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Die eherne Mark - Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
Seite - 324 -
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324 Maria - Zell. reise von Maria-Zell in Türniz (im nahen Lilienfeld heigesetzt). Aus den Aus- stellungsorten von Urkunden erhellt, dass die genannten Herzöge auch persönlich in Maria-Zell anwesend gewesen, wie dies unter den Habsburgern, namentlich im 17. und 18. Jahrhundert, fast zur Tradition geworden. Albrecht II. (als Herzog Y.) war nur zwei Jahre lang deutscher König, besuchte aber in beiden Maria-Zell (1438 und 1439). Da zur Zeit der Hussitenwirren namentlich in Böhmen und Mähren die Wege unsicher geworden, vielfach auch die Wallfahrer von Maria-Zell abgehalten wurden, da man dort das Abendmahl nicht unter beiden Gestalten empfangen könne, so erließ Kaiser Siegmund, der Schwiegersohn Ludwigs des Großen, 1429 einen freien Geleitsbrief, durch den er Maria-Zell und alle dahin Pilgernden in seinen und des heiligen Reiches Schutz und Schirm nahm: „Wer einen Wall- fahrer beirre, solle es mit 100 Mark löthigen Goldes büßen, die Hälfte an die Reichskammer, die andere Hälfte an den Abt und den Beleidigten zu zahlen." Dieser Geleitsbrief wurde von dem nämlichen Kaiser (1434) unter Anhängung einer (noch wohl erhaltenen) goldenen Bulle erneuert, hernach vom Baseler Concil (1442) und Kaiser Friedrich III. (1454) noch verschärft. Letztgenannter Kaiser ver- wendete sich gelegentlich seiner Romfahrt zur Kaiserkrönung (1452) persönlich um einen Ablass, den Papst Nicolaus V. auch gewährte. Ein eigenhändiges, noch vorhandenes Schreiben dieses Kaisers 1455 an den Abt von St. Lambrecht fordert diesen auf, den 17jährigen König Ladislaus Posthumus bei seiner Wallfahrt in Maria-Zell würdig zu empfangen und von ihm und seinem Gefolge nichts anzu- nehmen. Erwähnen wir noch, dass ein Schriftsteller (Christof Schleicher, Dr. jur. und Baccalaur. theol. in Bologna, Abt von Weichenstephan, aus Liebe zu Maria- Zell daselbst langjähriger Prediger) um 1480 nicht weniger als sechzehn Länder aufzählt, von denen aus Maria-Zell damals besucht wurde, auch Preußen, Schweden, Frankreich, Brabant, Wälschland etc. werden da genannt. Auch die Kunst fand durch die Opferspenden, welche sur Verschönerung der Kirche gegeben wurden, reiche Nahrung; für das Mitnehmen von Bildchen und anderen Pilgerabzeichen von Maria-Zell ward schon 1446 ein Ablass gegeben; auch das erste steirische Holzschnittwerk behandelt die Wunder von Maria-Zell (circa 1520). Die Zeit des Protestantismus machte sich auch in Maria-Zell fühlbar. Die Wallfahrt war in den Jahren 1530—1570 sehr gering, da die Länder rings- um größtentheils dem Protestantismus anheimgefallen waren. Prädicanten, wie Paulus Odoutius, eiferten in Wort und Schrift gegen das Wallfahrten, wie gegen die Marien- und Heiligenverehrung überhaupt, so dass nach Maria-Zell wall- fahrten und katholisch sein für unsere Gegenden in jener Zeit gleichbedeutend wurde. 1526 hatte auch die erste Kirchenschatzablieferung zum Türkenkriege stattgefunden, welcher auch der goldene Kelch Ludwigs des Großen zum Opfer fiel. Mit dem Wiederaufblühen des Katholicismus begann auch ein neuer Auf- schwung für Maria-Zell, besonders durch die Bemühungen und das Beispiel des innerösterreichischen Hofes in Graz. Karl II. und vorzüglich seine Gemahlin, Maria Anna von Bayern, besuchten seit 1572 (letztere auch ganz zu Fuß von Graz aus) wiederholt diesen Gnadenort und ließen demselben ihre Gunst ange- deihen. Von den zahlreichen Geschenken Elisabeths, der Gemahlin Karls IX. von Frankreich (bei ihren Besuchen von 1684, 87, 89, 90 und 1591) wird besonders der hohe Kunstwert hervorgehoben. König Matthias war dreimal in Maria-Zell, im Jahre 1611 zugleich mit dem späteren Kaiser Ferdinand IL und mit Maxi- milian von Bayern. Kurz, das 17. und das 18. Jahrhundert bis Kaiser Josef II. bilden die Glanzperiode von Maria-Zell. Allgemein wurde es als das Palladium Österreichs und seines Herrscherhauses gepriesen; Fürst wie Volk eilten in glück- lichen wie in bedrängten Tagen hieher. Am 24. August des Jahres 1604 flehten nicht weniger als 23.000 Pilger, von denen über 400 sich öffentlichen Bußübungen unterzogen, um Schutz und Hilfe gegen die Türken. Kaiser Ferdinand II. betete hier am 22. Juni 1621, d. i. an dem Tage, an welchem in Prag die böhmischen Rebellen hingerichtet wurden. „Verschonen kann ich sie nicht, daher bin ich
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Die eherne Mark Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
Titel
Die eherne Mark
Untertitel
Eine Wanderung durch das steirische Oberland
Band
1
Autor
Ferdinand Krauss
Verlag
Leykam
Ort
Graz
Datum
1892
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.45 x 21.56 cm
Seiten
496
Schlagwörter
Steiermark, Heimatkunde
Kategorien
Geographie, Land und Leute
Geschichte Vor 1918
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