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Mürzzuschlag. 151
Familien. Bereits im J. 1462 findet sich zu Marburg a. d. Drau ein Hans
Pommer; dieser war ein einflussreicher Rathsbürger und seines Zeichens ein
Binder. Dessen Nachkommen betrieben in Marburg bis zum J. 1845, also nahezu
durch 400 Jahre, ununterbrochen das genannte Handwerk. Josef Pommer
(geb. 1765, f 1845), welcher als der letzte Binder dieses Stammes erscheint,
ließ seiDe drei Söhne studieren und es gieng also die durch Jahrhunderte hin-
durch so erfolgreich betriebene Binderei ein. Der eine Sohn, Franz, der Vater
des Dr. Josef Pommer, widmete sich in Graz dem Studium der Rechte, war sodann
zu Kainberg bei Graz, zu Leoben, Bruck, Mürzzuschlag, Laibach und Cilli beamtet,
und starb 1876 in letztgenannter Stadt als Landesgerichtsrath i. R. Seine Gattin
Maria übersiedelte bald nach der Geburt ihres Sohnes Josef nach Graz und folgte
hernach, als ihr Gemahl als Rathsecretär nach Laibach berufen wurde, dem-
selben dorthin mit ihren zwei Söhnen Josef und Gustav, welch letzterer gegen-
wärtig Professor der pathologischen Anatomie zu Innsbruck ist. Josef Pommer
machte die Volksschule als Privatist in Graz, besuchte daselbst auch die erste
Gymnasialciasse und legte hernach, nachdem er zu Laihach, Cilli und Marburg
seine Gymnasialstudien fortgesetzt hatte, im August 1864 in jener Stadt, in
welcher sein Geschlecht durch so lange Zeit ansässig war, die Reifeprüfung ah.
Im Herbste desselben Jahres bezog er die Universität zu Wien und verlegte sich
vornehmlich auf philosophische Studien. Bei diesen war er namentlich bestrebt,
die Anschauungen Schopenhauers kennen zu lernen; durch ihn wurde er Kant zuge-
führt, vertiefte sich nun in die Werke dieser und anderer Philosophen und es
lenkte so sein Denken für die ganze Lebenszeit in die Bahnen der Philosophie
ein. Manch treffliche Arbeit hat Dr. Pommer als Ergebnis seiner Thätigkeit
auf diesem schönen Gebiete veröffentlicht, so: „Zur Abwehr einiger Angriffe auf
Kants Lehre von der synthetischen Natur mathematischer Urtheile" (1873,
IX. Jahresbericht des Mariahilfer Communal-Real- und Obergymnasiums in
Wien), „Beispiele und Aufgaben zur Lehre vom kategorischen Syllogismus,,
(Wien, bei Holder 1884), Beispiele und Aufgaben zur Lehre von den Folgerungen
(Wien,' hei Holder 1890). Jetzt beabsichtigt er die Herausgabe einer „Sammlung
von Aufgaben und Beispielen zum Logikunterrichte" ; bereits durch 15 Jahre
beschäftigt ihn diese Arbeit. Den ursprünglichen Plan, eine Professur der Philo-
sophie anzustreben, musste Pommer fallen lassen; er wurde jedoch im Sommer 1870
Doctor der Philosophie und trat bald darauf als Erzieher in ein adeliges Wiener
Haus ein. Seine philosophischen Bestrehungen setzte er immer fort, legte im
J. 1871 die Staatsprüfung für das Gymnasiallebrfach aus philosophischer Propä-
deutik, Mathematik und Physik ah, kam im Herbste dieses Jahres als Probe-
candidat an das Mariahilfer Real- und Obergymnasium im Wien und verblieb
daselbst noch bis Ende des Schuljahres 1873 als Supplent. Im November dieses
Jahres legte Dr. Pommer auch die Prüfung aus dem Deutschen für das ganze
Gymnasium ab und wurde im Juni 1874 zum Lehrer am k. k. Gymnasium zu
Linz ernannt. Er zog aber die ihm im September desselben Jahres vom Wiener
Gemeinderathe verliehene Lehrstelle für deutsche Sprache, philosophische Propä-
deutik, Physik und Mathematik am Mariahilfer Real- und Obergymnasium vor
und verzichtete auf den Linzer Posten. Seit jener Zeit wirkt nun Dr. Pommer
an der genannten Wiener Communalanstalt. An der Gründung des „Deutschen
Volksblattes" in Wien war Dr. Pommer gleichfalls betheiligt und leitete auch
einige Zeit hindurch die „Schul-" und „Frauen-Zeitung" dieses Blattes und
im J. 1889 das Feuilleton. Unter dem Zeichen —e— schrieb er Theater-
kritiken und Musikberichte; von den ersteren erregten insbesondere seme
eigenartigen Besprechungen des Gastspieles der „Münchener" am Theater an der
Wien, sowie die Kritiken der Stücke „Die Jüdin von Toledo", „Der Fall Cle-
menceau" und „Die Kreuzelschreiber" Aufsehen. Schon als fünfzehnjähriger
Knabe hatte Dr. Pommer das deutsche Volkslied mit seinem natürlichen Zauber
mächtig angezogen und um Volkslieder sammeln, aufschreiben und setzen zu
können, nahm er schon als Gymnasiast Unterricht in Harmonie- und Compositions-
lehre bei dem Organisten der Stadtpfarrkirche in Cilli, J. Zinnauer, und betrieb
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 1
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.45 x 21.56 cm
- Seiten
- 496
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918