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356 Leohen.
weitet. Die Stadt erhielt dabei ihre heute noch deutlich erkennbare rechteckige
Gestalt, u. zw. sollen die Timmersdorfer jene Ecke (NW.), wo später die Burg
(jetzt landschaftliches Obergymnasium) sich erhob, die Herren von Krottendorf
das Eckhaus in SW., die Herren von Sanrau jenes im SO. und die Dominicaner
die NO.-Ecke (jetzt Gerichtsgebäude) aufgeführt haben.
Kaum mag der Wiederaufbau der Stadt vollendet gewesen sein, als auch
schon Leoben in die Fehde des mit dem Erzbischofe Conrad von Salzburg und
dem Herzog Otto von Bayern verbundenen steiermärkischen unzufriedenen Adels
mit Herzog Albrecht, welcher die Bestätigung der Landhandveste verweigert hatte,
verwickelt und in kurzer Zeit von den Verbündeten erobert wurde. Da sich jedoch
Bruck in tapferster Vertheidigung hielt, bis einerseits unter den Verbündeten
Uneinigkeit ausbrach und die Bayern und Salzburger abzogen, andererseits Herzog
Albrecht zum Entsätze herbeigeeilt war und die Truppen des steirischen Adels-
bundes zersprengte, so fiel Leoben bald wieder in die Hände des Landesfürsten.
In den J. 1305, 1309 und 1311 verheerten große Brände die Stadt. Zwischen
1306 —1308 verlieh Herzog Albrecht I. Leoben sein heutiges Stadtwappen, be-
stehend aus einem silbernen Strauß im rothen Felde, der auf einem Beine steht
und mit dem anderen und dem Schnabel je ein Hufeisen trägt. Friedrich der
Schöne verlieh der Stadt das ungemein wichtige Privilegium, ddto. 12. März 1314,
dass alles in Vordernberg erzeugte Roheisen nur nach Leoben gebracht werden
durfte, um erst von hier aus wieder an die Hammerherren abgegeben zu werden.
Dieses Privilegium, welches erst Kaiser Josef II. 1782 aufhob, machte
Leoben zum Mittelpunkte des ganzen Roheisenhandels Obersteiers und legte den
Grund zu dem sprichwörtlichen Reichthume der Bürger dieser Stadt.
Überhaupt wusste sich diese Stadt schon frühzeitig, wie kaum eine zweite
Stadt Steiermarks, die wichtigsten Privilegien von den Landesfürsten zu erwirken,
so von Herzog Albrecht ddto. 16. September 1343 vollständige Mautli- und Zoll-
freiheit für die Bürger dieser Stadt; ddto. 15. September 1374 das Recht, zwei
Bierbrauereien haben zu dürfen, von Herzog Rudolf IV. ddto. 5. April 1362
den Bürgern das Recht, die ihnen wegen Geldschulden Verpflichteten daselbst
festhalten zu dürfen; von Herzog Albrecht III. ddto. 31. Juli 1373 das Recht
des Zollaufschlages auf alles durchgeführte Eisen, Wein und Salz; von Herzog
Wilhelm I. ddto. 17. März 1396 das Recht, dass die Bürger bezüglich ihrer
Güter innerhalb des Burgfriedens nur von ihren Stadtrichtern gerichtet werden
sollen. Gleichzeitig wird auch des Verhältnisses der jüdischen Gemeinde zur Stadt,
namentlich bezüglich der Steuern, Geldschulden etc. geregelt. Wichtiger aber
noch als alle diese Rechte war jedoch das Privilegium Ernst des Eisernen,
welches er 1415 der Stadt ertheilte, indem er bestimmte, dass auch das in Eisen-
erz erzeugte Roheisen, insoferne es nicht nach Österreich geführt wird, nur nach
Leoben gebracht werden muss.
Gleichzeitig genehmigte dieser Landesfürst eine Communitätsordnung, als
Vorläufer unserer heutigen Actiengesellschaften, nach welcher eine gemeinschaft-
liche Gasse zum Kaufe und Verkaufe von Roheisen zu bilden wäre, in welche
jeder Bürger eine Einlage leisten dürfe, u. zw. wurde die Communität von Herzog
Friedrich ddto. 29. Jänner 1439 auf 15 Jahre bewilligt und die Maximalhöhe der
Einlage eines Bürgers auf 100 Pfund Pfennige beschränkt. Am 10. October 1452
kam Eleonora v. Portugal, Gemahlin Kaiser Friedrichs, welcher von den Ungarn,
Böhmen und Österreichern in W.-Neustadt belagert wurde, nach Leohen. Am
17. August 1478 verheerten große Heuschreckensch wärme die Umgebung der Stadt.
Am zweiten Tage nach St. Oswaldi 1480 erschienen die Türken jenseits der Mur
vor Leoben, konnten jedoch, da die Brücke abgehrochen war, der Stadt nicht
beikommen. Schon um das Jahr 1436 muss die landesfürstliche Verfügung, dass
die Vordernherger ihr Roheisen nur nach Leoben verführen durften, nicht mehr
genau eingehalten worden sein, da seit dieser Zeit den Vordernbergern die Aus-
fuhr des Roheisens außer Land und die Einrichtung eigener Hämm r wiederholt
verwiesen wird; auch wird das von Herzog Ernst dem Eisernen gegebene Privi-
legium der Roheiseuverfrachtung auch von Eisenerz nach Leoben 1492 aufge-
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 1
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.45 x 21.56 cm
- Seiten
- 496
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918