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Eisenerz. 425
werk, in den Feldern der Brüstung selbst aber herrscht ein wahres Wirrsal von
Ast- und Wurzelwerk und regellosem Durcheinander von spätgothischen Ornamenten,
bis wieder im n. Ausläufer der Empore ornamentaler Zierat eine gewisse Regel-
mäßigkeit eintritt, allerdings nur in der Weise, dass die Äste regelmäßig zu
einer Hürde verflochten werden. Interessant sind die zwei kanzelartigen Vor-
sprünge der Empore, Reminiscenzen, jener Epistel- und Evangelium-Kanzelu,
welche an den Lettnern unserer mittelalterlichen Kirchen gebräuchlich waren.
Die Netzgewölbe der Kirche sind geformte Terracotta.
Der Hochaltar, mit einem von J. K. v. Rösselfeiner gemalten Altar-
blatt, stammt aus dem 17. Jahrhunderte an und gehört zu den besseren seiner Zeit.
Nächst demselben erblickt man noch die alte bankförmige Priestersession auf
der Epistelseite, in welcher ein Kästchen mit einem (1601 bei einer Hofjagd
in der Radmer) muthwillig durchschossenen gemalten Kreuzhilde steht. Den
Kreuzaltar ziert ein geschnitztes, vom Volke viel verehrtes Christusbild.
Im Schiffe oberhalb der nördlichen Seitenempore leistet ein Bergmännchen
den Stundenschlag an einer Glocke als Apendix der Thurmuhr. Von den zwei
Lustern zeigt der eine gleichfalls kniende Bergknappen als Lichthälter.
Glocken der Kirche. Die größte der vier Glocken wurde 1691 von
Melchior Schorer in Linz gegossen, die zweite gleichfalls von Schorer, die dritte
und vierte aber von Johann Fehl 1827 und Karl Fehl in Graz 1866.
Grabdenkmäler. Außer der Kirche: O, am Thurme sehr schönes
Denkmal des Radmeisters Georg Scheichel von 1594, dann an der Südseite der
Kirche prächtiges Grabdenkmal von 1580 der Frau Margaretha geb. Schmeltzerin
zu Judenburg, von ihrem Gatteu Georg Friewirth zum Friedhof, kais. Rath,
Amtmann und Forstmeister, gesetzt worden. Zwischen den zwei Seitenpfeilern
des Chorschlusses befindet sich das sinnige Grabdenkmal der Antonie Edle von
Grubern für ihren Gatten Franz X. Edlen von Weißenberg zu Treuenbuig und
SpateDau. Ferner weist die Kirchhofmauer noch einzelne Denksteine auf, so des
Rathsbürgers und Steinmetzen Josef Joh. Khrupp, des 1651 verstorbenen Markt-
richters Thomas Barholan, des kais. Mautheinnehmers Michael Spundler von 1653.
Im Innern der Kirche befinden sich verhältnismäßig nur wenige Grabdenkmale,
wovon mehrere am Boden liegen und ganz unkenntlich geworden sind. Zwei
sind an der n. Wand des Chores eingemauert. Von diesen gehört das eine
Epitaphium aus Marmor dem 1767 verstorbenen Gubernialrath und Oberkammer-
grafen Joh. Jos. Edlen von Kofflern, der zweite Gedenkstein, ober der zur
Wendeltreppe führenden Thür eingemauert, ist der des 1657 verstorbenen
Priesters Siegmund von Kriechbaum zu Kirchperg.
Außer der Pfarrkirche befindet sich im Markte noch die den Curatbene-
ficiaten zugewiesene sogenannte Marktkapelle Maria-Geburt. Diese wurde
1490 an Stelle einer früher daselbst bestandenen und abgebrochenen Kapelle
erbaut, 1594 erweitert und mit einem Thurme versehen, beim Brande im J. 1745
aber arg beschädigt und stürzte hiebei das Gewölbe im Schiffe ein, das dann
durch eine flache Decke ersetzt wurde. Nur der Chor lässt am Gewölbe, das
nun der Rippen beraubt, dafür aber bemalt ist, den ursprünglichen Stil erkennen.
Im Thurme hängen drei Glocken, 1746 von Maria Anna Köstenbäuerin
in Graz gegossen. Das Hochaltarbild, darstellend die Geburt der heil. Maria,
wurde von Johann Tendier gemalt. Von hohem kunsthistorischen Interesse
ist eine daselbst befindliche silberne Monstranze (siehe S. 426) mit der Um-
schrift: „Joan de Wendenstain in Prantenperg 1627."
Von den Profangebäuden des Marktes Eisenerz verdient vor allem der
Kammerhof, das Jagdschloss Sr. Majestät des Kaisers Franz
Josef I., Beachtung, ein mehrhundertjähriges Gebäude und Sitz der ehemaligen
Kammer- und Oberkammergrafen im Innerberg des Eisenerz. Der Kammerhof,
ein schlossähnliches Gebäude mit thurmartigem Vorsprunge, erscheint schon auf
einer Abbildung vom J. 1598 und ebenso auf einem Merian'schen Stiche vom
J. 1620, und diente von jeher den Landesfürsten als Absteigequartier gelegentlich
der in hiesiger Gegend abgehaltenen Hofjagden. Nach dem Verkaufe der
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 1
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.45 x 21.56 cm
- Seiten
- 496
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918