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Die eherne Mark - Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
Seite - 326 -
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326 Maria - Zell. 1815—19 jedoch war die Frequenz ziemlich gering. Es erfolgte der furchtbare Brand von 1827 (s. unten), dessen Schäden nur mit den größten Anstrengungen wieder gutgemacht werden konnten. Dieser Brand bildet den Schluss einer fast 50jährigen Leidensperiode, in der die Maria-Zeller Kirche viel von ihrem äußeren Glänze verloren. Doch einen Schatz konnte ihr nicht Feindeshand noch Feuers- flamme entreißen, das ist die Liebe und Verehrung der Völker Österreichs. Denn auch heutzutage nimmt Maria-Zell unter ihresgleichen in Österreich-Ungarn un- bestritten den ersten Platz ein. Und wahrlich, ein fühlender Mensch, wes Geistes Kind er sonst auch sei, wird dieser Stätte seine Achtung nicht versagen. Welch ein Strom von kummervollen Seufzern stieg wohl von dieser Stätte auf zum Himmel, wie oft schlug froher Lobes- und Dankesjubel an dieses Himmelsgewölbe! Die Verschiedenheit der Sprachen störte nicht die Harmonie, die Jahrhunderte haben die Lieder nicht zum Schweigen gebracht. Als gieng's zum Mutterhaus, zogen Generationen freudig hieher und nahmen nach kurzem Aufenthalte nur wehmuthsvoll wieder Abschied. Wie auf einen Punkt vereinigt, wallen Leid und Freud — oft eines wechselvollen Lebens — dem Pilger durch die Seele, es branden mächtiger die Wogen seines Innern, so dass überspritzender Thränengischt den kalten Stein benetzt. Von schwerer Schuld befreit, ward manchem Waller Maria-Zell ein Tag voll hellen Sonnenscheines auf der Pilgerreise des Lebens. Geschichte des Marktes. 1342 gibt Herzog Albrecht II. der Weise oder der Lahme dem Abte Johann Friedberger von St. Lambrecht die Erlaubnis, „in Zell oder auf dem Terz" einen Markt zu errichten. Der Abt wählt Maria- Zell, und der Herzog befiehlt 1344 seinen Amtsleuten überall ausrufen zu lassen, dass der Markt Maria-Zell die gleichen Rechte genieße wie Kindberg. 1878 ver- ordnet Abt David, den nach Maria-Zell kommenden Pilgern alles nach rechtem Maße und Gewichte zu geben. 1402 werden die Maria-Zeller Bürger von Herzog Albrecht IV. aufgefordert, im Vereine mit seinen und des Hohenbergers Leuten den „Wagen weg über den Todtenhengst" herzustellen. „Ohne meniglichs Irrung" sollten nach einer Verordnung König Friedrichs IV. aus dem ,T. 1445 die Maria- Zeller Bürger überall und von überall Weinmost kaufen und führen können. Von 1524 stammt eine Weinschankordnung für Maria-Zell von Abt Valentin. Kleine Unbotmäßigkeiten dieses Marktes gegen die Herrschaft (Stift St. Lambrecht) werden 1510 und 1720 erwähnt; im letzteren Jahre hatten dafür Richter, Rath und Bürger laut Hofkammerdecret eine „zierliche Abbitte" zu leisten. Oft hatte der Markt zu leiden durch Feuersbrünste. Feuersgefahren: 1474 am 4. Mai brannte der Markt bis auf etliche Häuser und die Kirche ab (die Gewölbe der letzteren scheinen ebenso wie 1827 den Brand vom Inneren ferngehalten zu haben, doch litt die Schatzkammer). 1566, 24. August brannten 37 Häuser ab, in Gegenwart des Erzherzogs, späteren Kaisers Matthias und seiner Schwester Elisabeth, späteren Königin von Frank- reich; dem thatkräftigen Eingreifen des Oberststallmeisters des Erzherzogs, Octavio Laureani, schrieb man die Rettung der Kirche zu. 1798, 4. Alai, giengen 19 Häuser, I860, 27. Alärz, die ganze Grazergasse durch Feuer zugrunde. Kaum hatte sich der Markt von diesen Heimsuchungen und den Schlägen der Franzosenkriege etwas erholt, da brach das Unglück mit erneuerter Wucht über den vielgeprüften Ort herein. Es war in der Nacht vom 1. auf den 2. November 1827. Heulende Nordwinde sangen die mit diesen wilden Tönen wohlbekannten Bewohner in sorg- lose Ruhe. Da weckte auf einmal um Alitternacht ein ungewöhnliches Brausen des Sturmes die im Schlafe Befangenen -, das Drechslerhaus auf dem Platze stand in hellen Flammen, ein furchtbarer Nordsturm brauste durch die Gassen, dass man sich kaum aufrecht erhalten konnte, und jagte die Flamme von Haus zu Haus. In weniger als einer halben Stunde glich der Alarkt einem vom Orkane gepeitschten Feuersee.*) Von 111 Häusern blieben 20 übrig, zehn Personen ver- *) Fast alle Häuser waren mit Holz eingedeckt, jetzt auch mehrere mit Blech. Da in der Nähe von Maria-Zell kein guter Ziegellehm zu finden ist, müssen Dachziegel tagreiseuweit herbei- geführt werden und entsprechen ihrem Zwecke doch nicht, da der grelle "Witterungswechsel ein oftmaliges Nasswerden und dadurch häufiges Zerspringen derselben verursacht. Wegen der Nordost- stürme ist Maria-Zell im Winter keineswegs angenehm.
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Die eherne Mark Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
Titel
Die eherne Mark
Untertitel
Eine Wanderung durch das steirische Oberland
Band
1
Autor
Ferdinand Krauss
Verlag
Leykam
Ort
Graz
Datum
1892
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.45 x 21.56 cm
Seiten
496
Schlagwörter
Steiermark, Heimatkunde
Kategorien
Geographie, Land und Leute
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