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350 Leobon.
war, eröffnet. Im J. 1857 mit Statthaltereierlass vom 23. März 1857, Z. 5029,
erhielt dieses Spital das Öffentlichkeitsrecht und 1866 ühersiedelte die Anstalt,
welche bisher im Bürgerspitalsgebäude untergebracht war, in den sogenannten
Josefshof am Josefé, welcher vom bürgerlichen Wirtschaftsamte gemiethet wurde.
Als jedoch auch diese Anstalt später dem Frequenzbedürfnisse nicht mehr ge-
nügte, so heschloss der das Oberaufsichtsrecht ausübende Landesausschuss eine
eigene Anstaltsrealität zu erwerben, und darauf einen, den geänderten Zeitver-
hältnissen vollkommeu entsprechenden Neubau aufzuführen und wurde zu diesem
Zwecke die sogenannte Factorierealität von der Stadtgemeinde Leoben um 32.000 fl.
erworben und daselbst mit theilweiser Benützung der vorhanden gewesenen Ge-
bäude, der vorhin beschriebene Neubau aufgeführt, welches Krankenhaus nach
eingeholter Genehmigung Stefanie-Spital benannt wurde.
Jahrmärkte: 4. Mai, 25. Juli und 30. November.
Waldberainungsfest . Mit der Begehung der Grenzen des am
27. December 1746 von der Kaiserin Maria Theresia der Stadt Leoben als
Eigenthum zuerkannten sogenannten Bürgerwaldes, welche alle 10 Jahre, und
zwar zuletzt am 6. August 1862 stattfand, war stets das Waldberainungsfest
verbunden, welches in feierlichster Weise, unter Theilnahme aller an den Bürger-
wald angrenzenden Grundbesitzer und deren Söhne und zahlreicher Bewohner
Leobens sowie Fremder vollzogen wurde. Das Fest begann mit einer Messe in
der Jakobskirche, wobei das Schützencorps Dechargen abgab. Bei der Einsiedler-
keusche theilte sich die Commission in zwei Abtheilungen, welche sich hei der
G'stad'meier Almhütte, dem höchsten Grenzpunkte, wieder vereinigten. Beim
ersten großen Kainstein angelangt, hielt der Bürgermeister eine kurze Ansprache
an die jüngeren Bürger, worin er ihnen die Bedeutung des Festes erklärte und
sodann dreien der jüngsten Bürger einen leichten Backenstreich „zum Gedenken"
gab. Nun zog die Commission zur Schmolhube, wo auf der dortigen Waldwiese
sich erst das eigentliche echt nationale Waldwiesenfest unter Mitwirkung des
Schützencorps und Musikbanden abspielte, wobei die Anwesenden namentlich mit
Knödel, Selchfleisch und Kraut nach altsteirischer Sitte bewirtet wurden und der
gemüthlicbe Steirertanz zu Ehren kam.
Industrie: 1. Mallingers Kunstmühle, bedeutendes Etablissement.
2. Anton Sixts Brauerei. Diese wurde in den vierziger Jahren von F. Hall
als Dampfbrauerei gegründet und gieng nach mehrfachem Besitzwechsel 1876 an
Sixt über. Dieser steigerte die Production von jährlich 1000 hl auf 10.000 hl. Ein
Gebräu beträgt derzeit 30 hl. In Verwendung kommen 2400 q Malz (meist selbst
erzeugt) und 40 q Saazer Hopfen. 1879 wurde ein Lagerkeller für 4000 hl neu
erbaut und 1884 auf demselben ein Gährkeller gebaut. Ein eigener Teich deckt
den 'Eisbedarf. Die Abfälle dienen als Mast des Viehes. Die Binderei wird in
eigener Regie betriehen. Die Maischrückstände werden zur Brantweinerzeugung
benützt. Arbeiterzahl 28. 3. A. Rittmanns Gelbgießerei, gegründet 1875. Ein-
richtung: 12 Hilfsmaschinen, 1 Dampfmaschine. Arbeiterzahl 15. Production: Ge-
wichte, Mörser, Pipen, Brunnenrequisiten aller Art, Dampfkesselarmaturen, Gas-
und Wasserleitungsartikel. Rohguss in Metall, Kupfer, Messing, Zink nach Zeich-
nungen und Modellen. 4. Fabrik feuerfester Ziegel. 5. Cementfahrik. 6. Draht-
seilfabrik. 7. Briquettefabrik. 8. Lederfabrik.
Die Kohlenbergwerke nächst Leohen. Obwohl zweifellos schon
lange bekannt, fanden die reichen Steinkohlenlager nächst Leoben bei dem großen
Holzreichthume der Gegend und der allgemeinen ausschließlichen Verwendung
von Holzkohle in den Eisenhämmern, sowie den mangelhaften Transportmitteln,
doch erst Mitte des vorigen Jahrhundertes Verwendung. Um das J. 1758 bildete
sich nämlich in Wien die sogenannte „privilegierte Wiener Steinkohlensocietät",
welche den Versuch machte, die Gewinnung von Steinkohle bergmännisch zu
betreiben, und erstreckte sich die Thätigkeit dieser Gesellschaft auf die Kohlen-
lager zu Fohnsdorf, Leoben und Lankowitz, und haben in neuerer Zeit vorge-
nommene Untersuchungen ergeben, dass alle diese Grubenbauten nach einem
Principe vorgenommen wurden.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 1
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.45 x 21.56 cm
- Seiten
- 496
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918