Seite - 433 - in Die eherne Mark - Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1

Eisenerz. 433 mit reizenden Rococobildchen, Pokale und Kelchgläser, alte bemalte Bauern- kriigeln, Majolicateller etc. In diesem Zimmer befindet sich auch die Schiehtglocke der Berg- leute in der Radmer aus dem Pestjalire 1713, mit den Bildnissen der Himmelskönigin und des Erzengels Michael, weiters ein hübsch geformter Handtuchhalter von 1622, mit Handtüchern (1660 u. s. f.) behangen. Auch die ganz aus Holz gearbeitete Uhr oberhalb des Lugfenster- chens, Stunden, Minuten, Tage der Woche, Monate und Mondesphasen zeigend, das Werk eines Pfarrers in Hieflau aus dem vorigen Jahrhunderte, soll nicht übersehen werden. Venetianer Spiegel, Spinnräder, alte Truhen, ein altes Apotheker- wahrzeichen , das fabelhafte Einhorn mit dem Narwalzahn darstellend, Hochzeitstäbe etc. finden sich weiters ebenfalls noch in diesem Zimmer. Von großem Interesse ist jedoch der Bilderschmuck dieses Locales, und hat hier jedes Bild einen speciellen culturhistorischen Wert. Das Erzherzog Johann-Bi ld von Bl. Höfel (v. 1818), nach dem Gemälde von P. Krafft, in der allbekannten Darstellung des unvergess- lichen, erleuchteten Freundes der Steiermark als Alpenjäger, ein Geschenk Sr. Excellenz des Herrn Grafen Meran, vor allem, dann die Markt-Ansichten und Trachtenbilder aus dem Besitze der Künstlerfamilie Tendier, Situa- tionsplan und Ansichten von Eisenerz im 15., 17. und 19. Jahrhunderte etc. verdienen eingehendste Beachtung. Den Schluss dieser Bildersammlung finden wir im letzten Gemache, dessen Wände ganz mit Porträts und Localbildern bedeckt sind. Wieder beherrschen hier die Werke der Künstlerfamilie Tendier zu meist die ganze Sammlung. Zuerst fallen durch ihre großen Dimensionen die in Gouaschemanier von Johann Tendier 1804 gemalten, sogenannten Franzosenbi lder auf, welche mit großer Treue die wichtigsten Mo- mente in der Geschichte der Occupation Eisenerz zur Zeit der Franzosen- kriege (1800 und 1801) darstellen. Ein photographisches Tableau von Automaten, Seiltänzer- und Kunst- reiterfiguren darstellend, mitsammt ihrem Erfinder Mathias Tendier und dessen Sohn Johann erinnert an die ihrer Zeit so berühmten Automaten des steirischen Künstlers. Interessant ist auch insbesondere das Porträt des FML. Georg Friedrich Freiherr von Kriechbaum etc., entstammend einer Familie, die seit dem 16. Jahrhunderte in Eisenerz sesshaft gewesen und in den Adelsstand erhoben worden war, in Eisenerz den sogenannten Kriechbaum- hof besaß. (Siehe S. 82.) Daneben finden wir wieder zahlreiche Werke der Familie Tendier, darunter die Aquarellskizzen der Oswaldkirche, Alpenblumen und Früchte, von Josef Tendier gemalt, weiters von Johann Max Tendier die Skizze zu dem interessanten Gemälde „Germanen- kampf", — die Aquarellansicht des prächtigen Thurmzimmers im Gayereg- gütel ; — Porträts von Eisenerzer Bürgern u. s. w. Einige Schnitzwerke, darunter ein gothischer Christus, beschließen die reiche und vom culturhistorischen Standpunkte eminent wertvolle Sammlung. Krau ss, Die eherne Mark. 28