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Gollrad. 307
in Linz, vermählt mit seiner Cousine Gräfin Ladislaja v. Lamberg, als ältester
Sohn nunmehr die Familie repräsentiert. Im J. 1869 wurde Franz Graf
Meran (seit 1861 erbliches Mitglied des Herrenhauses) zum Ritter des
goldenen Vließes und 1881 zum Geheimrathe ernannt. Am 27. März 1891
durcheilte die erschütternde Nachricht die Gaue der Steiermark, dass Franz
Graf Meran in Abbazia mitten in der Vollkraft seiner Jahre um 10 Uhr
vormittags einem Herzschlage, welcher sich als die Folge eines langwierigen
Magenleidens erwies, erlegen ist.
Graf Meran stand als Präsident der wechselseitigen Brandschaden-
Versicherungsanstalt, sowie dem Patriotischen Landesliilfsverein vom „Rothen
Kreuze", dem Jagdschutzvereine und dem Musealverein „Joanneum" vor,
und unvergesslich ist die Hingebung und Pflichttreue des Grafen in diesen
Stellungen allen, die mit ihm zu verkehren hatten. Die edelste und rast-
loseste Thätigkeit des Sohnes Erzherzog Johanns war aber eine stille, eine
prunklose, aber gerade darum umso vornehmere und hochherzigere. Er för-
derte unermüdlich und opferwillig alle Schöpfungen seines Vaters, erschloss
die reichen Sammlungen desselben der Forschung und erwies sich in allen
Lagen als begeisterter Freund der Steiermark, die er über alles liebte. Und
so wurde die hochragende Gestalt des Sprossen des Prinzen Johann, mit
welcher er in den letzten Jahren immer mehr äußere Ähnlichkeit gewann, eine
wahrhaft volksthümliche in der grünen Mark, und gleich seinem erlauchten
Vater wird aucli der Name des Grafen Franz Meran als edler Freund
des steirischen Volkes bei diesem eine unvergängliche Heimstätte finden.
Die Straße senkt sich nun r., immer schöne Thalblicke bietend,
gegen Gol l rad , welches Bergmannsdorf sie in kaum 30 Min. erreicht.
G.: Karion mit 2 Z., anspruchslos; Villa Haselwander in "Waldanlagen
wird an Sommergäste vermietet.
Fahrgelegenheiten: Per Tag 2spännig 8 fl., lspännig 4 fl.
Volksschule: 2classig, 1812 g. Am 4. December Barbarafest.
Gol lrad mit 80 H. und 500 E. liegt auf 961 m Sh. und bietet
mit seinen theils beiderseits der Straße, theils im Thalgrunde zerstreut
liegenden kleinen Arbeiterhäusern, den vielen Stollenmündungen und den
am Gollradbache liegenden Pochwerken, das charakteristische Bild eines
echten Knappendorfes.
Der Bergbau umfasst zwei Spateisenlagerstätten, deren eine lager-, die
andere gangförmig, in Grai.wackengebirge, in vier Revieren bei einer Sohlenlänge
von 1100°. über zwölf Grubenfeldmaße sich ausdehnen. Die Einbaue besteben
derzeit in übereinander liegenden Stollen, wovon namentlich der Wetter und Josefi-
stollen im Betriebe sind. Die Erze werden mittelst einer Drahtseilbahn zu dem
Quetschwalzwerke gefördert, zuerst zerkleinert, hierauf geröstet und ausgelaugt und
sodann zu den Hochöfen in Äschbach, Gusswerk und Neuberg verführt. Nach einem
dreijährigen Durchschnitte produziert das Bergwerk, welches circa 150 Knappen
beschäftigt, jährlich 200.000 q rohe Erz. Der uralte, wie die Sage meldet, schon
vor 1000 Jahren betriebene Bergbau gehörte früher dem Stifte St. Lambrecht,
kam nach dessen Aufhebung 1788 an den Religionsfond und 1800 in den Besitz des
k. Montanärars. Dieses verkaufte Gollrad mit Gusswerk 1869 an die Neuberg-
Maria-Zeller Actiengesellschaft, von welcher beide Complexe 1882 an die Alpine
Montangesellschaft übergiengen.
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Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 1
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.45 x 21.56 cm
- Seiten
- 496
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918