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Höherzahlende, eine Zelle für Irrsinnige, ein Z. für die Wärterin und das mit
den neuesten technischen Einrichtungen versehene Operationszimmer. In den Kranken-
zimmern dieses Tractes sind 55 Betten mit je 32-90 m3 Luftraum bei Normal-
belag und 71 Betten mit je 25-48 m3 Luftraum bei Nothbelag aufgestellt. Im
ersten Stockwerke befinden sich zehn allgemeine Krankenzimmer, zwei Z. für Höher-
zahlende, ein Badezimmer, nebst Räumen für das Wartepersonal, Theeküchen etc.
Bei Normalbelag sind 83 Betten mit je 32-22 m3 Luftraum und bei Nothbelag
107 Betten mit je 25 m3 Luftraum aufgestellt. Die Höhe der Krankenzimmer
beträgt in beiden Stockwerken 4 m. Die Pläne zu sämmtlichen Gebäuden stammen
vom Landesingenieur A. Rossmann.
Isolierhaus. Dasselbe umfasst vier Z. mit 16 Betten, eventuell bei Noth-
belag mit 22 Betten, zwei Wärterzimmer, eine Küche, ein Badezimmer und ein
Depot und gestattet eine vollkommene Isolierung der Kranken und des Warte-
personales. Wirtschaftsgebäude. Dasselbe umfasst die Wäscherei sammt
Trockenkammer, Remisen, Schwein- und Hühnerstall.
Sämmtliche Krankenbetten sind von Eisen und mit Drahtnetzeins ätzen ver-
sehen, sowie die gesammte Einrichtung den heutigen hygienischen Anforderungen
entsprechend ist. Eine ausgedehnte Parkanlage für die Reconvalescenten umgibt
die Anstalt, deren sämmtliche Räume telegraphisch verbunden sind.
Die Anfänge eines allgemeinen Krankenhauses in Bruck reichen bis in das
J. 1824 zurück, zu welcher Zeit in dem 1467 erbauten Bürgerspitale ein Zimmer
als Stadtkrankenzimmer eingerichtet wurde. Im J. 1844 wurde ein zweites Zimmer
zu diesem Zwecke eingerichtet und wurde die Anstalt mit Erlass der k. k. Statt-
halterei vom 7- April 1857, Z. 5029, als öffentlich erklärt. Die Anstalt hatte
damals 24 Betten in 3 Z. Aber erst die Bestimmungen des Landesgesetzes vom
12. Februar 1872, welches die öffentlichen Krankenhäuser Steiermarks als selbst-
ständig erklärte, sie aus dem Verbände der Gemeinden loslöste und unter die
Oheraufsicht des Landesausschusses stellte, veranlassten eine, den geänderten
Zeitverhältnissen entsprechende Reorganisation des Krankenhauswesens in Steier-
mark und führte auch in Bruck vorerst zur Erwerbung einer eigenen Anstalts-
realität. Das zu diesem Zwecke (1874) angekaufte stockhohe Haus enthielt Raum
für 67 Krankenbetten. Am 1. Jänner 1876 wurde bei der Verköstigung die eigene
Regie eingeführt und am 1. Jänner 1880 der Wartedienst Schwestern der Con-
gregation vom heil. Kreuze übertragen. Allmählich genügte aber auch diese Anstalt
dem Frequenzbedürfnisse nicht mehr (Zahl der Kranken 1874 372, 1886 1283)
und wurden infolgedessen die vorher erwähnte Realität erworben und daselbst
mit Berücksichtigung aller neuesten technischen Erfahrungen eine neue Anstalt,
welche zu Ehren des Kronprinzen „Rudolfsspital" getauft wurde, erbaut.
Die feierliche Schlussteinlegung wurde am 28. October 1887 von dem
durchlauchtigsten Kronprinzenpaare persönlich vorgenommen und die Anstalt am
nächsten Tage ihrer Bestimmung zugeführt.
Im ersten Jahre des Bestandes der neuen Anstalt (1888) ergab sich eine
Frequenz von 1800 Kranken mit 41.500 Verpflegstagen, wovon 57-5 °/0 auf Kosten
des steiermärkischen Landesfondes behandelt wurden.
Bürgerspital mit St. Martinskapelle. Am Westende der Stadt,
dicht an der Mur, liegt das 1467 erbaute sogenannte Bürgerspital, das städtische
Armenhaus, welches jüngst sehr wohnlich umstaltet wurde. Daselbst wurde auch
ein gut eingerichtetes öffentliches Warmbad nebst nettem Kärtchen hergestellt,
dessen Erträgnisse dem Armenhause zufließen.
Mit dem Spitale in Verbindung steht die ursprünglich 1331 errichtete
St. Martinskapelle, welche jedoch in ihrer heutigen Gestalt gleichzeitig mit dem
Spitale (um 1467) erbaut worden sein dürfte. Die kleine spätgothische Kapelle
besitzt im Schiffe ein zwei Joclie umfassendes Sterngewölbe und hübsche Ver-
zierungen an den Quergurten. Das meisterhaft gemalte Holztafelbild der Kapelle
(den heil. Martin darstellend) wurde gegen Eigenthumsvorbehalt dem Landesmuseum
in Graz überlassen.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 1
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.45 x 21.56 cm
- Seiten
- 496
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918