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444 Der Erzberg.
Angaben Erzherzog Johanns ausgeführte, von L. Schnorr v. Karoisfeld
meisterhaft gemalte Votivgemälde aufbewahrt, welches früher zu Füßen des
Kreuzbildes auf der Spitze des Erzberges angebracht war. Dasselbe zeigt
uns den Heiland am Kreuze im Schatten einer weithin wurzelnden Zirbel-
kiefer, r. von dieser die heil. Maria, 1. den heil. Johannes den Täufer
und in der Mitte des Bildes den Erzherzog Johann in der maximilianischen
Bergmannstracht, mit der Rechten den Kreuzesstamm umfassend und zum
Bildnisse des Gekreuzigten emporblickend, gleichsam von diesem den Segen
für den Bergbau erflehend. Eine Inschrift besagt, dass am 27. Mai 1823
Erzherzog Johann das Kreuz auf der Spitze des Erzberges habe errichten
lassen. Von dem Balkon des Herrenhauses aus genießt man an heiteren,
klaren Tagen einen wunderbaren Anblick der Gegend von Eisenerz.
Ein ganz eigenartiges, prächtiges Bild bietet von hier der Anblick
einer Sprengung. Da ertönt ein Eisenblech unter den Schlägen eines
Bergmannes und nun folgt plötzlich die Flucht der auf den Erzstufen und den
Leitern emsig pochenden und hämmernden Bergleute, gleich einem Gnomen-
volke, in die Berglöcher, und in wenigen Minuten ist die Riesentreppe des
Erzberges verödet und herrscht unheimliche Ruhe an der Stätte rastloser
Arbeit. Da dringt ein dumpfer Knall an unser Ohr, der als mächtiger
Donner in den Bergen fortrollt, und nun kracht und knallt es an allen
Eckeii und Enden, die braunen Erzmassen werden wirr zerrissen, und
die losen Trümmer fliegen hoch in die Lüfte. Grauer Pulverdampf steigt
wie Wiuternebel ringsum auf und umhüllt den Beschauer, der dem in den
Bergen fortdröhnenden Widerhall der Mienenschüsse lauscht. Wieder er-
tönt das Blech unter den Schlägen des Bergmannes und nun huscht wie-
der das Bergvolk aus allen Stollen und Gängen hervor ans Tageslicht, zu
neuer emsiger Arbeit.
In der nächsten Nähe des Vordernberger Herrenhauses steht die
Dietrichstein'sche Säule, welche sich früher nächst dem sogenannten
Christoph-Aufzuge bei dem Kaisert ische , einer nun dem Abbaue ver-
fallenden Stelle, von welcher aus Kaiser Maximilian II. die Gegend ins-
besondere großartig gefunden haben soll, befunden bat. Die Säule wurde
1782 vom Oberkammergrafen Dismas Franz Graf v. Dietrichstein errichtet.
Sie enthält auf einer Inschrifttafel folgende Verse aus Klopstocks herrlicher
Ode „Preis der Allmacht" :
Hier steh ich,
Rund um mich ist alles Macht!
Und Wunder alles!
Mit tiefer Erfurcht schau
Ich die Schöpfung an,
Denn du
Namenloser, du erschufest sie!
Eine darunter befindliche, in die Säule gehauene, jedenfalls nur auf
die Wiederbearbeitung des Erzberges bezügliche Inschrift lautet: „Als Man
Zählte Nach Christi Geburth 712 hat man dießen Edlen Erzberg zu bauen
Angefangen".
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 1
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.45 x 21.56 cm
- Seiten
- 496
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918