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Auge fasst, so wird ihre ausgezeichnete strategische und commerzielle Position
sogleich klar. Im 0. durch die knapp an die Berglehne sich andrängende Mürz,
im S. durch die starken Wassermassen der Mur, die im tief eingeschnittenen
felsigen Bette dahinschäumt, im N. durch den heute die Ruinen der Veste
Landskron tragenden, gegen die Stadt ausspringenden Schlosshügel geschützt und
beherrscht, bot nur ihre schmale W.-Front eine angreifbare Stelle. So bildete
Bruck, au der Vereinigung der zwei wichtigsten Thäler Obersteiers gelegen, den
Schlüssel für einen von Unter- und Mittelsteier nach dem Oberlande vordringenden
Feind, zur Eroberung dieses Landestheiles, und zugleich den Knotenpunkt zweier
wichtiger Handelswege.
Schon unter Albrecht dem I., dem Sohne Rudolfs, gegen welchen sich
wegen Verweigerung der Bestätigung der Landhandveste der steirische Adel im
Bunde mit dem Erzbischofe von Salzburg und Herzog Otto von Bayern empört
hatte, fand Bruck Gelegenheit, die Stärke seiner neuen Wekrbauten zu erproben.
Im raschen Siegeslaufe drangen die Verbündeten, Rottenmann und Leoben er-
obernd und Admont verwüstend, gegen Bruck vor, wo sie am 17. Februar 1292
anlangten. Die Bürger, treu zu Albrecht haltend, sandten Eilboten an den Herzog,
zogen die Brücken auf und beschlossen, ihre Stadt mit allen Kräften zu ver-
theidigen. Herzog Albrecht, von der Gefahr unterrichtet, eilte von Wien sogleich
zum Entsätze herbei, ließ seinem Heere durch 1200 Bauern einen Weg durch
die Schneemassen des Semmeringpasses bahnen und rückte das Mürzthal herab.
Inzwischen wurde die von Hermann v. Landenberg vertlieidigte Stadt hart be-
drängt, doch wusste der Rath der Stadt durch klug berechnete Übergabsver-
handlungen die Belagerer so lange hinzuhalten, bis einerseits unter ihnen Un-
einigkeit ausbrach, und die salzburgischen und bayrischen Verbündeten am 3. März
abzogen, andererseits aber auch Herzog Albrecht vor Bruck einlangte und nach
siegreichem Gefechte in die getreue Stadt einzog, während Landenberg die Truppen
des steirischen Adelsbundes verfolgte, bei St. Benedicten ob St. Lorenzen im
Murtliale einholte und Friedrich v. Stubenberg gefangen nahm. Albrecht bestätigte
hierauf der treuen Stadt ihre alten Privilegien und erweiterte ihre Freiheiten.
Im J. 1301 stiftete und erbaute Ulrich Graf Montfort das Minoritenkloster
sammt Kirche zu Bruck; ddto. Judenburg 10. August 1320 verlieh Friedrich III.
der Stadt den Martinijahrmarkt mit den Rechten wie Graz und Leoben. Im
J. 1327 erscheinen zuerst Juden in Bruck ansässig, ddto. Bruck 1347 gestattet
Albrecht den Bürgern die Zulassung von drei Bierbrauern. Im J. 1365 verordnete
Rudolf IV., dass der Adel und Clerus gleich den Bürgern Steuern zahlen müsse.
Pfarrkirche war die Kirche in St. Ruprecht außer der Stadt, die 1413 neuerdings
consecriert wurde. Um 1422 wurde das Bürgerspital errichtet. 1424 am 10. Juni
starb Ernst der Eiserne in Bruck, wo auch in der Stadtpfarrkirche seine Ein-
geweide beigesetzt wurden. 1428 verlieh Kaiser Friedrich dem Rathe der Stadt
die Veste Landskron oh Bruck mit dem Rechte der Wiedereinlösung.
Im J. 1461 brannte der größte Theil der Stadt, die schon 1382 durch
Feuer stark gelitten hatte, ab. Kaiser Friedrich bewilligte jedoch hierauf den
Bürgern zum Wiederaufbaue ihrer Häuser und der Stadtwehren die Einhebung
eines Pfennigs Vorfahrtsgeld für jeden gefassten Saum, einen zweiten Jahrmarkt
auf den Sonntag vor Pfingsten, und verordnete überdies ddto. 12. März 1471,
dass alle beladenen oder unheladenen Wägen in Bruck übernachten müssen.
Im J. 1475 wird in den landesfürstlichen Privilegien zuerst der Eisenhämmer in
der Laming bei Bruck erwähnt. Im J. 1480 erfolgte der Türkeneinfali. Im J. 1484
verlieh Kaiser Friedrich die landesfürstliche Burg Landskron pflegweise an Hans
Raseckh und bewilligte 1488 ddto. 12. März den Bürgern, sich von nun an stets
auch einen Bürgermeister zu wählen und die Stadtschriften mit rotliem Wachs
zu siegeln. Im J. 1496 wurden die Juden aus Steiermark verbannt. Kaiser
Maximilian gestattete den 6. April 1503 den Bürgern die Errichtung von Sensen-
und Messerschmieden und ertheilte ihnen ein auf den Stadtnamen Bezug nehmendes
Stadtwappen. Im J. 1506 erscheint Franz Färber als Pfändinhaber von Lands-
kron. Im J. 1510 brannten 52 Häuser der Stadt ab.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 1
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.45 x 21.56 cm
- Seiten
- 496
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918