wild schäumend über bemooste Felsblöcke
hinjagend, bald wieder von Hochwald umschattet, smaragdgrüne Tiefen in
ausgewascheneu Schluchten bildend. Wilde Felsenschroffen umklammern
oft die rauschenden Wässer, bis ihnen wieder der die Thalwände auf-
strebende Wald das Geleite gibt; so wechseln die Landschaftsbilder, bis
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 1
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.45 x 21.56 cm
- Seiten
- 496
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918