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zwischen den französischen Generalen und der Bürgerschaft und verhinderte
derselbe namentlich den Abbruch beider Brucken.
Bei diesen Invasionen führten die Franzosen alles Geschütz der Stadt fort.
Über Bitte der Bürgerschaft befahl jedoch Kaiser Franz mit Hofkanzleidecret
vom 3. März 1815, der Stadt sechs eroberte französische Kanonen, in den J.
1792—1793 in Paris gegossen, zu überlassen.
Im J. 1818 löste sich das Kapuzinerkloster freiwillig auf. Im J. 1819
wurde das hübsche städtische Theater größtentheils aus dem Materiale der Ruine
Landskron erbaut. Im gleichen Jahre wurde eine Kreisdruckerei in Bruck errichtet
und dem Jakob Yeith verliehen. Im J. 1833 wurde das Knabenerziehungshaus
des Regimentes Piret nach Bruck in die Räume des Kapuzinerklosters verlegt,
1842 aber wieder von hier transferiert.
Auch die Landesfürsten Kaiser Franz I. und Ferdinand mit ihren Gemahlinnen
besuchten oft Bruck, u. zw. ersterer am 11. September 1807 und am 2. Jänner
1821, letzterer am 4. September 1837, 6. August und 25. October 1838, 30. August
und 16. September 1841, bei welchen Anlässen stets großartige Festlichkeiten
veranstaltet wurden.
Am 21. October 1844 begrüßten die Kanonen der französischen Republik
von der Veste Landskron die ersten Locomotiven (mit Namen „Eisenerz", „Vordern-
berg" und „Leoben") auf der eröffneten Staatsbahnlinie Mürzzuschlag - Bruck - Graz
mit ihrer gewaltigen Donnerstimme den Anbruch einer neuen Zeit, die Um-
wälzung aller durch Jahrhunderte unverrückbar ererbten socialen und wirtschaft-
lichen Verhältnisse verkündend, und aus weiter, endlos weiter, nebelhafter Ferne
tönten als Echo die Worte zurück: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.
Bruck besitzt eine ganze Reihe überaus merkwürdiger Objecte, pro-
faner wie kirchlicher Architectur, sowie der Kunstindustrie, und zwar:
1. Den schönen Z i e h b r u n n e n am n. Ende des Hauptplatzes
von 1626 mit der prächtigen, kunstvollst und zierlichst geschmiedeten
Laube im Stile der Spätrenaissance, das hervorragendste Werk der
Schmiedekunst Steiermarks aus dieser Periode. Der steinerne Brunnen-
kranz zeigt nachstehende originelle Sprüche:
Nördlich: DESTWEGEN BIN ICH
WORDEN GRABEN
DAS MAN EIN KIELEN
TRVNCKH KAN HABEN
VND MAG MICH DRINCHCEN
OHNE SORGEN
HAT MAN KAIN GELT
SO THVE ICH BORGEN.
Westlich: ICH HANNS PRASSER
TRINCKH LIEBER WEIN
ALS WASSER
TRVNCKH ICH DAS WASSER
SO GERN ALS WEIN
SO KVNDT ICH EIN
REICHERER PRASSER SEIN.
Kran ss, Die elierne Mark. 14
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 1
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.45 x 21.56 cm
- Seiten
- 496
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918