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400 Vordernberg.
in steilen Wänden abstürzenden Vordernherger Mauer begrenzt und von
dem Vordernbergerbache durchflössen, welcher am Fuße der Griesmauer
entspringt und im Bereiche des Marktes noch die Rötz und später den
KrumpeDbach, den Lainthalbach und den Gössgrabenbach aufnimmt, und
sich bei Leoben in die Mur ergießt. Welche Bedeutung dieser kräftige
Alpenbach für das ganze Thal hat, zeigt die Bemerkung Göths in seiner
Monographie Vordernbergs von 1839, dass damals der Bach auf seinem
kurzen, nur wenige Meilen langen Laufe 14 Schmelzwerke (Hochöfen),
4 Eisenhammerwerke, 1 Blechwalzwerk, 1 Dralitzug, 22 Mühlen. 10 Bretter-
sägen, 2 Dreschmaschinen und 41 Stampfen, Walken und Schmieden betrieb.
Der langgestreckte Markt, Sitz zweier Doctoren der Medicin und
einer Apotheke, macht mit seinen von Rauch und Eisenstaub rostbraunen
unregelmäßigen alten Bauten, den mächtigen qualmenden Hochöfen und
den staatlichen Häusern der alten Radmeisterfamilien mit ihren Erkern,
Giebeln und Thürmchen von schlossartigem Ansehen einen seltsamen aber
sehr interessanten Eindruck und bieten die meist an der Straße liegenden
Hochöfen besonders Nachts, wenn beim sogenannten Abstich das geschmol-
zene Eisen zischend und funkensprühend plötzlich dem Ofen entquillt und
in blendend weißglühenden Adern dahinfließt, das eigenartige Bild einer
großen Eisenschmelzstätten.
Geschichtliche Skizze. Indem wir auf unsere eingehende Darstellung
der Entstehung des Marktes und der mit demselben innigst verflochtenen Radmeister-
Communität (Seite 75-76) verweisen, können wir uns bezüglich der weiteren geschicht-
lichen Daten des Marktes sehr kurz fassen. Das Marktrecht, sowie das Recht
eines Wochenmarktes und das Marktwappen (ein Bergknappe und zwei Hütten-
arbeiter, welche einen Eisenklumpen zu zerhauen im Begriffe sind) erhielt Vor-
dernberg von Kaiser Friedrich 1453. Kaiser Ferdinand II bewilligte 1625 dem
Orte das wichtige, erst in neuerer Zeit aufgehobene Privilegium der Befreiung
von allen militärischen Durchmärschen und Einquartierungen behufs ungestörten
Berg- und Hüttenbetriebes. Aus gleicher Ursache wurde auch 1668 den Berg-
und Hüttenarbeitern die Befreiung von der Militärpflicht gewährt, um eine
Stockung des Erzbaubetriebes, welcher eine Sehmälerung der landesfürstlichen
Frohngebühren zur Folge haben musste, zu verhindern.
Von größter Wichtigkeit für die Entwickelung Vordernbergs war das
bekannte Privilegium der Stadt Leoben, verliehen durch Friedrich dem Schönen
am 12. März 1314, wornach alles in Vordernberg erzeugte Roheisen nur nach
Leoben gebracht werden durfte, ein Privilegium, welches erst am 4. Juni 1782
von Kaiser Josef II. aufgehoben wurde.
Zweifellos fasste auch in Vordernberg, als eines großen Bergwerksortes,
die lutherische Lehre sowohl bei den Knappen als bei den Radmeistern tiefe
Wm zel, jedoch stand den Prädicanten, nachdem über beide Marktkirchen der
Landesfürst Patron war, kein Gotteshaus für ihre Predigten zur Verfügung und
erklärt es sich deshalb, dass dieselben in einem Gewerkenhause, dem einst alt-
fränkischen, nunmehr Graf Meran-Haus (nicht mehr im Familienbesitz) genannt,
welches früher zu den Radwerken Nr. 2 und 5 gehörte, ein Bethaus errich-
teten, von welchen eine jüngst übertünchte Inschrift meldete, dass Hans Adam
Stampfer von Walchenberg, des Inneren Rathes kaiser). Kammergutsbeförderer
und 31jähriger Radmeister, 1684 anlässlich eines Umbaues dasselbe wieder
entdeckte.
Wie groß der Zulauf zu den Predigten der Prädicanten in Vordernberg
war, geht ans den Beschwerden des Leobner Stadtpfarrers Frank an die Regie-
rung hervor. Der Leobner Bürgermeister Daniel Donnersberger, der zu Witten-
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 1
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.45 x 21.56 cm
- Seiten
- 496
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918