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Eisenerz. 431
Bergmannsfamilien treu behütet, durch Jahrhunderte vererbt haben. Meist
religiöse Stoffe behandelnd, reicht Reim und Wortlaut dieser von den
Bergknappen früher regelmäßig, heute aber nur mehr wunderselten auf-
geführten Volksspiele oft bis in das Mittelalter zurück; ein Paradeis-,
Susanna-, Georgius- und Weihnachtsspiel, sowie eine Barbarakomödie sind
vollständig vorhanden, dazu noch eine Reihe lustiger Schwänke und Hans-
wurstliaden.
Die gegenüberstehenden Pultkästen verwahren die kleine Münzen- und
Medaillensammlung. Letztere verdient besonderes Interesse, weil sie mehr-
fach auf Eisenerz oder hier wirkende Männer Bezug hat. Wir verweisen
diesbezüglich auf die eingehende Beschreibung dieser Medaillen im Kataloge.
Auch die hübsche Sammlung von fast ausschließlich Eisenerzer
Originalsiegelstempeln und Siegelabdrücken aus dem 18. und 19. Jahr-
hunderte wird ihre Freunde finden.
Zahlreiche Modelle der einst so berühmten Wasserbauten der Inner-
berger Haupt,gewerkschaft, der Brescenyklause bei Weichselboden, Holz-
rechen , Pilotenschlagwerk etc. sind unter dem Pultkasten aufgestellt.
Wieder in den Vorraum rückkehrend, gelangen wir nun zur Linken
in das zweite Zimmer, in welchem uns vor allem die Büste P. K. Roseggers
(Siehe S. 162—165) von der Meisterhand Hans Brandstetters, eine
Spende dieses rühmlichst bekannten steirischen Bildhauers, ins Auge fällt.
In der Mitte des Zimmers, einen Schrank füllend, prangt die Col-
lection der Gegenstände der k ircbl ichen Kunst. Jedes Stück verdient
hier eingehende Beachtung; von dem prunkvollen und farbenreichen, von den
Töchtern Kaiser Ferdinands H. für die Kirche in der Radmer eigenhändig
gestickten Messgewand und der gothischen Monstranze, bis zu den zwei
schönen Flügelaltarbildern der Kölner Schule.
Ein großer Wandkasten birgt zahlreiche interessante alte Trachten-
stücke, über deren Verwendung die der Hand Johann Tendlers entstam-
menden Costümbilder Auskunft geben. Drahtl- und Goldhauben, kurzleibige
Spenser mit auswattierten Ärmeln, reich gestickte Taufhäubchen, breit-
krämpige, alte grüne Männerhüte und langschößige grüne Röcke, Trachten-
stücke von Berg- nnd Hüttenleuten, alles für immer entschwundenen Zeiten
angehörig, reihen sich hier aneinander.
Den Glanzpunkt dieser Section bildet die Sammlung alter, reich
gearbeiteter Ledergürte l , die nun gleichfalls der halbvergangenen Zeit
angehören.
An der gegenüberliegenden Wand finden wir im Kasten die Gegen-
stände der Section III und IV, Ausstattungsgegenstäude aus Metall, Holz,
Bein, Leder etc. Hieher gehören die alten Zinnkrüge und Zinnschüsseln,
der blinkende Wandschmuck unserer alten Bauern- und Bürgerstuben, ein
Ehrenbecher, bestehend aus einer reich gefassten Cocosnuss, bei feierlichen
Anlässen der Marktgemeinde Eisenerz verwendet, ein gothisches Messing-
becken mit Adam und Eva-Darstellung, eine aus Serpentin gearbeitete Flasche
von 1575, alte Apothekergeräthe, Uhren mit hölzernem Räderwerke, Dosen,
alte Wachs- und Lebkuchenmodeln aller Art etc. und vielerlei Arten von
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 1
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.45 x 21.56 cm
- Seiten
- 496
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918