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428 Eisenerz.
aus drei Ortschaften bestehenden Eisenerzer Gerichtsbezirkes, und bietet
somit ein überaus instructives, vo l lkommen abgesch lossenes Bild
des Culturlebens dieser Gegend in früheren Zeiten.
Ohne geradezu blendende oder kostbare Schaustücke
aufzuweisen , b ietet das Museum auf allen Gebieten der
I le imatskunde und culturel len Thät igkeit eine wahre
Fül le des interessanten Mater ia les , und ist der Besuch
des Museums geradezu unentbehrl ich f ü r j e d e n , der sich
für die Culturent Wickelung Ste iermarks interessiert ,
dazu ist auch das decorative Arrangement der einzelnen Gruppen ein so
gefälliges, dass kaum irgend ein Besucher dieser Sammlungen unbefriedigt
bleiben wird.
Wenn man erwägt, dass alle diese Gegenstände ohne jeden Fond,
zumeist eigentümlich aus langvererbtem Besitz erworben worden mussten
und bei Verzögerung der Museumsgründung vielleicht schon in wenigen
Jahren zerstreut und für das Land für immer verloren gewesen
wären, so wird man den Wert dieses Museums, welches für Eisenerz, wie
für Steiermark einen wahren Schatz bedeutet , zu würdigen wissen.
Man betritt das Museum durch die mit einem alten Votivbilde und
mit Porträts gezierte Hausflur, in welchem uns eine mächtige schmiede-
eiserne Kanonenlaffettenachse, die am 12. September 1683 den Türken
vor Wien abgenommen und hieher gesandt worden, auffällt.
Über eine schmale Stiege gelangen wir in einen engen mit Waffen
und originellen alten Schützenscheiben, deren Verslein von gar
drolligen Jagdabenteuern erzählen, gefüllten Vorraum des 1 Stockes. Das
Porträt des Erbauers des Kriechbaumhofes bei Eisenerz, Anton Kriech-
baum, eine alte „Schinkarte" vom Erzberge, ein Grundriss des Keiflinger
Holzrechens und dgl. mehr fesseln vorerst den Blick.
Am bedeutsamsten ist hier jedoch die Gruppe von Rechtsdenk-
mälern, die zu unserem Tröste zwar der Folterinstrumente entbehrt, doch
durch die Marktfreiung (ausgestreckter Mannesarm mit gezücktem Schwert) die
Fidel, zwei Marktrichterstäbe, Zunftschilder etc. sehr interessant vertreten ist.
Rechts von diesem Vorzimmer liegt ein großes Local, welches die
Glanzpunkte des Museums enthält.
An der Wand zur Linken fesselt vorerst die reichhaltige Gruppe alt-
s te i r i s cher Musik instrumente den Blick; bastumflochtene Schal-
meien, kurze Schwegelpfeifeű, das altsteirische Nationalinstrument : das Hack-
brett, eine sogenannte Lyra, alte Zithern mit wenigen Saiten und dgl.
mehr, geben ein treues Bild jener Musikinstrumente, die einst ein treuer
Gast der Holzknechtstuben und Sennerhütten waren.
Daran schließt sich eine überaus interessante Darstellung des Erz-
bergbetriebes und der Erzförderung in frühern Zeiten mittelst Sackzuges.
Ein prächtiger römischer Paalstab (aus der Radmer) eröffnet jetzt
jene reiche Sammlung der Funde alter, auf den Erzbetrieb Bezug haben-
der Geräthe, Markeisen, Grubenlampen etc., die den Übergang zu den
bildlichen Darstellungen von Erzbergmotiven vermittelt.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 1
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.45 x 21.56 cm
- Seiten
- 496
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918