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308 Gollrad. — Wegschaid-Gusswerk-Maria-Zell.
Der Erzbau in dieser Gegend ist uralt; die ältesten Urkunden sprechen
auch schon vom Erzbau in derselben. 1114 kam derselbe durch Herzog Heinrich
von Kärnten an das Stift St. Lambrecht, bei welchem er bis zur Aufhebung des
Stiftes 1786 verblieb. Wiewohl man in den ältesten Zeiten schon an verschie-
denen Orten der Maria-Zeller Gegend Baue betrieben hatte, so befand sich doch
der Hauptbau in der Gollrad und zwar im Postelgraben, welche Erzlager je
nach dem Urtheile von Fachmännern die reichsten nach denen des Erzberges
sind. 1149, 1170 und 1243 wird das Stift in seinem freien Betriebsrechte be-
stätigt; doch beschwerte sich die Gesellschaft am Erzberge wegen allzu starker
Concurrenz der Lambrechter, weshalb Herzog Albrecht II. 1342 verordnete,
dass das Stift nicht mehr als vier „Feuer" haben solle, wobei es bis 1545 ver-
blieb. In diesem Jahre hob Kaiser Ferdinand auch dieses Recht auf, zum Vor-
theile des landesfürstlichen Erzbergbaues, gestattete aber doch im folgenden Jahre
wiederum zwei „Piaheuser" (Feuer- „Blahliäuser" sind die Vorgänger unserer Hoch-
öfen). Obschon der Handel mit dem Eisen mannigfach beschränkt war, so blühte
doch die Eisenindustrie im 17. und 18. Jahrhundert wieder mächtig auf. Was
die damaligen Schmiede der Maria-Zeller Gegend zu leisten vermochten, beweisen
die herrlichen Gitter an den Seitenkapellen in der Maria-Zeller Kirche.
Die Straße senkt sich nun rasch in den Thalboden und führt am
rauschenden Gollradbache zwischen spärlich bewaldeten Hängen und Felsen-
schroffen zur Wegscha ide , der 3. P o s t s t a t i o n von Kapfenberg (1 St.
von Gollrad). Zur Rechten mündet hier mit dem Aschbache die von Mürz-
steg über das Niederalpel über Aschbach kommende Straße, während zur
Linken sich das Rammerthal erschließt, durch welches der berühmte
Übergang über den Kastenriegl durch den Höllboden nach Weichselboden
führt. Das Gollradthal hat sich hier ein wenig geweitet und längs des
grünen Uferrandes hinblickend, sehen wir am Schlüsse des schmalen Thal-
bodens, wo sich die felsigen Hänge wieder engen, das gastliche alte Post-
haus nebst dem unfern davon erbauten Kirchlein, und auf der Höhe ober
demselben jene drei Felsenzinnen, „die Spielmäuer" genannt, von welchen
die Sage zu melden weiß, sie wären die drei Bergknappen, die, als sie in
der Christnacht auf der Bergeshöhe Karten spielten, zur Strafe für ihren
Übermuth zu Stein verwandelt wurden.
G. in Wegschaid: „AltePost", gepachtet von Lori Karion, vortheilhaft
bekannt im Lande von ihrer Bewirtschaftung des Bodenbauerhötels in Buchberg;
„zur Wegschaid" (Kain, „neue Post"); beide sehr gut.
Die Kirche in Wegschaid wurde 1710 durch das Stift St. Lambrecht gebaut;
eine Gräfin v. Heistern spendete hiezu 1000 fl. Da man aber unterlassen hatte,
bei dem damaligen Erzbischofe von Salzburg, Franz Adam Grafen Harrach, um
Erlaubnis zu bitten, so belegte dieser die Kirche mit dem Interdicte. Erst nach
33 Jahren erlangte der damalige Abt von St. Lambrecht, Eugen Graf Inzaghi,
von dem Nachfolger des erstgenannten Erzbischofes die Aufhebung des Interdictes
und seit dieser Zeit wird allhier jeden Sonn- und Feiertag der Gottesdienst von
einem Priester aus Maria-Zell abgehalten.
Wegsckaid - Gusswerk - Maria-Zell.
15 Jcm, 3 St.
1. Wegschaid-Kastenrigl-Weichselboden-Wildalpen. Weg-
schaid-Weichselboden 3 % — 4 St. Weichselboden-Wildalpen 4 St.
Man verfolgt circa 10 Min. die Straße nach Gollrad bis zur Mün-
dung des Rammerthaies und zweigt in dasselbe beim Wegweiser („nach
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 1
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.45 x 21.56 cm
- Seiten
- 496
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918