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354 Leobon.
die Statuetten eines Berg- und Hüttenmannes. In der Nähe befindet sich
das Haus Nr. 52, einst der Sitz des Eggenwald'schen Geschlechtes, mit
alter Hofanlage.
Die Murbrücke vertheidigte von der Stadtseite aus der sogenannte
Mautthurm, der heute von einem kuppeiförmigen unschönen Blechdache
(nach dem Entwürfe Tendlers) überragt ist, und ist dies der einzige Thor-
thurm, der sich noch erhalten hat. Ein Fresco (Christus am Kreuzwege)
und nachstehende Inschrift schmücken denselben: „1280 bin ich erstanden
da, — 1794 war ich dem Sturze nah'. — Ich bin somit in jedem Falle —-
Sehr alt und älter als ihr Alle, — Sah viele Feinde durch mich gehen —
Und blieb doch immer aufrecht stehen, — Sah viermal auch die Franken
schon — Doch immer fest den Kaiserthron.tt
Unweit dieses Thurmes springt, an die jetzige Pfarre, einst Jesuiten-
kirche, anschließend, der mächtigste Bau Leobens, das alte Jesuitenkloster,
nun die Knabenschule und das Landesgymnasium enthaltend, bis an die
Mur vor. Ein Thurm schmückte dasselbe noch im J. 1827.
Jenseits der Mur befindet sich in der Vorstadt Waasen, zunächst
der Brücke, das große alterthümliche Gebäude des 1369 gegründeten
Bürgerspitales, muraufwärts die v. Gasteiger'sche Villa mit einem Fresco
der Burg Massenberg. Unmittelbar vor ihr liegen der kleine evangelische
Friedhof und der sogenannte Moserhof, einst ein Eggenwald'sches Garten-
haus mit uralter Parkanlage.
Am Wege von der Stadt zur Jakobskirche befindet sich links am
Ende des sogenannten großen Stadtgartens ein adeliges Sommerhaus, einst
zu dem stuccogeschmückten Hause am Platze gehörig, dessen Thürportale
im Stile deutscher Spätrenaissance die Jahreszahlen 1693 und 1694 zeigen.
Rechter Hand erinnert sodann im Garten des Hauses Nr. 49 ein Stein-
block mit lateinischer Inschrift an den Frieden, der hier mit dem fran-
zösischen Obercommandanten Bonaparte am 18. April 1797 in dem
Sommerhause dieses Gartens (damals v. Eggenwald'schen) geschlossen wurde.
Das hübsche Denkmal ist mit einem in Marmor gemeißelten Frie-
densgenius geschmückt.
Unweit davon erhebt sich das 1512 von Pankratz Reitsberger
und Reinhold Poxöder erbaute kapellenartige Wegkreuz mit zopfigen
Heiligenstatuen.
Burg Massenberg. Im S. der Stadt erhob sich auf dem aus-
springenden Hügel die erst 1816 abgetragene mächtige Burg Massenberg,
an welche heute außer den Stützmauern nur mehr ein alter Schüttkasten
und eine uralte Linde erinnern.
Die Burg war anfänglich landesfürstlich und wurde durch Dienst-
mannen verwaltet, wovon schon 1250 ein Heinrich v. Fisching als solcher
erwähnt wird. Später saßen Burggrafen auf der Burg, die im 14. und
15. Jahrhunderte nun stets als Lehen vergeben wird. Im 14. Jahrhundert
sollen die Massenberg, ein schon 1102 urkundlich erwähntes Rittergeschlecht,
die Burg pflegeweise besessen haben und ihr der Namen Massenberg
gegeben worden sein.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 1
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.45 x 21.56 cm
- Seiten
- 496
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918