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Erzherzog Johann. 305
Was Erzherzog Johann in seiner begeisterten Liebe zur Natur,
seinem edlen Sinne für die Schönheiten der Alpen, und seiner hoch-
herzigen Sympathie für die Bergvölker, für die Durchforschung und Zu-
gänglichmachung der Alpen gethan hat, ist so bedeutend, dass es uns an
Baum gebricht, diesem Gebiete der Thätigkeit des großen Fürsten auch
nur einigermaßen gerecht zu werden.
Der Erzherzog bezeichnete sich später selbst mit größtem Beeilt als
den ersten Touristen in Österreich, der um 1800 die österreichischen Alpen
zu durchwandern begann. Am 11. Juli 1803 bestieg er zum erstenmale
den Hochschwab, in den folgenden zwei Jahren veranlasste er die Bestei-
gung der bisher für unzugänglich gehaltenen Ortlerspitze. (Erste Erstei-
gung am 27. September 1804.) Am 19. August 1814 bestieg Erzherzog
Johann, als einer der ersten Besteiger, die Hochwildstelle, und 1817 den
Hochgolling. Im gleichen Jahre begannen auf Veranlassung Erzherzog
Johanns die Versuche der Besteigung des Dachsteins nnd wurde im
August 1819 der Thorstein von einem Jäger zuerst erstiegen. Die erste
Besteigung des eigentlichen Dachsteins erfolgte am 18. Juli 1834 durch
Professor Thurwieser.
Am 19. August 1828 erfolgte der Versuch einer Besteigung des Groß-
Venedigers. Dies sind nur Marksteine der alpinen Thätigkeit des edlen
Fürsten, welche sich über Steiermark, Kärnten, Salzburg, Tirol, Krain
und Oberösterreich erstreckte und deren hoher Wert insbesondere darin
lag, dass damit Erzherzog Johann stets eingehende Forschungen über die
Lebensverhältnisse der Bewohner dieser Alpenthäler, ihrer Sitten, Bräuche,
Lieder und Sagen, sowie ihrer geschichtlichen Erinnerungen und ihrer kunst-
und culturhistorischen Denkmale verband und in rastloser Thätigkeit sein
ganzes Lebensziel dahin richtete, helfend, rettend und fördernd auf die
Wohlfahrt der Bewohner der Alpenländer einzuwirken.
Unsterblich ist daher die Erinnerung an den hochherzigen Freund
der Steiermark im Herzen des Volkes ; auf einschichtigen Höfen und in
den einsamsten Thälern erzählt der Hausvater von Generation zu Gene-
ration seinen Kindern und Enkeln, dass hier einst Prinz Johann geweilt
hat, und kaum gibt es einen Hof in der oberen Steiermark, der nicht ein
Bildnis des Erzherzogs Johann bergen würde. Die Gestalt des edlen Fürsten
ist in das Volkslied der deutschen Steirer übergegangen und lebt nun auf
immer fort, wo deutscher Sang ertönt.
S' HoamweH.
(Altes Volkslied) von Anton Schosser.*)
Wo i geh und steh, thuat mir's Herz so well,
Um mei Steiermark, das glaubts mir gwiss;
Dort, wo's Stutzerl knallt, und der Gamsbock fallt.
Wo mein guater Herzog Johann is.
*) Der leider schier ganz in Vergessenheit gerathene Volksdichter Anton Schosser wurde
am 7. Juni 1801 als der Sohn eines Nagelschmiedes geboren zu Stiedelsbach bei Losenstein im
Oberösterreichischen, nahe der steirischen Grenze. Seine edlen Sänge sind längst zu echten nnd
rechten Volksliedern geworden. Er starb am 26. Juli 1849 in der Stadt Steyr, allwo er auch nach
einem gar traurigen Leben die letzte Ruhestätte gefunden hat.
Krauss, Die eherne Mark. 20
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 1
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.45 x 21.56 cm
- Seiten
- 496
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918