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Das Thal der Mürz. 141
Wo sich die Straße, durch die Fluten der Mürz bedrängt, hart
an die Berglehne schmiegen muss, schauen Burgen, heute in Ruinen ver-
sunken, malerisch aus den Waldeswipfeln von den Höhen weit ins Land,
während im Thalgrunde zahlreiche wohnliche Schlösser mit prächtigen
Lustgärten sich aneinanderreihen.
Uralte Bergmannssagen und Überlieferungen erzählen schon von
dem Reichthume an Erzen des oberen Mürzthales und seinen Seitengräben,
und in den ältesten Urkunden wird schon der Eisenindustrie als eines
längst bestandenen Gewerbes gedacht.
Die schon von den Heiden betriebenen Bergwerke in Altenberg,
Semmering und Veitsch lieferten nicht nur treffliche Eisenerze, sondern
auch Silber- und Bleierze, sowie Magnesit, und die fröhlichen Wässer
der Mürz wurden nie müde, von Mürzsteg bis Bruck hinab zahlreiche
Eisenhämmer zu treiben. Aber auch ein großes Braunkohlenlager mit
fossilen Pflanzenabdrücken, wie sie nach Dr. Ungers Ausspruch vielleicht
in keinem Orte der Welt schöner gefanden werden, hat die Dilluvial-
periode im Becken von Parschlug im unteren Mürzthale eingebettet.
Nirgends stand die weltberühmte s t e i r i s c h e Sensenindustrie
in solcher Blüte, wie im Thale der Mürz, und in Kindberg war der Sitz
der ganzen Innung der Sensenschmiede Obersteiers.
Werfen wir schließlich noch einen Blick auf die ersten Anfänge
der Cultivierung und Besiedelung des Thaies, so finden wir von den
Römern außer einem sporadischen Münzenfunde in Mürzzuschlag, keine
Spur ihrer Anwesenheit im Mürzthal, doch ist der Mürzfluss schon 860
(als Moriza, Murze, Moroviza), das Mürzthal im Jahre 1148, der Mürzgau
im Jahre 1023, die Grafschaft des Mürzgaues 1103, und des Semme-
ring 1141 urkundlich erwähnt. Ebenso lässt sich schon in der Milte
des 12. Jahrhunderts die Existenz der meisten größeren Orte im Mürz-
thale urkundlich nachweisen; so finden wir den Ort Spital am Semmering
im Jahre 1160, Kapellen 1136, Krieglach (Krugellache) 1148, Mittern-
dorf 1139, Wartberg 1185, Pichlwang bei Wartberg 1157, Kindthal
bei Kindberg 1190, Kindberg (Chindeberch) Burggrafen 1185, Mürzhofen
(St. Lorenzen) Pfarre, 1163, St. Marein, Kirche, 1103, Selsnitz bei
St. Marein 1150, Kapfenberg (Chaffenberch) Burg (castrum) 1183, Schergen-
dorf bei Kapfenberg 1160, Diemlach bei Kapfenberg 1023, Pöglhof bei
Bruck (St. Georgen an der Laming) 1114, Bruck (Prucca) 860, zuerst
urkundlich erwähnt.
Das Mürzthal bildete eine eigene Grafschaft (comitatus Mürzthal),
zu welcher auch Aflenz (Avelnize), das uralte Krongut der Herzoge von
Kärnten aus dem Hause der Eppenstein, gehörte. Sie gehörte zum Mürz-
gaue, welcher das ganze Flussgebiet der Mürz, mit Ausschluss des oberen
Lamingthaies und des oberen Salzathaies, bis zur Mündung des Bärnbaches
umfasste. Die ältesten Kirchen und Pfarrsprengel waren zu Aflenz, dessen
Sprengel sich bis über Maria-Zell hinaus erstreckte, und St. Lorenzen bei
Mürzhofen. Wahrscheinlich bestand auch schon im 12. Jahrhunderte eine
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 1
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.45 x 21.56 cm
- Seiten
- 496
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918