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Leoben. 357
hoben und dem Eisenerzer Roheisen die Stadt Stever als Marktplatz zugewiesen.
Herzog Maximilian I. verordnet ddto. 10. Februar 1501, dass auf alles Leobner
Stangeisen das Stadtwappen, der Strauß, geschlagen werden soll. 1516 entstand
in Leoben eine sogenannte Bettelbruderschaft, wie sie noch heute in Italien
bestehen; ihre Mitglieder hatten den Kopf in schwarze Kapuzen gehüllt und
sammelten Gaben zur Beerdigung Armer und Lesung von Messen für deren
Seelenheil. 1517 bewilligte Maximilian einen Wochenmarkt (Montag) und einen
Jahrmarkt, am Sonntag vor Matthäus, wovon der erstere jedoch auf den Samstag,
letzterer auf den 30. November verlegt wurde.
Auch Herzog Ferdinand (seit 1531 römischer König) begünstigte Leoben
durch Bewilligung einer Reihe wichtiger Rechte und Freiheiten (ddto. 10. Oc-
tober 1521, 21. Jänner 1541, 4. Juli 1547, 20. April 1552!); so sollte alles Hütten-
berger und Waldeisen, was außer den hiezu bestimmten Straßen betroffen wurde,
confisciert und in Leoben niedergelegt werden; erhielten die Leobner das Recht,
außer dem Stadtrichter sich auch einen Bürgermeister zu wählen; weiters die
Freiheit, zu Wasser und zu Land Salz nach Bruck zu führen und nach Unter-
steier zu verschiffen, endlich auch die Mautfreiheit für Bruck und alle Orte
drei Meilen im Umkreise Leobens, Im Jahre 1521 wüthete die Pest in Leoben.
Im J. 1528 fand eine allgt meine Kirchenvisitation statt, welche consta-
tierte, dass das Lutherthum unter der Bürgerschaft der Stadt, wie allerwärts
von den Landständen begünstigt, schon festen Fuß gefasst hatte. Der Vicar
Paul in Leoben wandte sich der neuen Lehre zu und nahm sich ein Weib. Prä-
dicanten tauchen auf und die Predigten der katholischen Priester werden ver-
spottet. Trotz aller Verweise des Landesfürsten und Androhung der Ungnade
greift die neue Lehre heimlich immer mehr um sich und bald räumt die Stadt-
gemeinde die Johaniiiskirche den Anhängern der neuen Lehre ein und bestellt
einen Prädicanten hiefür. Diese Verfügungen spitzten das Verhältnis der Bürger-
schaft zu Karl II. immer mehr zu und am 13. März 1576 kam dieser Regent
mit Gemahlin seihst nach Leoben und befahl den Bürgern, sich am nächsten
Tage in der Burg zu versammeln, um ihnen sodann wegen ihres Verhaltens
einen strengen Verweis zu ertheilen. Kaum war jedoch Karl abgereist, so bat die
Bürgerschaft wieder um zwei Prädicanten. Als im J. 1576 Christoph Frank als
kotholischer Pfarrer sein Amt antrat, forderte die Bürgerschaft von ihm, er solle
alle gottesdienstlichen Handlungen nach lutherischem Ritus vornehmen, in deutscher
Sprache taufen, bei Predigten nicht schelten! Die menschlichen Zusätze und
Ceremonien hei den kirchlichen Handlungen weglassen, das Abendmahl in beiden
Gestalten reichen etc. etc. Als Frank darauf nicht eingieng, beschwerte sieh die
Bürgerschaft heim Abt von Admont. Im J. 1581 bekannte sich die Bügerscbaft
einmtithig zur Augsburger Confession, wie auch das nahe adelige Nonnenstift zu
Göss, dessen Offlcianten schon sämmtlich lutherisch waren, nahezu verödet war.
Als jedoch Karl II. die Augen schloss und sein Sohn Ferdinand der Ka-
tholische die Regierung antrat, begann sich auch hier rasch der gewaltsame
Umschwung zu vollziehen.
Am 21. März 1600 langte unter starker Bedeckung die Gegenreformations-
commission in Leoben ein, verbrannte über 12.000 lutherische Bücher, vertrieb
alle Prädicanten und ließ den Bürgern nur die Wahl, entweder zur katholischen
Kirche rückzukehren, oder unter schwerer Schädigung an Vermögen für immer
von der Heimat auszuwandern. Damit war die Macht des Lutherthums in Leoben
vernichtet.
Vom J. 1566—1717 wurde die Stadt wiederholt von epidemischen Krank-
heiten hart mitgenommen, so trat 1566 das sogenannte ungarische Fieber, eine
pestartige, von furchtbaren Schmerzen begleitete Krankheit, und 1571 die eigent-
liche Pest verheerend auf. 1576 grassierte unter den Kindern eine abscheuliche
und schmerzliche Krankheit. In den J. 1607, 1633, 1646, 1679, 1713 und ins-
besondere 1716—1717 wüthete die Pest mehr oder minder stark in Leoben. In
dieser Zeitperiode vernichtete auch am 9. April 1646 eine große Feuersbrunst
die Hälfte der Stadt. Im J. 1660 schädigte neuerdings ein Brand die Stadt, wo-
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 1
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.45 x 21.56 cm
- Seiten
- 496
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918