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Vordernberg. 399
cember findet weiters alljährlich das Barharafest statt, zu welchem die ge-
sammte Knappenschaft unter Führung der Bergbeamten in der alten maximilianischen
Bergmannstracht (lange weiße Grubenkittel mit Kapuze, schwarzer Kaipak mit rothem
Deckel, Hinterleder und Bergmannsstock) solenn ausrücken. Vordernberg ist aucli
einer der letzten Orte, wo bis in neuerer Zeit das Paradeisspiel aufgeführt
wurde. Dabei treten Gott Vater, umgeben von den Gestalten der Gerechtigkeit, der
Baimherzigkeit, eines Engels und weiters Gott Sohn, Adam und Eva, die Schlange
Lucifer, Satan und Belial, sowie der Tod auf. Nach einem Prologe erscheint der
Engel und spricht ein Vorwort zu dem Spiele. Nun erschafft Gott Vater den Adam
und nach einem gemeinsam gesungenen Liede die Eva. Hierauf erscheinen Lucifer,
Satan und Belial und beschließen, die Eva zum Brechen der verbotenen Frucht
zu bewegen, was ihnen auch mit Hilfe der Schlange gelingt. Nun erscheint die
Barmherzigkeit als Fürsprecherin, doch ihr tritt entgegen die Gerechtigkeit, die
unerbittliche Sühne fordert. Es folgt ein langes Zwiegespräch zwischen Barm-
herzigkeit und Gerechtigkeit, Gott Sohn und Gott Vater, wobei der Gott Sohn
sich anbietet, das Kreuz zur Erlösung der Menschheit auf sich zu nehmen und
ihrerwillen in die Welt zu gehen. Es folgt die Vertreibung des ersten Menschen-
paares aus dem Paradiese, worauf sodann der Tod auftritt und Adam mahnt,
dass er nun ihm verfallen sei. Das Spiel schließt mit dem Abschiede Gott Sohns
von Gott Vater und den Engelscharen.
Industrie: Seit 1577, theilweise sogar schon 1440 nachweisbar, bestan-
den in Vordernberg 14 Hochöfen, im Besitze von ebensoviel Radgewerken. Erst
in jüngster Zeit erfuhr dieser mehrhundertjährige Hochofenbetrieb durch Ankauf
(1881—1834) von 6 Hochöfen durch die Österr.-Alpine Montangesellschaft eine
totale Umwälzung, indem diese Umwälzung die Eisenschmelze nur auf die Hoch-
öfen Nr. II und III concentrierte, die Hochöfen V und XIII ganz demolierte und
den Hochofen Nr. VII (vormals Friedau) beziehungsweise dessen Werksgebäude
zu einer Ziegelei mit Dampfbetrieb und den Hochofen Nr. IX zu einem Kalkofen
umstaltete. Der den Radgewerken gemeinsam gehörige Hochofen Nr. VI wurde
gleichfalls demoliert.
Die übrigen Hochöfen besitzen derzeit: Nr. I Karl Peintinger: Nr. IV
Joh. Nep. Fürst Schwarzenberg; Nr. VIII und X Leobner Wirtschaftsverein (nur
Nr. X in Betrieb); Nr. XI Heinrich Mitsch; Nr. XII Adolf Fürst Schwarzenberg;
Nr. XIV Franz Mayr Freiherr v. Meinhof.
Das hier erzeugte Roheisen wird theils an fremde Raffinierwerke verkauft,
theils von den Hochöfenbesitzern (Alpine Montangesellschaft, Fürst Schwarzen-
berg und H. Mitsch) in ihren eigenen Raffinierwerken verarbeitet. In den letzten
Jahren wurden durchschnittlich jährlich 665.000 q Roheisen erzeugt. Siehe weiter
Seite 75.)
Jagd: Großes Jagdrevier des Radgewerken Dr. Carl Peintinger; jähr-
licher Abschuss nach 8jährigem Durchschnitte: 57 Hirsche, 67 Rehe, 134 Gemsen,
5 Auerhähne, 13 Birkwild und 25 Füchse.
Vordernberg , großer a 11 er la n d e s f ürs tli ch er M ar k t
mit 218 bewohnten H. nnd 3111 E., welcher sich in dem engen Thalboden
des Vordernbergbaches von der Brücke bei Friedanwerk beginnend bis zur
Höhe des Präbühel, der Wasserscheide zwischen Mur und Enns, in einer
Länge von 9*1 km ausdehnt. Derselbe wird von der 1750 auf Befehl
Maria Theresias hergestellten Commercialstraße Leoben-Steyr-Linz, der so-
genannten Linzerstraße, welche innerhalb des Gemeindegebietes von Vordern-
berg von 713 m Sh. (Friedauwerk) bis zu 1227 m (Prähühel) ansteigt,
durchzogen. Das Thal wird r. einerseits vom Polster, der Gries- und Leobner
Mauer, dann ö. vom Kohlberge und Klammrücken (zwischen welchen über
die Rötz durch den Rötzgraben über die Einsattlung des Hieselegges, eine
Straße in das Tragössthal führt) und andererseits w. von der meist
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 1
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.45 x 21.56 cm
- Seiten
- 496
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918