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316 Wegschaid - Gusswerk. 316
Gusswerk, Fabr iksor t mit 65 H. und 884 E. Sitz einer
k. k. Forst- und Domänenverwaltung, welche einen Wirtschaftsbezirk von
25.000 Joch umfasst, circa 300 Holzarbeiter beschäftigt und ihre Pro-
ducte in Summa circa 50.000 Raummeter jährlich vorzugsweise an die
Eisen- und Bergwerke in Gusswerk, Gollrad und Aschbach liefert, ist der
Sitz der Gemeinde Aschbach, welche räumlich die größte Steiermarks ist, einer
Forstschule und eines Werksarztes, sowie einer Werksapotheke. Die Ge-
meinde Aschbach umfasst 17.148 ha, 472 H. und 3526 Seelen. Zum Ge-
meindegebiete gehören die Ortschaften Aschbach, Fallenstein, Gollrad, Guss-
werk, Wegschaid, Weichselboden, Greith und Gschöder, und umfasst das
Gemeindegebiet die Gegend zwischen dem Seeberg bis zur Rasingbrüeke
vor Maria-Zell und von Niederalpel bis Gschöder.
Gusswerk selbst, durchwegs den ausgesprochenen Charakter eines
Fabriksortes tragend, eignet sich wenig als touristische Station oder
Sommerfrische, obwohl die Umgebung in landschaftlicher Beziehung lohnend
ist. Hübsche Spaziergänge und Ausflüge bieten sich n. gegen Maria-Zell
über die Rasingbrüeke durch die Grünau zum Erlafsee, w. längs der Salza
nach Greith u. Weichselboden, ö. über Schöneben-Fallenstein nach Frein
und durch das Todte Weib nach Mürzsteg-Neuberg ; am Tonion, 1691 m,
über Fallensteiner 4 St.
Am 8. März 1742 gab Maria Theresia dem Prälaten Eugen des Stiftes
St. Lambrecht den Consens zur Errichtung des Gusswerkes, weil derselbe in
diesem Jahre dem Staate ein Darlehen von 50.000 fl. gegeben hatte. Der Urbeber
dieses Planes, P. Andreas Martschon, Superior in Maria-Zell, wurde vom Stifte
auch mit der Ausführung desselben betraut, wozu ihn auch ein Hofkammerdecret
von Steier ermächtigte. Dieser P. Martschon, ein ebenso angesehener, wie tüch-
tiger Mann, wollte, wie es heißt, Maria-Zell von St. Lambrecht losreißen (1745)
und zu einer selbständigen Abtei erheben, weshalb er nach Obdach versetzt
worden sei. Am 19. Februar schloss das Stift bezüglich des Gusswerkes einen
Gesellschaftsvertrag cum consensu capitali mit den Wiener Kaufleuten Sebastian
Eybel und Georg Vogler (Weyler), doch kam das Werk so hoch zu stehen, dass
Eybel sich schon 1748 trennte und sein Antheil um 24.000 fl. vom Stifte abgelöst
wurde. Mit Vogler wurde ein neuer Contract geschlossen. Das Stift hatte bereits
52.333 fl. Capital darauf liegen.
Am 20. März 1749 erhielt das Werk das Privilegium, das Eisen im In-
und Auslande frei verkaufen zu können und namentlich in Wien eine Niederlage
eröffnen zu dürfen. Im J. 1751 trat auch Vogler aus der Compagnie, welcher mit
10.000 fl. abgefertigt wurde. Dem Stifte kam das Werk bereits auf 78.300 fl.,
und sammt allen Nebenarbeiten auf circa 100.000 fl. zu stehen. Anfangs beschränkte
man sich auf die Erzeugung von kleinen Gegenständen, Töpfen, Kesseln etc.,
später wurden aber auch Mörser, Kugeln, Öfen etc. gegossen, endlich auch Kanonen.
Von diesen Leistungen des Werkes finden sich im Stifte noch mehrfach Beweise,
so namentlich Öfen, wovon jener im grünen Zimmer laut Inschriften dem Prälaten
Eugen zu seiner Jubelprofess 1756 von der „officina fusoria" verehrt wurde.
1769 wurde Gusswerk dem Grazer Kaufmanne Anton Waidinger auf zehn Jahre
verpachtet; da aber dieser schon 1771 bankerott wurde, wurde es von dem
damaligen Superior von Maria-Zell, P. Petrus Pierpaunb (1746—1780 Superior,
Gründer einer bedeutenden Bibliothek in Maria-Zell) administriert, welcher jedoch
wieder Herrn lg. Reichenberg als Verweser bestellte. Dieser nahm 1775 auf
zehn Jahre das Werk gegen 4000 fl. jährlichen Pachtzins in Pacht. Im J. 1784
wurde der Pachtvertrag erneuert, jedoch nur auf zwei Jahre und unter Erhöhung
der Pachtsumme auf 5000 fl. Im J. 1786 wurde das Stift aufgehoben und das
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 1
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.45 x 21.56 cm
- Seiten
- 496
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918