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Aflenz. 287
Heinrich II., alle Dienstag in Aflenz einen Wochenmarkt abhalten zu lassen und
1460 am Peter- und Paultag einen Jahrmarkt.
Im J. 1458 am „Erchtage vor St. Peter und Paul" ddto. Wien erhob
Kaiser Friedrich über Bitte des Abtes Johann von St. Lambrecht Aflenz zu einem
Markte mit der Freiheit des eigenen Gerichtes und der Wahl und Einsetzung eines
eigenen Richters und Rathes ; 1482 erhielt Aflenz eine Marktordnung vom Abte zu
Lambrecht und 1490 ein eigenes Siegel. Im J. 1471 baute Abt Schachner zu Thörl
als Thalsperre Schachenstein. 1529 wurde von den geistlichen Gütern der vierte
Theil als Beisteuer zu den Türkenkriegen verlangt. Da St. Lambrecht die ver-
langten 22.000 fl. nicht zahlen konnte, wurde die Herrschaft Aflenz mit Schaldorf
dem Grafen Sigmund von Dietrichstein verkauft. Abt Valentin beschwerte sich,
da diese Güter, mindest 50.000 fl. wert, bei Kaiser Karl V. und dessen Bruder
König Ferdinand I., welche im October 1532 im Stifte St. Lambrecht als Gäste
weilten. Es wurde infolgedessen Aflenz 1533 zurückgegeben und dafür andere
entlegene Güter in Österreich und Untersteier veräußert, um die 22.000 fl. Kriegs-
steuer aufzubringen. Im J. 1558 wurde Aflenz um 20.000 fl. an Andreas Pögl
verpfändet, aber gleichfalls bald wieder eingelöst. Im J. 1670 wurde der neue
welcher über Verlangen
der Stadt Steyer vom
Superintendenten zuWit-
tenberg im J. 1564 von
Freyburg in Meissen zum
evangelischen Stadtpre-
diger in der Domkirche
zu Steyr berufen wurde,
und in dieser wichtigen
Stellung bis zu seinem
am 10. Mai 1572 erfolgten
Tode verblieb. Valentin
Prevenliuebers „Annales
Styrienses" nennen Basi-
lius „einen gelehrten und
sonderlich wohlberedten
Mann mit einer lieblich
und annehmlichen Aus-
sprach; er hat über eine
Zeit hernach anno 1570
ein schön nützlich Buch,
die Kinderbibel genannt,
geschrieben und in Druck
gegeben; dafür ein Ers.
Rath ihme 50 Ducaten verehrt". Diese Berufung eines protestantischen Predigers
von der „hocblöbl. und Christlichen Schule Wittemberg" war die erste unter den
Städten Österreichs.
Die 1066 zuerst urkundlich erwähnte Pfarrkirche zu St. Peter und
Paul wich 1471 einem vollständigen Neubaue, der sich bis heute erhalten
hat. In diesem Jahre begann unter dem Abte Johann Schachner der als
erster steirischer Feuerwaffenfabrikant berühmte Peter Pögl „am Thörlein"
den vollständigen Umbau der Kirche mit der Aufführung des Chores,
an welchen sich der Bau des Schiffes und des Probsteigebäudes anschloss
nnd wurde die neue Kirche 1503 neu consecriert. Die Kirche ist ein-
schiffig, mit dem gewöhnlichen polygonen Chorschluss, hat aber eine ganz
ungewöhnliche Längendimension, nämlich von 55-90»» lichter Länge (177')
Theil des Probsteigebäu-
des und der Meierhof in
Buchberg erbaut; 1756
brannte der alte Pfarr-
hof, der als Beamten-
wohnung gedient hatte,
ab ; in diesem Jahre
kaufte Abt Eugen das
Fischrecht im Thörlgra-
ben vom Grafen Stuben-
berg um 100 Ducaten.
Am 11. August 1890 fand
eine große Überschwem-
mung infolge eines furcht-
baren Wolkenbruches im
Hochschwabgebiet statt,
wodurch dem Thale ein
Schaden von 100.000 fl.
zugefügt wurde und viele
Schönheiten der Land-
schaft zerstört wurden.
In Aflenz ist auch
der Geburtsort des Ba-
silius Camerhover,
Kirelithurm zu Aflenz.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 1
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.45 x 21.56 cm
- Seiten
- 496
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918