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Frein. 271
Selba melch'n, kocli'n tlmat da Holzkneehtbua,
boldiöidi, lioldiöidi.
Fetti Spatz'n ess'n und an Trunk dazua,
holdjöidi, lioldiöidi.
Wenn da Samsta klimmt, so thuat's brav Geld abgeb'u,
holdiöidi, hoidiöidi.
Kann da Holzknechtbua von Wein und BratT leh n,
boldiöidi, holdiö.
Muass a niada Bua a so a .Ma.l'I liob'n.
holdiöidi, boldiöidi.
Dass er mit ihr kann sein bis6erl Geld vaschlag'n,
boldiöidi, hoidiöidi.
Ja, die Holzkneciitbuaina mliass'n fruah aufsteh'n,
boldiöidi, boldiöidi.
Müass'n 's Hackerl nehma, müass'n in Holzschlag geb'n,
boldiöidi, holdiö.
Es gibt keine Menschenclasse, die bessere Eigenschaften in
sich vereinen würde, als das arme Völklein der Holzknechte.
Muthig bis zur Tollkühnheit, Sturm und Wetter trotzend, vereint sich in dem
Charakter des Holzknechtes
rührende Herzensgüte, äs
Treue, Anhänglichkeit und 1
Dankbarkeit für die ge-
ringste ihm erwiesene Wohl-
that. Zwei Schätze birgt die
Brust dieser blutarmen Men-
schen, äußerste Genüg-
samkeit und ein immer
frohes Gemüth. Vom
ersten Morgengrauen bis in
die späte Nacht arbeitet der
Holzknecht in steter Lebens-
gefahr auf den Höhen in
den Holzschlägen, aber zu
dem Klingen der Äxte hallt
weit hinaus sein froher Sang.
Nach des Tages Arbeit
kommen sie spät nachts zu
ihren einfachen provisori-
schen Holzhütten, um sich
ihr kärgliches Nachtmahl zu
kochen und sodann das ärm-
liche Lager aufzusuchen. Wenn der Mai zu Ende
geht und der Frühling ins
Land zieht, so nimmt der
Holzknecht seinZeug, Hacke,
Sape], Säge und Kraxe (wo-
rin er seineLebensmittel ver-
wahrt) nnd wandert hinauf
in den Schlag. Hier baut er
. zuerst eine Hütte für die
Sommerszeit, „a Lanft'n-
Hütten" aus Reisig nnd eine
• Blockhütte für den Winter,
4 bei welcher die Fugen mit
Moos (Mias) verstopft wer-
den. Auf jeder Seite hat die
Hütte ein kleines Guckloch,
welches mittelst eines Schu-
bers geschlossen werden
kann. Diese Gucklöcher bil-
den zugleich die Fenster der
Hütte. Innen nimmt die „Bo-
gerat" (die Schlafstelle) die
ganze Breitseite der Hütte
ein, darauf ist ein dürftiges
Holzer im Winter.
Lager aus Bergheu oder von „Grassat" (gehacktem Reisig) ausgebreitet. In der
Mitte der Hütte steht der offene Herd, aus Stein gemauert, mit Holz eingefasst,
in welchem Löcher gebohrt sind. Sie dienen zum Einstecken der Gagg'n (der
Pfannhalter). Zwei Pfannen, eine hölzerne Schüssel und ein Heferl bilden das
ganze Kochgeschirr; liiezu kommt noch als Trinkgefäß das „Wossalagl", eine
Schüssel in der Form eines Brotlaibes. Außerdem sind in jeder Hütte ein paar
„Raststöckeln", wie man die Truhen nennt, worin der Holzknecht seinen Vorrath
an Mehl, Speck, Schmalz, Salz, Brot, Schnaps, und was die Hauptsache ist, an
„Motschka" (Kautabak) aufbewahrt.
Wenn die Hütte fertig ist, beginnt die Arbeit, u. zw. „s'werfen" (umhacken
der Bäume). Nachher wird das Holz „zöscht und gost" (entrindet). Hierauf be-
kommt jeder Stamm das Merkzeichen. Nun wird der Stamm zerschnitten und
beginnt hierauf das Holzmessen.
Ist das Wetter schön, so heginnen jetzt die Holzknechte die Riesen zu
bauen, ist das Wetter „grob" (schlecht), so wird Holz gefällt. Nun folgt das
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 1
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.45 x 21.56 cm
- Seiten
- 496
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918