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Umgebung Eisenerz, 449
den sogenannten oberen Prossenweg einmündend. (Siehe diesen.) Das
von sanft abdachenden Wiesen und dunklem Waldesgrunde sich anmuthig
abhebende ehemalige Schlösschen Gaiereck, am Fuße dèr vom Pfaffen-
stein auslaufenden Kesselmauer, dient jetzt nur mehr landwirtschaftlichen
Zwecken und ist meist von Werksarbeitern bewohnt. Es wurde im J. 1622
vom Eisenerzer Radmeister Pongratz Geyer im Stile der damaligen Zeit
erbaut und enthielt nun meist abhanden gekommene reiche Holzvertä-
felungen, deren eine, die des Thurmzimmers, zur inneren "Verschönerung
eines der herzoglichen Gemächer im Schlosse Leopoldstein Verwendung
fand. Über dem Hause sind drei Erzstufen eingemauert, angeblich Eisen-,
Kupfer- und Silbererz, auf welch' beide letztere einst auch in Eisenerz und
Umgebung gebaut worden sein soll.
3. Obere Prossen (blau-roth, \2 St.) Am Kammerhofe vorüber
und unter der Kohlenauffahrtsbrücke des Wrbner Hochofen auf dem Gang-
steige oberhalb der Straße, vorbei an der Pestsäule, fort unterhalb des
Turnplatzes, dann aufwärts bis zur Einmündung des Gaiereckweges; unter-
wegs schöner Ausblick auf den Erzberg, die Pfarrkirche, den Schichtthurm,
die Förderbahn, Röst- und Bahnhofanlagen, das Münichthal, den Kaiserschild
u. s. w. ; dann hinauf an einzelnen Bauerngehöften vorbei und hierauf wieder
ein kleines Stück abwärts durch Wald und zum Urlaubskreuz. (Letzteres
wird so benannt, weil die anlässlich der großen Feuersbrunst am 2. Oc-
tober 1745 gestiftete Wallfabrtsprocession der Eisenerzer Bürger und Berg-
mannschaft nach Maria-Zell von der Pfarrgeistlichkeit, der Musikkapelle
und den Bekannten der Wallfahrer bis dahin das Geleite erhält, worauf
man sich hier nach einer kurzen Predigt des Priesters von einander ver-
abschiedet, oder „urlaub't".) Vor dem Urlaubskreuz scheidet sich die
Markierung. Roth führt abwärts in die vordere Seeau und dann auf-
wärts zur Eisenerzer Höhe und nach Wildalpen; blau aber seitwärts links
durch Wald zum „blauen Herrgott", einem vom Volke so benannten Kreuz-
bilde auf der unteren Prossen. Die vorerwähnte sehr restaurationsbe-
dürftige Pestsäule besteht aus einer polygonen Steinsäule mit gedeckter
Nische, deren offene Seite dem unterhalb vorbeiziehenden Steig zugewendet
ist. Beiderseits der Nische befinden sieh schildartige Steintafeln mit den
Wappenfiguren des Marktes Eisenerz, „Kratzer" und „Eisen" und der
Jahreszahl 1598; an dem Dache ist die Jahreszahl späterer Renovierung
ersichtlich. Diese Säule soll früher weiter unten an der Straße in der
Ebene gestanden sein, wo man die im genannten Jahre an der Pest Ver-
storbenen begraben hat.
4. Untere Prossen (blau-roth % St.) Auf der Eisenstraße
durch das Münichthal bis zu den Holzplätzen, dann rechts auf der Brücke
über den Erzbach und sodann mäßig ansteigend an einzelnen Bauerngehöften
vorüber; unterwegs Ausblick auf den Erzberg und das Münichthal. Durch
schattigen Wald, dann eben zum „blauen Herrgott" und sanft abwärts
zum Wegweiser, wo die Straße sich theilt und der eine Arm in die Seeau,
der andere aber abwärts an das östliche Gestade des Leopoldsteiner
Sees führt.
Krause, Die eherne Mark. 29
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 1
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 1
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.45 x 21.56 cm
- Seiten
- 496
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918