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Landl. 3 5
Land l , Pfarrdorf mit 15 H. und 80 E. (Gemeinde 306 H. und
1898 E.), einst der Sitz einer bedeutenden Eisenindustrie, liegt ungemein
lieblich auf jenem sonnigen, saftig grünen Gelände ausgebreitet, welches
sich hier als Oase beiderseits der Enns zwischen den Felsenschroffen aus-
buchtet. Reich entwickelte Obstculturen und üppige Matten erfreuen überall
das Auge und laden den Wanderer zur Rast, während das Auge sich
staunend zu den herrlichen Kalkmauern erhebt, die, mit dem Zinödl
beginnend, in grandioser Kette über das riesige Hochthor und die Almmauer
gegen Süden den Horizont begrenzen.
Das Pfarrdorf liegt am 1. Ufer der Enns und wurde einst von dem
Saumwege berührt, der von Eisenerz über Hieflau nach St. Gallen führte.
Die jetzige Kirche, dem heil. Bartholomäus geweiht, wurde 1273 vom Stifte
Admont erbaut, später aber vielfach umstaltet. Aber schon 1276 wurde Landl
als eigene Pfarre aus dem Sprengel der Mutterkirche St. Amandus zu Admont
ausgeschieden. Die damals bestandene Kirche dürfte jedenfalls identisch mit jener,
schon 1196 erwähnten Kirche St. Andreas im Tumpan gewesen sein, weil in den
ältesten Urbarien thatsächlich ein Gut Tumpan (Tumpach, jetzt Jaklbauernhof)
in Landl vorkommt. Die spätgothische, durch neue Zubauten erweiterte Kirche,
mit massiven Thurm an der Westseite, zeigt ein spätgothisches Netzgewölbe von
besonders geschwungener Rippenführung im Chore aus dem Beginn des 16. Jahr-
hunderts. Die Kirche hat drei Altäre, wovon der Hochaltar ein kunstvolles Gemälde
des „heil. Bartholomäus vor Gericht" enthält. In der Kirche befindet sich die
Gruft der Reiflinger Gewerkenfamilie Kherzenmändl. An der Außenwand der Kirche
zeigt sich der prächtige Grabstein des berühmten Wasserbaumeisters Hans Gasteiger,
des Erbauers des Rechens zu Palfau-Reifling, welcher am 27. December 1577 zu
Wien (?) gestorben war. Die Inschrift meldet: „Allhie der Edi vnd Kunstreich
Herr — Begraben ligt Hans Gasteiger — der in sein Leben Ihr Maistett — Aien
fainen Baumaister geben hatt — Mit wasser gebäu, Alls da sein — der Schiefweg
(Schiffsweg) in d' Hiflau hinein — Von der stuf, den Rechen hie gemacht — die
Ciain vhr und vili mehr erdacht. — Im sieben und siebenzigisten Jar — Am Sant
Johanns Er gestorben war." Gasteiger war von Tirol eingewandert und zu Reif ling
sässig geworden, woselbst er sich mit der Tochter Margarethe des Radgewerken
Wolf Knotz in Eisenerz vermählte und Gewerksbesitzer wurde. Er machte die
Enns von Hieflau an für größere Fahrzeuge schiffbar, legte den am Ufer fort-
laufenden Schiff- oder Treppelweg an, und kam damit zu großen Ehren. Erzherzog
Karl II. ernannte ihn zu seinem geheimen Rath und verlieh ihm die Gnadenkette.
S p a z i e r g ä n g e und Touren . 1. Nach La inbach , Oi'.schaff
der Gemeinde Landl am r. Ufer der Enns, am Ausgange des pittoresken
Schwabeithales mit Busenlechners beliebtem Gasthause, 3/4 Std. auf der
Fahrstraße. Calvarienberg mit schöner Aussicht.
2. Von der Haltestelle ö. über das reizende Gelände des Moos-
landl zum Mooswi r t , 20 Min. und Radspattmayer, beide große alte
Wirtshäuser. Der Mooswirt ist ein genauer Kenner der Petrefacten-Fundorte.
3. Auf die J o d l b a u e r Alpe mit Sennhütte, \x/2 Std. auf
Alpenfahrweg. Prächtiger Almboden am Fuße der Abstürze der Almmauer,
reizende Tiefblicke auf die üppig grünen Gelände des Landls und die
Engen des Ennsthales. Abstieg w. über die Busenlechner Alpe (Sennhütte)
in den Tamischbachgraben und durch denselben bis zur Hauptstraße, von
wo man r. über den Übergang wieder nach Landl gelangt.
5. Am Tamischbachthurm 5 *x/2 Std. Übergang in den Tamischbach-
graben und durch denselben zur Gigalalpe etc., siehe Touren von Gstatterboden.
3*
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918