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Admont. 5 9
Zu sieben verschiedenen Zeiten des Tages und der Nacht wurden Gebete
und Psalmen gesungen. Beim Tode eines Bruders oder einer Schwester mussten
sich alle der Geißelung unterwerfen. In das Nonnenkloster führte vom Mönchskloster
nUr eine Pforte, dem Hauptaltar der Kirche gegegenüber. Zwei Schlüssel davon
haben die zwei ältesten Stiftspriester in Händen, den dritten die Meisterin. Diese
Pforte darf aber nur dann geöffnet werden, wenn eine sterbende Schwester die
Sacramente verlangt. Die Nonnen waren immer vereint. Am Fenster des Sprech-
zimmers legen sie die Beichte ab. Ohne Zeugen dürfen sie mit niemandem sprechen.
Auch den folgenden Äbten Wichpoto (1226—1229) und Berthold I.
(1229-1231) war pur eine so kurze Wirksamkeit beschieden, dass die Stiftschroniken der
Nachwelt von ihnen wenig zu erzählen wissen und wäre nur zu sagen, dass in die
Regierungszeit dieses Abtes die Verleihung des Gebrauches der Infel (Mitra) durch
Papst Gregor an die Äbte von Admont fällt. Die Wahl des nächsten Abtes fiel
auf den Admonter Conventualen Conrad, welcher am 16. April 1231 als Abt
berufen wurde.
Während seiner eilfjährigen Wirksamkeit fand er Anlass, nicht nur wesentlich
den Stiftsbesitz zu mehren, sondern insbesondere auch große Bauten auszuführen.
Als im Mai 1235 Kaiser Friedrich II. auf seinem Zuge von Italien nach Deutsch-
land in Neumarkt vom Herzog Leopold, dem Herzog Bernhard von Kärnten, dem
Salzburger Erzbischofe etc. begrüßt wurde, bestätigte er die Handveste, die Kaiser
Friedrich I. 1184 dem Stifte gab.
Konrad starb am 14. Juli 1242 und wurde hierauf der Biburger Abt als
Berthold II. (1242—1259) zum Abte gewählt. Gegen Ende der Regierung dieses
Abtes fiel das Schisma zwischen den Erzbischof Philipp und den vom Capitel zum
Erzbischof berufenen Bischof von Seckau, Ulrich. Ersterer behauptete sich, von
König Ottokar unterstützt, in Salzburg, und verheerte das Land, und Ulrich musste
als Flüchtling sich im Schlosse Piber (1258) verbergen, wurde aber auf seiner neuer:
liehen'Flucht nach Baiern auf die Burg Wolkenstein gebracht und bis 1260 hier
gefangen gehalten. Zu Ostern 1259 brannte das Nonnenkloster nieder.
Berthold folgte 1259—1262 der Admonter Priester Friedrich als Abt,
unter dessen kurzer Regierung eine Hungersnoth die Klostergemeinde zwang, im
Stifte St. Peter zu Salzburg ein Asyl zu suchen.
Auch der nun folgende Abt Ulrich I., nicht gewachsen den mächtigen
Stürmen, die Deutschland und Österreich durchtobten, resignierte 1268. Die Stifts-
chronik meldet aus dieser Zeit das Auftreten der Secte der Flagellanten, der
Geißler, und ein Erdbeben vom 7. Mai 1267.
Als Nachfolger wurde der Admonter Priester Albert, als Albert I.
(1268—1275) zum Abte gewählt in drangvoller Zeit. Am Vorabend der Sturm-
fluten, die jetzt über Österreichs Länder hinbrausen sollten, erscheint nun an der
Spitze der Admonter Klostergemeinde jener Mann, der in den Stiftschroniken der
zweite Gründer des Stifts genannt wird, Abt Heinrich II. (1275 bis
1297), zu St. Walburg bei St. Michael an der Liesing geboren. Kühn und energisch,
voll glühenden Ehrgeizes, ebenso gewandt die Feder wie das Schwert zu führen,
gehörte dieser so staatsmännisch beanlagte Abt zu den merkwürdigsten Männern
seiner Zeit. Vorerst melden die Stiftschroniken von diesem Abte seine Fürsorge
für den Ausbau des Münsters.
Am 30. October 1276 erschien Heinrich im kais. Hof lager zu Wien, um
aus König Rudolfs Händen die Bestätigung der Majestätsdiplome von 1184 und
1235 zu erwirken. Am 30. April 1278 gestattete Kaiser Rudolf dem Abte, Schutz-
wehren zu errichten; es waren dies die Befestigungen der Pässe im Selzthal und
Reitthal, am Dietmannsberg und an der Buchau. Im gleichen Jahre folgte die Ent-
scheidungsschlacht am Marchfelde am 26. August. Im October 1279 erfolgte
plötzlich die Ernennung des Abtes zum Landschreiber von Steiermark und nun
erscheint Heinrich am politischen Schauplatze als energischer Vertreter der Inter-
essen des habsburgischen Hauses.
Um das Jahr 1280 fällt die Erbauung der festen Burg Gallenstein nächst
Admont als Zufluchtsstätte für das Stift. Die gewandte Vertretung der Interessen
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
- Titel
- Die eherne Mark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Band
- 2
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- Leykam
- Ort
- Graz
- Datum
- 1892-1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 14.1 x 20.37 cm
- Seiten
- 613
- Schlagwörter
- Steiermark, Heimatkunde
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918