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260 Neuberg.
gestattetem Eisenwerk-Etablissement des Landes ausgebildet bat. Die Geschichte
der Entwickelung dieses weitverzweigten Werkes hÀngt innig mit dem Alten-
berger Berghaue zusammen und reicht bis in die Zeit vor der GrĂŒndung des
Stiftes zurĂŒck und wird es daher von Interesse sein, an der Hand der Geschichte
dieses Werkes jenen Wandlungen zu folgen, welchen die steiermÀrkische Eisen-
industrie im Laufe dieses Jahrhunderts unterworfen war, und möge es schon
der Titel unseres Werkes rechtfertigen, wenn wir den Gegenstand eingehend
behandeln.
Ăber die Entstehung der Eisenwerke liegen nur spĂ€rliche und wenig ver-
lÀssliche Nachrichten vor. Unzweifelhaft reicht die Geschichte derselben in eine
frĂŒhe Zeit zurĂŒck und nicht unwahrscheinlich ist es, dass die UranfĂ€nge der Eisen-
erzeugung hiesiger Gegend noch der vorchristlichen Zeit angehören, worauf nicht
nur die allgemein bekannte Thatsache, dass zur Zeit der römischen Herrschaft
ein sehr lebhafter Eisenwerksbetrieb in Noricum stattfand, sondern auch das
Vorkommen von tief mit Erde bedeckten Schlackenhalden in den entlegendsten
SeitenthÀlern und GrÀben, in denen heute kein Berghau mehr umgeht, sowie in
vielen Theilen des Altenbergerthales schlieĂen lĂ€sst, jedenfalls aber fallen sie
noch in die Zeit vor der GrĂŒndung des Cistercienserstiftes Neuberg durch Herzog
Otto den Fröhlichen im Jahre 1327. â Dieser schenkte dem jungen Stifte das
Hospital in Spital a. S., mit welchem die Kirche in St. Michael oh Leoben ver-
bunden war, nebst allen âFreiheiten, WĂŒrden und Zugehör" und den Bezug jĂ€hr-
licher 10 MaĂ Eisen (210 Wr. Ctr.) in Vordernberg. Obwohl das Stift von Kaiser
Friedrich i. J. 1492 das im J. 1494 erneuerte Privilegium erhielt, soviel Eisen-
steine âals es zu seiner Notdurft benöthige", zu erhauen, scheint sich die Menge
des vom Stifte verarbeiteten Eisens bis zum J, 1686 auf jene 10 Maà beschrÀnkt
zu haben, nachdem erst nach 1686 eine Vereinbarung mit den MĂŒrzzuschlager
Gewerken getroffen wurde, derzufolge das Stift zur Verarbeitung jÀhrlicher 1344
Ctr. Eisen ermĂ€chtigt wurde. â Ganz verlĂ€ssliche Daten ĂŒber die hiesige Eisen-
erzeugung sind erst aus der Zeit nach der durch Kaiser Josef II. im J. 1786
erfolgten Aufhebung des Stiftes vorhanden, u zw. in Form von Grubenkarten
aus dem J. 1789 âdes uralt aufgelassenen und wieder in Betrieb gebrachten"
Eisensteiubergbaues Altenberg, als auch in den bei Ăbergabe des Werkes vom
Religionsfonde an das MontanÀrar am 1. October 1800 aufgenommene Inventar
und in einem, infolge Aufforderung der Regierung, âhistorische Beschreibung
der k. k. Staatsherrschaft Neuberg" betitelten, die Jahre 1793â1801 um-
fassenden Berichte. An Berg- und HĂŒttenwerken werden in diesen Quellen
aufgefĂŒhrt: Die Bergbaue in Altenberg nnd Bohnkogel, beim Steinbauer (Neu-
berg), Steinkogel, DĂŒrnthal, und Retenbach (MĂŒrzsteg); die Hochöfen in der
Ă€uĂeren und inneren Krampen; 5 Hammerwerke mit 12 Zerren-, 4 Streck- und
3 Zeugfeuern und zusammen 11 HammerschlÀgen; eine Rohrfabrilc in Lanau mit
11 Feuern, 7 HammerschlÀgen, 15 Bohlmaschinen und 8 Schleifsteinen. In der
Zeit zwischen 1801 und 1848 nahm der Werksbetrieb langsam eine verÀnderte
Gestalt an. Von wesentlichem EinflĂŒsse waren der Neubau des Hochofens in der
(inneren) Krampen im J. 1812, der von da an Kaiser Franz-Ofen hieĂ, dann die
Einrichtung eines Blech- und Streckwalzwerkes in Lanau bei Miirzsteg, theil-
weise an Stelle der bisherigen Gewehrfabrik, von denen ersteres im J. 1829,
letzteres 1831 in Betrieb kam, wogegen die HĂ€mmer in MĂŒrzsteg zu Ende des-
selben Jahrzehntes aufgelassen wurden. Im J. 1828 wurde auch der bis dahin
bestandene, mit einem WassertrommelgeblÀse betriebene Hochofen in Karlgraben
(Ă€uĂere Krampen) aufgelasssen und die Roheisenerzeugung auf den vorhin er-
wÀhnten Kaiser Franz-Ofen beschrÀnkt. Eine interessante, je doch unfruchtbare,
weil auf unrichtigen technischen lind physikalischen GrundsÀtzen aufgebaute
Episode bildet der vom französischen Marschall Marmont in den J. 1839â1841
unternommene und im Karlgraben durchgefĂŒhrte Versuch eines Hochofens mit
Zug- statt GeblĂ€sewind und BenĂŒtzung der Gichtgase zum Puddeln. â Das âpa-
tentirte" Puddeln mit Gichtgasen machte ĂŒbrigens von hier aus die Runde auf
viele Werke der AlpenlÀnder.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 1
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.45 x 21.56 cm
- Seiten
- 496
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918